Das Internat
gegenüber verschaffen könne, indem man sexy und verführerisch auftrete.
"Ich verrate euch alle meine Geheimnisse", hatte sie ihnen damals erzählt. "Ihr werdet ein Wissen und Fähigkeiten besitzen, mit denen ihr all die anderen Mädchen weit hinter euch lassen werdet."
Breeze hatte sich zu einem zweiten Treffen mit einem anderen Mann überreden lassen, hauptsächlich weil sie Miss Rowes Zorn fürchtete, der wie ein züngelndes Feuer in ihren grünen Augen loderte, selbst wenn sie sich freundlich gab. Der zweite Mann hatte Breeze nicht berührt, aber es war trotzdem ein scheußliches Erlebnis gewesen. Er wollte, dass sie schmutzige Wörter sagte, während er sich selbst anfasste. Gott sei Dank trug sie eine Augenbinde. Allein die Geräusche, die er machte, widerten Breeze an.
Sie hatte danach aufhören wollen, aber das dritte Treffen wurde besser, das vierte erschien ihr wie eine Offenbarung. Einmal mehr hatte sie entdeckt, was für eine Macht sie besaß. Echte Macht. Sie musste nur den Mut aufbringen, sie einzusetzen.
"Schaut mal, was ich habe", sagte sie und hielt ihre Hand hoch, um ihren Freundinnen das glänzende Goldarmband zu zeigen, das an ihrem Handgelenk hing.
"Was musstest du dafür machen?", fragte Mattie. "Etwas total Verdorbenes?"
Sie waren gerade aus der Cafeteria zurückgekehrt, wo sogar das Fleisch zur Konsistenz von Babybrei zerkocht wurde, und hatten Breezes Zimmer gestürmt. Mattie lag auf dem Bett und machte Würgegeräusche, während Breeze sprach. Aber das ist nur Show, dachte sich Breeze. Mattie nahm jedes Wort auf. Sie war genauso fasziniert wie Jane, die das einzige anständige Möbelstück im Raum in Beschlag genommen hatte, einen gepolsterten Ohrensessel, den Breeze aus einem Lagerraum mitgenommen hatte.
Ivy wirkte, als fühlte sie sich unwohl. Sie saß auf dem Fußboden, an die am weitesten entfernte Wand gelehnt, einen Skizzenblock im Schoß, und zeichnete unablässig Gesichter, die genauso verloren und unglücklich aussahen wie ihr eigenes.
Manchmal verlor Breeze beinah die Geduld mit ihr. Ivy war es scheinbar egal, ob sie Breeze den großen Moment im Scheinwerferlicht mit ihrem Desinteresse verdarb, und so schlecht konnte Ivys Leben ja wohl nicht sein. Wenigstens hatte sie einen Vater, auch wenn sie nichts von ihm erzählte, außer dass er ein paar Stunden nördlich der Schule lebte und viel arbeitete. Aber die anderen drei hatten überhaupt keine Familie mehr. Breezes Eltern saßen eine Haftstrafe für die Zucht von Marihuana ab. Sie waren immer auf irgendwelchen Kreuzzügen. Diesmal ging es um die Legalisierung von Cannabis, und sie waren freiwillig ins Gefängnis gegangen – in dem naiven Glauben, dass ihnen irgendeine Bürgerrechtsbewegung zu Hilfe käme und ihr Opfer gebührend würdigte. Das war fast drei Jahre her.
"Was musstest du für das Armband tun?", erkundigte sich Mattie beharrlich. "Erzähl uns alles, auch die fiesen Sachen."
"Besonders die fiesen Sachen", fiel Jane ein.
Breeze erhob sich und stolzierte von einer Freundin zur nächsten, um ihre neue Errungenschaft vorzuführen. Sie hatte selten die Gelegenheit, im Mittelpunkt zu stehen, und kostete es aus.
"Ich musste gar nichts machen", sagte sie. "Es war meine Idee, mich auszuziehen. Er hörte nicht auf zu zittern, und ich versuchte, ihn zu beruhigen. Ich habe sogar seine Hand genommen und sie auf meine Brust gelegt, um ihm zu zeigen, dass es okay ist."
"Oh, mein Gott", flüsterte Jane. "Wie hat er reagiert?"
"Er hat geweint."
"Geweint? Tränen?", Mattie setzte sich ungläubig auf. "War er irgendwie komisch?"
"Ja." Breeze nickte. "Aber nett komisch."
"Hast du es mit ihm getan?", fragte Jane.
Jetzt war sogar Ivy aufmerksam, ihre langen Wimpern flatterten, als sie vom Block aufsah.
"Nein", sagte Breeze, die sich sehr überlegen fühlte, "aber ich habe ihn überredet, sich von mir anfassen zu lassen."
"Äh … und? Was ist dann passiert?"
"Nichts. Ich glaube, er war zu ängstlich."
Mattie und Jane verdoppelten vor Abscheu die Lautstärke ihres Stöhnens, was Breeze nicht überraschte. Sie war anders erzogen worden als andere Mädchen ihres Alters. Im Gegensatz zu den Eltern ihrer Freunde waren ihre immer noch Hippies, extreme Freidenker, die ihr beigebracht hatten, dass Sex und Nacktheit natürlich waren, nicht beschämend oder sündig. Die Kommune, in der Breeze aufgewachsen war, verstand sich nicht als Nudistencamp, aber die Bewohner liebten es, nackt zu baden. Und um Kleidung scherte sich
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