Das Internat
Mann machen kann, und du hast mir den Rücken zugekehrt. Ich liege nachts im Bett und überlege, wie ich dich verletzen kann, so als könnte das meine Qualen lindern.
Mehr stand nicht auf dem Blatt, aber Miss Rowe war offenbar noch nicht fertig gewesen. Vielleicht hatte jemand sie unterbrochen – oder die Schreiberin war zu niedergeschmettert gewesen, um weiterschreiben zu können.
"Das wertvollste Geschenk", überlegte Breeze laut, "was könnte das gewesen sein? Sex? Ihr Körper?"
"Ihr Herz", sagte Mattie. "Nur dass sie keines hatte. Was ist mit dem tragischen Verlust? Das klingt nach einem Kind."
"Miss Rowe hatte aber keine Kinder", warf Jane bissig ein. "Komm auf den Punkt, Mattie. Was beweist der Brief ohne seinen Namen?"
"Er beweist, dass sie wütend auf den Mann war und nach Wegen suchte, ihm wehzutun. Vielleicht hat er sie getötet, um sie ruhigzustellen. Dies hier ist Beweisstück A, Ladys. Es gibt dem mysteriösen Liebhaber ein Motiv."
"Was uns nicht viel hilft, wenn wir nicht wissen, wer er ist", bemerkte Jane.
Nachdenklich schritt Breeze auf und ab. "Ich habe mal eine Karte an einem Blumenstrauß gesehen. Es waren langstielige rote Rosen – daran erinnere ich mich noch –, ein riesiger Strauß, und auf der Karte standen Initialen. Ich glaube, es war etwas mit D, entweder D. C. oder D. G."
Mattie konnte der Abkürzung keinen Namen zuordnen, machte sich aber in Gedanken eine Notiz, bevor sie sich entschlossen den Freundinnen zuwandte. "Ich werde zur Schule fahren und Miss Rowes private Sozialstudien finden. Ich habe mir freigenommen. Es ist alles schon vorbereitet."
"Das klingt nach einem Plan."
Breezes Zustimmung brachte für Jane das Fass zum Überlaufen. "Entschuldigung, Ladys", sagte sie, "aber das ist doch lächerlich. Wie willst du denn dieses Band finden? Willst du den Wald absuchen?"
Mattie lächelte, geheimnisvoll, wie sie hoffte. "Vielleicht habe ich eine Ahnung, wo es ist."
"Nach so vielen Jahren? Das kannst du nicht machen, Mattie. Die Leute werden bald misstrauisch, das wird die Aufmerksamkeit auf uns lenken. Denkst du nicht, dass Cross es mitbekommt, wenn du anfängst herumzuschnüffeln? Er lebt doch immer noch dort."
"Setz doch den Detektiv darauf an", schlug Breeze vor. "Deswegen hast du ihn doch engagiert, oder nicht?"
Jane konnte ihre Überraschung nicht verbergen, und Mattie wirbelte zu Breeze herum. "Woher weißt du, dass ich einen Detektiv angeheuert habe?"
Breeze zuckte nur die Schultern. "Na ja, hast du doch, oder nicht?"
"Was für ein Detektiv? Wie hatten uns doch dagegen entschieden, weil es für uns zu riskant wäre." Jane war von ihrem Stuhl aufgesprungen.
Mattie war Janes überängstliches Verhalten langsam lästig. "Ich würde dem Mann mein Leben anvertrauen", sagte sie und betonte jedes Wort. "Er hat mir ein paar Informationen über Cross besorgt, und das war's. Aber wenn wir es schon zur Sprache bringen: Du hast außerdem Bratton hineingezogen, ohne uns davon zu erzählen."
"Warum können wir die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen?", flehte Jane. "Wenn diese Tansy Black nicht fündig geworden ist, dann findet Cross doch erst recht nichts. Er wird irgendwann gelangweilt sein und die Angelegenheit auf sich beruhen lassen – außer du vermittelst ihm das Gefühl, dass wir etwas zu verbergen haben."
"Es steckt mehr dahinter", sagte Mattie. Sie wollte keiner der beiden Angst einjagen. Weil Jane sich jedoch stur an den Gedanken klammerte, dass sich das Problem von selbst lösen würde, musste sie mehr sagen. "William Broud war der Bruder von Jameson Cross", erklärte sie. "Er ist auf Rache aus. Er hat Aufzeichnungen seines Bruders, in denen wir drei als die einsamen Mädchen benannt sind und in denen Broud uns des Mordes bezichtigt. Ich weiß nicht, was sonst noch drin steht. Aber Cross scheint entschlossen, uns beider Morde zu überführen. Er glaubt, dass wir Miss Rowe und seinen Bruder umgebracht haben – und dass wir hinter einer gigantischen Verschwörung stecken, die seinen Bruder ins Gefängnis gebracht hat."
"Um Himmels willen", Jane atmete tief ein, als sie zurück auf ihren Stuhl sank, "das ist ein Albtraum."
Mattie trank einen Schluck Wein. "Wenn es ein Video gibt, dann will ich es finden, bevor es jemand anders tut – besonders bevor Cross es in die Finger bekommt. Wenn jemand misstrauisch wird, sage ich, dass ich eine Rede für eine Versammlung ehemaliger Absolventen vorbereite."
"Oder dass du nach Förderungsmöglichkeiten für einen
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