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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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werden. Er widerstand diesen Anfechtungen. Sein Hass auf Isaac reichte trotz allem nicht aus, ihn seiner Abteilung untreu werden zu lassen. Pimloe hatte sich dem Büro des First Deputy verschrieben. Er musste Isaacs Wiedereinsetzung durchstehen. Also buckelte er. Und buckelte. Und buckelte.
    Isoliert in seinem Kämmerchen, mit ewiger Feuchtigkeit in der Nase (nicht einmal Regen konnte durch den Luftschacht hinter Pimloes Mauer abziehen), machte er sich auf die Suche nach Odile. Der DI hatte eine Vorliebe für Anzüge mit Weste; mit einem Dreiteiler aus schottischer Wolle versuchte er sich im Dwarf und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei einer der Rausschmeißerinnen. Sweeney war aus lauter Eifersucht grob zu ihm. Sie weigerte sich zu glauben, Odile könne einen derart gut aussehenden Freund haben. In Zusammenhang mit Odile zog sie jüdische Zuhälter und chinesischen Plunder vor, Männer, die sie mit offener Verachtung strafen konnte. Gegen die Traurigkeit des DI war schwer anzukommen. Sie konnte die feuchte Wolle schmecken. »Arschgesicht«, sagte sie (und meinte Pimloe), »die Pornokönigin ist zu Hause. Donnerstags und freitags wartet sie Kranken auf. Klopf leise an die Tür. Man kann nie wissen, wen man vorfindet.«
    Der DI hielt sich nicht an Sweeneys Vorsichtsmaßregeln; er drückte auf Odiles Haustürklingel und flötete mit unverstellter Stimme in die Haussprechanlage. »Ich bin’s, Herbert. Erschrick nicht. Es handelt sich um einen Anstandsbesuch.« Er rechnete mit Einwänden von Odiles Seite, doch der Türdrücker surrte, und er trat ins Haus.
    Odile war in Panik; sie war sicher, dass Pimloe mit einem Kommando des First Dep gekommen war, um gemeinsam mit Isaac eine Razzia zu machen. Sie hatte Zorro bei sich, den sie erst noch in seine Kleider mummen musste. Er war drei Tage lang in ihrer Wohnung gewesen und hatte um Coen und den Chinesen und um sonst wen getrauert. Gesprochen hatte er nicht mit ihr. Sie hatte ihn rasiert und geschrubbt und sich gefürchtet, seine Genitalien zu berühren oder das Haus zu verlassen. Sie hatten sich von Gebäck und schalem Bier ernährt. Jetzt musste sie ihm die Matrosenmütze über den Schädel ziehen und ihn über die Feuerleiter hinauslassen, ehe Isaacs Engel den Block umstellt hatten. Sie stieß ihn über die Fensterbank, setzte seine Füße auf die Eisensprossen. Selbst dabei konnte sie ihre Zuneigung nicht verbergen: Wenn es um einen der Guzmanns ging, hatte Odile nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sie fing an zu weinen. »Pass auf dich auf, César. Dieser Isaac taucht überall auf. Ich backe Plätzchen für Jerónimo, ganz bestimmt.« Sie küsste ihn auf den Mund, spürte die Härte seiner Lippen (kaute er, oder erwiderte er ihren Kuss?) und schloss das Fenster hinter ihm. Sie konnte den DI nicht hinhalten.
    Pimloe war überrascht, wie schnell er an Odiles Türkette vorbeikam. Er sperrte den Mund auf, wollte etwas sagen, wollte sich erklären, und Odile führte ihn in ihr Zimmer; die Tür war wieder geschlossen, die Klappe vor dem Guckloch zurechtgerückt. Sie spielte die Gastgeberin, klopfte seine Hose nach Waffen ab, musterte ihn auf verdächtige Ausbuchtungen hin und wandte sich verblüfft ab; der DI hatte keine Knarre. Dennoch brauchte Zorro Zeit, um über die Feuertreppe zu entkommen, und daher bot sie Pimloe an, Zitronen für einen Drink zu pressen.
    »Nein, danke«, sagte er. »Ich mag nichts trinken.«
    Sie hätte sich unaufgefordert ausgezogen (sie trug ein durchsichtiges Fähnchen), hätte ihn auf ihre Matratze gelockt, seinen Polizeileib auf dem ihren geduldet – für Zorro, doch die dunklen, ungesunden Furchen in seinem Gesicht, Pimloes schlaff herunterhängende Backen schüchterten sie ein, ließen sie ihr Fähnchen anbehalten. Die riechende Wolle auf seiner Haut übte eine gewisse Macht über Odile aus. Sie fand, wenigstens einer von ihnen müsse sich ausziehen. »Mach es dir bequem, Herbert. Dein Anzug ist sicher kratzig.«
    Er gehorchte ihr, und sie hängte Weste, Jackett und Hose in ihren Schrank und versperrte die Tür. Sie lächelte; sie hatte erreicht, dass er bis auf die Unterhose ausgezogen war, und so konnte er Zorro nicht jagen. Er stieß Spucke durch die Zähne.
    »Was macht dir Sorgen, Herbert?«
    »Ich werde getreten wie ein Hund. Wie ein Stück Dreck hat man mich abgeschoben.«
    »Wer, Herbert? Wer macht das? Ich dachte, deine Stellung sei gesichert.«
    »War sie auch. Es liegt an Isaac, Isaac und seinen Arschkriechern. Und jetzt

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