Das Internat
versuchen, dich zu beschützen, Jane. Deine Sicherheit ist von nationalem Interesse. Vielleicht haben sie ja einige Vorbehalte gegen mich. Meine juristischen Entscheidungen waren ihnen möglicherweise zu kontrovers."
Um nicht von den Gerüchten zu sprechen, die mein persönliches Leben angehen.
Jane schien besänftigt. "Mattie, ich konnte dich nicht vorwarnen", sagte sie mit sanfterer Stimme. "Die Telefonistin hat deinen Anruf als auffällig eingestuft. Dann treten sofort bestimmte Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. Ich konnte nicht sicher sein, ob sie Anrufe von und zu deinem Apparat aufnehmen. Außerdem musste ich dich überprüfen lassen. Sonst wären sie misstrauisch geworden."
"Es ist schon in Ordnung, Jane. Es geht mir wirklich gut. Aber was ist mit uns hier drinnen?"
"Du fragst dich, ob wir hier reden können?" Jane formte die Worte lautlos mit den Lippen und sprach dann laut: "Ja, ich habe darauf bestanden, dass die Gestapo draußen wartet. Wir sind ungestört."
Neben einem Schreibtisch am Fenster stand Matties Stuhl. Sie ging hinüber, nahm ein Blatt Notizpapier und schrieb die Worte: "Sie haben die Räume mit einem Detektor abgesucht. Keine Wanzen gefunden, aber könnten sie welche angebracht haben?"
Jane hob die Hand, um Mattie zu bedeuten, dass sie einen Moment warten solle. Sie prüfte die Jalousien und zog die Lamellen noch fester zu. In Mattie stieg Panik auf. Sie konnte spüren, wie der Atem in ihren Lungen dicker wurde. Aber sie schwieg, in der Hoffnung, dass das Gefühl von allein verschwinden würde. Jane wusste seit ihrer Schulzeit von Matties Horror davor, eingesperrt zu sein. Damals hatten sie über fast alles gesprochen. Aber es war lange her, und Menschen verloren ihre Kindheitsphobien häufig. Mattie nicht. Wahrscheinlich handelte es sich um keine einfache Phobie. In ihrer Laufbahn hatte sie genug über posttraumatischen Stress gelernt, um die Symptome zu erkennen. Diese Möglichkeit hatte Mattie für sich selbst jedoch ausgeschlossen. Vielleicht wollte sie nicht glauben, dass sie ein ernsthaftes Problem hatte.
Jane kramte in ihrer Reisetasche und zog einen Gegenstand heraus, der wie Brattons Handy aussah. Augenblicke später hatte sie damit über die entscheidenden Möbelstücke, das Telefon und die Fußleisten gestrichen. Als sie fertig war, hielt sie die Daumen hoch.
"Ich habe das Ding Brattons Vorgänger abgenommen", erklärte sie und steckte das Gerät wieder zurück in ihre Tasche, "was einer der Gründe dafür ist, dass sie mir stattdessen Godzilla auf den Hals gehetzt haben, denke ich. Hey, Politik ist ein schmutziges Geschäft und der Feind lauert überall. Ich verlasse mich nicht gern auf den Zufall. Ich bin da natürlich viel zynischer als Larry."
Sie meinte ihren Ehemann Lawrence Mantle, der Unschuldigere der beiden – wenn das Wort noch in die Politik passte –, der bei schwierigen Entscheidungen oft den guten Cop spielte, während Jane den Gegenpart übernahm. Er fällte kaum eine wichtige Entscheidung ohne Janes Rat. Öffentlich stritt er das zwar ab, aber dieses Geheimnis kannte jede verheiratete Frau in Amerika. Sie waren natürlich mit anderen Präsidentenehepaaren wie den Clintons und den Reagans verglichen worden. Auch die Mantles bildeten ein fast unschlagbares Team, in dem ein charismatischer Mann und eine starke Frau zusammenarbeiteten.
Jane saß auf Matties blassgrüner Couch und legte die Hand auf das Kissen neben sich. "Wirst du mir jetzt endlich erzählen, was los ist?"
"Natürlich", sagte Mattie, aber sie konnte augenblicklich nicht viel mehr tun, als ihre Freundin eindringlich zu mustern. Sie hatte Jane im Fernsehen gesehen, aber persönlich begegnet waren sie sich zuletzt bei Janes Hochzeit vor fünfzehn Jahren. Mattie und Breeze hatten bei dem freudigen Ereignis die Rolle der Brautjungfern übernommen. Aber als Larry im darauffolgenden Jahr nach Washington, D.C., kam, war klar, dass Jane ständig unter Beobachtung stehen würde. Deshalb hatten die drei Frauen es für das Beste gehalten, den Kontakt einzuschränken.
Sie waren beruflich durchgestartet. Keine konnte sich eine Verbindung zum Fall Broud leisten oder zu den mysteriösen einsamen Mädchen, die er beschuldigt hatte, besonders Jane nicht. Sie hatten sich E-Mails geschrieben. Jedes Jahr hatten sie sich an den Jahrestag ihres Abschlusses in Rowe erinnert und in Ivys Namen eine Spende einer Wohltätigkeitsorganisation zukommen lassen. Aber seit Jane First Lady war, schrieben sie sich nicht
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