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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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völlig überschuldet, manchmal sei nicht einmal für Lebensmittel genügend Geld da.
    Einige Tage später schrieb sie: »Ich habe mir einen Minirock gekauft. Von meinem letzten Geld. Aber das war mir egal. Ich wollte einen haben und er steht mir sehr gut. Frederik sagt, ich sehe aus wie ein junges Mädchen.« Etwas später notierte sie kurz: »Mary Quant hat einen Orden bekommen. Von der Queen.«
    Dann begann Maureen wieder zu jammern und beklagte sich darüber, dass ihre Eltern ihr einen irischen Namen gegeben hatten. »Patrick sagte, als wir uns kennenlernten, mein Name sei ihm sofort aufgefallen, und er finde es bedeutsam, dass wir beide irische Namen haben, dabei aber Deutsche sind. Hätte meine Mutter mich auf einen anderen Namen getauft, wäre ich mit Patrick bestimmt nie zusammengekommen.«
    Dann erzählte sie, sie und Frederik hätten sich auf die Inishere übersetzen lassen. »Sie ist, glaube ich, die wildeste der Aran Inseln. Eines Tages möchte ich dort leben. Mit Frederik. Die karge Landschaft entspricht so sehr meiner Seele, dass es wehtut. Frederik erklärte mir die irische Mythologie. Die Landschaft dort ist herrlich. Und dann die Wildblumen. Über zweihundert verschiedene Arten. Frederik hat wirklich nicht übertrieben. Auf der Überfahrt hatten wir einen einmaligen Blick auf die Cliffs of Moher. Ich glaube, dort möchte ich eines Tages angekommen sein.«
    Dann kam sie auf die Frage zurück, was aus ihren Kindern würde, wenn sie sie verließ. »Ich weiß, dass Patrick gut für sie sorgen würde. Er liebt die Kinder wirklich. Er ist ein besserer Vater, als ich eine Mutter bin.«
    Claire schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Trinker, der offensichtlich pleite war, für seine Kinder gut sorgen? Und was meinte sie mit der Sache im Morgengrauen und dem Laster?

16
    A m nächsten Morgen fuhr schon früh ein Pick-up auf den Hof. Claire ging zum Steinhaus, um Ben zu holen. Der Dürre aß wieder. Seine staubbedeckten Finger hielten sein Brot umklammert, als wolle er es nicht mehr loslassen. Wieder starrte er sie sprachlos an. Ben sagte etwas zu ihm. Sie hörte › bean ‹ , was Frau bedeutete. Und dann hörte sie ihn zum ersten Mal etwas sagen, was sie aber nicht verstand, zumal er sehr leise sprach. Ben warf ihr einen raschen Blick zu und grinste.
    Der Gärtner war ein junger Mann mit Baseballkappe, den Claire auf höchstens fünfundzwanzig schätzte. Er begrüßte sie und sah sich dann den Hof an.
    »Die Hortensien müssten eigentlich weg oder jedenfalls geschnitten werden«, sagte Ben Hastings zu ihm. »Das Hotel wird durch die Büsche verdeckt. Man kann es nicht sofort sehen.«
    Der junge Mann zögerte, aber Claire mischte sich ein: »Nein. Ich finde, das stört nicht, mir gefällt es so. Die Hortensien müssen bleiben. Sie sind einfach wunderschön.«
    Der Gärtner nickte und sagte: »Das sehe ich auch so. Und sie sind wirklich sehr schön. Aber dem Hof insgesamt fehlt es an Struktur.« Das stimmte.
    Er ging über den Hof, murmelte vor sich hin und kam dann wieder zurück.
    »Wie wäre es damit?«, begann er. »Wir schaffen in der Mitte des Hofs ein Rondell, das wir bunt bepflanzen. Mit Lavendel, Schneerosen, die von November bis Februar blühen. Dazu einige kleinere Stauden mit Blattschmuck und natürlich winterharte Stauden wie Rhododendren und dann verschiedene Rosen in allen Farben.«
    Hastings lachte und sagte: »Er ist ein Rosenfreak. Sie müssten sich einmal seinen Garten ansehen. Ich glaube, es gibt kaum eine Sorte, die er nicht hat.«
    »Übertreibung«, sagte der Gärtner, fügte aber hinzu: »Rosen blühen länger als andere Blumen, es gibt sie in allen möglichen Farben und mit ganz unterschiedlichen Duftrichtungen.«
    Sie sah es vor sich. Die Schneerosen, die den Winter über blühen würden, den Lavendel, der im Sommer intensiv roch, und die Rosen, die bis in den Frost hinein für Farbe sorgten.
    Der Gärtner ging zwei Schritte zur Seite um ein imaginäres Rondell und sagte: »Also die › Amnesie ‹ ist eine von den großen duftenden Rosen. Sie ist auffallend schön und wirklich einzigartig.«
    Er erzählte, sie sehe aus wie von der Sonne ausgeblichen und erinnere mit ihrem verwaschenen Roséton an alte Hollywoodfilme. »Dazu die › Shropshire Lad ‹ , eine Strauchrose in Pfirsichrosa, die öfter blüht, stark duftet und fast stachellos ist.«
    Ben grinste, aber der Gärtner ließ sich nicht beeindrucken und führte weiter aus: »Dazu die › Abraham Darby ‹ , eine aprikosenfarbene

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