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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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fliegender Teppich sie in die Höhe. Politisch ambitioniert hatte sie sich nie gezeigt, sie war im Gegenteil immer so sehr mit ihren Fällen beschäftigt gewesen, dass sie ihrem Ruf nicht viel Beachtung schenkte. So hatte sie auch nicht bemerkt, dass man sie für einen Richterposten in Betracht zog.
    Wie eine ehrwürdige Richterin fühlte sie sich nicht gerade, als sie die Tüten balancierte und nach den Schlüsseln in ihren Hosentaschen angelte. Sie sah in ihren Kakihosen und dem gestreiften Poloshirt wahrscheinlich auch nicht wie eine aus. Nicht dass es jemanden interessiert hätte, sie selbst in diesem Moment am wenigsten.
    Für den Abend hatte sie etwas Besonderes geplant.
Ein sündiges Gourmetfest.
Sie hatte alle Zutaten für eine
Paella
beisammen, und allein der Gedanke daran ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gewöhnlich ernährte sie sich von dem, was sie schnell mitnehmen oder sich liefern lassen konnte. Sich Zeit zu nehmen, um ihr Lieblingsessen in aller Ruhe vorzubereiten und zu kochen, erschien Mattie fast dekadent, besonders weil sie keinen Tag freigehabt hatte, seit sie an das Berufungsgericht gekommen war.
    Sie hatte die Wochenenden durchgearbeitet, den Urlaub abgesagt, sogar ihren Geburtstag ignoriert, aber sie tat es freiwillig. Sie hätte gar nichts anderes mit ihrer Zeit anzufangen gewusst.
    "Wenn du etwas Hirn hättest, Smith", stellte sie fest, "hättest du versucht, diese Pause zu genießen, statt dir den Kopf über Probleme zu zerbrechen, die sich höchstwahrscheinlich in Luft auflösen werden."
    Sie meinte den Fall Broud und Jameson Cross.
    Letzterem hatte sie viel zu große Beachtung geschenkt. Cross müsste stichhaltige Beweise vorlegen, um den Fall neu aufrollen zu lassen, und was er bis jetzt hatte, klang nach bloßen Vermutungen. Er schien noch nicht einmal zu wissen, wer die einsamen Mädchen waren.
Warum sollte sie also in Panik geraten?
    Lächelnd schüttelte Mattie den Kopf.
    "Hey, hör auf damit!" Beinah wäre ihr eine der Lebensmitteltüten heruntergefallen. Mit dem Knie fing Mattie die Tüte auf und klemmte sie sich wieder fest unter den Arm, während sie die letzten Stufen erklomm, die durch ihren kostbaren Steingarten führten.
    Als sie zu ihrem weißen Schindelhaus mit den grünen Fensterläden aufsah, verschwand ihr Lächeln. Erlag sie einer optischen Täuschung, oder waren die Läden geschlossen? Sie klappte sie nie ganz zu. Allein der Gedanke war ihr unangenehm. Wahrscheinlich die Sonne, sagte sich Mattie, nur eine Reflektion.
    Um die Fliegengittertür zu öffnen, stellte Mattie eine der Tüten ab.
    Sie wollte gerade den Schlüssel in das Schloss stecken, als die Tür sofort nachgab und zurückschwang.
    Mattie wirbelte erschrocken herum und schnappte nach Luft. "Was machen Sie in meinem
Haus?"
    Bei der Bewegung fiel ihr die zweite Tüte aus dem Arm, eine Flasche Rotwein prallte auf den Teppich und kullerte über den Boden wie ein Bowlingkegel. Zwiebeln und Peperoni sprangen in verschiedene Richtungen. Als Mattie einen Schritt zurück zur Tür machte, stolperte sie.
    Sie taumelte gegen die Tür, der Riemen ihrer Schultertasche verfing sich am Türgriff und riss ihr die Tasche vom Arm, als der Eindringling sie auf die Füße zog.
    Ein zweiter Mann nahm die Tasche hoch, zog den Reißverschluss auf und durchwühlte den Inhalt. Er suchte nach einem Ausweis, erkannte Mattie, nicht nach Geld. Das waren keine Vandalen oder Diebe. Diebe trugen keine undefinierbaren grauen Anzüge und Funkgeräte am Ohr.
    "Matilda Smith", sagte der vor ihr kauernde Mann, als er ihren Führerschein fand. "Sie ist es. Wir sind hier richtig."
    Mattie versuchte nicht, sich zu wehren. Die Männer waren in der Überzahl, und sie waren Profis. Ihre Gedanken rasten, als sie versuchte, die Gefahr abzuschätzen. Mach nichts, bis du nicht weißt, mit was du es hier zu tun hast, sagte sie sich. Sie kannte sich mit Verbrechern aus, und sie war nicht verrückt.
    Zwei weitere Männer betraten den Raum. Sie waren aus der Küche gekommen. Durch den Durchgang zum Esszimmer konnte Mattie offene Schubladen und Schränke erkennen. Sie hatten ihr gesamtes Haus durchkämmt. Die Sofakissen waren aufgeschnitten und der Teppich an den Seiten hochgerissen worden.
    "Matilda Smith?
Richterin
Smith?"
    Die autoritäre Stimme kam aus dem Flur, der zum Schlafzimmer führte. Ein weiterer grauer Anzug erschien im Durchgang, aber Mattie erkannte an seinem Tonfall und seinem militärischen Habitus, dass er die Operation leitete.

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