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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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umgezogen? Du hast eine wunderschöne Figur. Warum ziehst du dich so an, schämst du dich?"
    "Ich mag bequeme Kleidung."
    Er berührte ihr Gesicht, und sie zuckte zurück. Ihr Herz klopfte. Es war ein Reflex, aber sie hatte fast erwartet, dass er sie schlug. "Entschuldigung", sagte sie, auch wenn sie nicht wusste, wofür sie sich entschuldigte. Noch ein Reflex.
    "Du bekommst einen Pickel", stellte er fest. "Ich hoffe, du isst keine Süßigkeiten. Das wird deinen Teint ruinieren."
    "Ich esse in der Cafeteria. Ist das falsch?"
    "Sei nicht so zickig."
    "Bin ich nicht."
    "Bist du. Du bist zickig. Ich möchte dir nur helfen. Alles, was ich vorschlage, ist zu deinem Nutzen, und du benimmst dich daneben."
    Sie zog an einem losen Knopf, der an ihrer Jacke hing. "Ich kriege lauter Einsen in Kunst." Ihre Stimme war kaum hörbar. Ivy wusste, dass es hoffnungslos war. Nichts, was sie tat, würde ihn jemals besänftigen, und sie hasste sich dafür, dass sie es trotzdem versuchte.
    "Kunst ist ein Hobby, kein Beruf."
    "Ich habe auch nicht geplant, es zum Beruf zu machen."
    "Was hast du dann geplant? Von deinem Aussehen zu leben?"
    Seine Stimme verwandelte sich in ein verbittertes Zischen. "Hast du mal darüber nachgedacht, wer dich wollen könnte? Du bist schlampig und mürrisch. Deine Haut ist schlecht. Sieh mich an, Ivy. Irgendwer muss dir das ja sagen. Wann wirst du einsehen, dass ich dir nur helfen will?"
    "Ich will keine Hilfe." Der rohe Schmerz in ihrer Stimme überraschte sie selbst. Sie konnte nicht glauben, dass er immer noch so viel Macht über sie besaß, sie nur mit ein paar Worten zu vernichten. Zementwände hatte Ivy um sich errichtet und einen sicheren Zufluchtsort gebaut, zu dem er keinen Zutritt hatte. Ihre Freundinnen dachten, sie säße hier mit einem von Miss Rowes Männern. Ivy wünschte, es wäre so. Sie hätte lieber Sex mit einem Fremden, als in diesem Auto mit ihrem eigenen Vater gefangen zu sein.
    Plötzlich platzte es aus ihr heraus. "Warum soll ich nicht mürrisch sein? Ich bin eine verdammte Prinzessin, richtig? Ich bin nicht wie die anderen. Das sagst du mir doch die ganze Zeit. Ich bin etwas Besonderes. Ich habe eine vielversprechende Zukunft, aber ich kann die an mich gestellten Erwartungen nicht erfüllen. Vielleicht habe ich ja überhaupt keine Zukunft."
    Per Knopfdruck ließ er eine schalldichte Fensterscheibe hinuntergleiten, die sie vom Fahrer trennte. Normalerweise hätte das Ivy zum Schweigen gebracht. Wenn sie noch rational reagiert hätte. Aber nicht heute.
    "Wann begreifst du endlich, dass ich nicht so bin wie du?", rief sie. "Ich bin nicht brillant. Ich bin nicht gut in der Schule. Ich bin nur eine gestörte Vierzehnjährige, also lass mich bitte in Ruhe."
    Er antwortete nicht. Ivy traute sich nicht, ihn anzusehen.
    Sie hatte die Arme verschränkt und presste die Fäuste mit den Unterarmen an sich, damit sie aufhörten zu zittern. Schließlich bemerkte sie, dass sie ihn nicht einmal atmen hören konnte. Wenn er sich aufregte, wurde seine Stimme kalt und hart. Jedes Gefühl wich aus seinen Gesten, und man wusste nie, was er tun würde. Als Kind hatte er sie in ihr Zimmer eingeschlossen und sie über einen Sicherheitsmonitor beobachtet. Ivy hatte Angst zu atmen, wenn sie wusste, dass er sie so ausspionierte.
    Eines Nachts, in dem Glauben, dass die Dunkelheit sie schützte, rutschte Ivy aus dem Bett und kroch auf dem Bauch über den Boden. Sie hatte sich die ganze Nacht im Schrank versteckt. Aber am nächsten Tag hatte ihr Vater auch dort eine Kamera installiert. Er machte sich Sorgen, dass sie sich selbst verletzen würde, sagte er – ohne zu erklären, was das bedeutete.
    Aber Ivy wusste Bescheid. Ihre Mutter war dauernd in irgendwelchen Kliniken gewesen. Emotional instabil, hatte sie einige Nervenzusammenbrüche erlebt. Aber dass ihre Mutter selbstmordgefährdet gewesen war, hatte Ivy nicht gewusst. Selbst jetzt hatte sie Schwierigkeiten, zu begreifen, dass die schreckliche Tragödie vor einigen Monaten wahr geworden und ihre Mutter tot war. Aber das lag vielleicht daran, dass Ivy so wenig darüber wusste.
    Ihr Vater wollte mit ihr nicht über die Details sprechen. Außer dass ihre Mutter einen tödlichen Unfall in einer Klinik gehabt hatte, in der sie wegen einer mysteriösen Störung behandelt worden war, wusste Ivy nichts. Nicht eine Sekunde lang hatte sie an einen Unfall geglaubt.
    Sie hatte ihre Mutter verloren, kurz nachdem sie in diesem Semester an die Schule zurückgekehrt war.

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