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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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schien Miss Rowes Handlangerin gewesen zu sein. Jameson war aufgefallen, dass sie für die Videogeräte zuständig gewesen sein musste.
    Kriminelle Straftaten waren auf den Bändern, die er gesehen hatte, nicht dokumentiert. Aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Was er gesehen hatte, waren vier junge Mädchen, alle offensichtlich Opfer einer grausamen Direktorin. Wahrscheinlich hätten sie gern Rache genommen. Ivy ganz besonders, doch sie war schon tot gewesen. Wenn Jameson Matties Versuche, Ivy zu beschützen, in Betracht zog, hatte sie die stärksten Motiven.
    Die ehrenwerte Matilda Smith, die sogar am Neunten Gericht mit ihrer Suche nach Wahrheit und Werten notorisch alles auf den Kopf stellte.
    Hm …
    Jameson aß die Eier direkt aus der Bratpfanne und trank zum Abschluss ein schäumendes Glas Orangensaft aus dem Kühlschrank. So hart gesotten Mattie auch schien, Jameson hielt sie weder für eine kaltblütige Mörderin, noch konnte er sich vorstellen, dass ein aufgeblasenes Ego in ihr Instinkte zum Töten weckte. Eine ernsthafte Bedrohung hätte das hervorrufen können, doch darauf hatte er keinen Hinweis. Nichts auf den Videobändern würde seiner Meinung auf ein Motiv für ein Mordkomplott hinweisen; und doch, Billy hatte die Mädchen beschuldigt. Die Polizei hatte ihn ignoriert, doch Jameson nahm seine Worte ernst.
    Billys Gerede von einem Sexring könnte aber auch bedeuten, dass vielleicht andere Miss Rowe tot sehen wollten. VIPs nannte er sie, wichtige Männer vielleicht, die fürchteten, dass ihre Taten herauskämen und sie ruiniert wären. Die Aufzeichnungen wiesen außerdem darauf hin, dass Billy die Drogen von Miss Rowe bekam – und nicht andersherum. Jameson hatte gehört, wie sie Billy der Erpressung beschuldigte. Vielleicht hatte sie ihn mit Drogen bezahlt.
    Jameson stellte die Pfanne und das Saftglas in die Spüle. Billys Behauptung von einer Verschwörung kam ihm immer wahrscheinlicher vor, obwohl es keinen handfesten Beweis gab. Vielleicht wollte er nur, dass es stimmte. Verschwörungen bildeten eine großartige Grundlage für echte Kriminalgeschichten, aber sie waren auch höllisch kompliziert. Es war fast unmöglich, zum Kern der Wahrheit vorzudringen, weil man sich leicht im Labyrinth der Lügen verirren konnte.
    Jameson konnte sich das in diesem Fall nicht leisten.
    Er war auf dem Weg ins Schlafzimmer, um zu duschen und danach eventuell ein Nickerchen zu machen, als es an der Haustür klingelte. Kurz nach sieben ist zu früh, entschied Jameson. Er erwartete niemanden. Deshalb schlenderte er in die entgegengesetzte Richtung und freute sich schon auf die dampfende Hitze und die willkommene Selbstvergessenheit unter der Dusche, als das unaufhörliche Klingeln ihn anhalten ließ. Der Idiot wollte nicht weggehen.
    Schließlich riss Jameson die Tür auf und erblickte eine zerknittert aussehende Gestalt. Der Mann hatte schmutziggraues Haar, das einen Schnitt vertragen könnte, und trug einen viel zu großen matschbraunen Mantel. Die Plakette, die er hochhielt, wies ihn als Arvid Edwards vom Morddezernat im San Rafael Police Department aus.
    "James Broud?", fragte Edwards.
    Während er nickte, wurde Jameson klar, dass er sich besser daran gewöhnen sollte, mit echtem Namen angesprochen zu werden. Als er Billys Tod gemeldet hatte, nannte er sich auch Broud.
    Den Beamten an der Tür kannte er nicht. Er hatte versucht, mit verschiedenen Polizeikräften in Marin County in Kontakt zu bleiben, aber bis vor Kurzem hatte er diese Verbindungen nicht genutzt. Die meisten Fälle, die Jameson verfolgte, wurden außerhalb des Bezirks und manchmal sogar ganz woanders im Land bearbeitet. Sein letzter Fall war der von Chandra Levy in Washington, D.C., gewesen. Dafür sammelte Jameson immer noch Material und entwickelte Theorien. Er hatte ihn teilweise deshalb fasziniert, weil der Senator von Nordkalifornien darin verwickelt war.
    "Sind Sie neu im Morddezernat?", fragte Jameson. Vor Jahren hatte er noch alle Morddetectives der Gegend gekannt.
    "Ich bin befördert worden." Edwards strahlte. "Ich habe die meiste Zeit meiner beruflichen Karriere in der Stadt verbracht – Gewaltverbrechen –, aber ich wollte immer zu den Kriminalfällen, Rätsel lösen. Ich bin dem Team zugeteilt worden, das den Tod Ihres Bruders untersucht."
    "Glückwunsch", sagte Jameson ruhig.
Da hast du dein Rätsel.
    Er nickte. "Wir dachten, die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung würden Sie interessieren."
    Noch eine Überraschung.

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