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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Larry zu denken, aber sie begann zu weinen. Also dachte sie an Coen. Sie stellte sich die Form seines Halses vor, den Geruch des Talkpuders aus der Amsterdam Avenue, die Berührung seiner blonden Knie, und der Druck, der sich von ihrem Busen bis in ihre Schenkel schnitt, ließ ein wenig nach. Brian hielt sie für verrückt, als er sie murmeln hörte: »Blue Eyes.«
     
    Als seine Partner ihn fanden, sagte er hinter einem Stapel von falschen Bärten Ave Marias auf. Sie zerrten ihn aus der Requisitenkammer des Reviers und musterten finster die Kratzer auf seinem Gesicht. Sie waren für ihr raues Durchgreifen bekannt und konnten es sich nicht leisten, sich ihren Ruf durch einen religiösen Freak beflecken zu lassen. Die echten Bullen würden sie auslachen. Ihr eigener Sergeant würde sie als Schwachköpfe abtun. Sie hatten sich geschworen, die Lollipop-Bande zu finden, das Präsidium mit ihrer Fähigkeit zu Geheimarbeit und mit sensationellen Verkleidungen zu beeindrucken. »Wach auf, Brian.«
    Er umklammerte die Knie seiner Partner und schluchzte in ihre Hosenaufschläge. »Isaac wird mich töten.«
    »Wie kommst du darauf, dass Isaac dir etwas anhaben will?«
    »Ich habe seine Tochter gefickt«, sagte Brian.
    Sie lächelten und sahen Brian mit neuem Respekt an.
    »Die Tante ist von der Sorte, die Eheringe sammelt. Ich musste sie zusammenschlagen.«
    Seine Partner waren entsetzt. Sie schüttelten Brian von ihren Hosenaufschlägen ab. Der große Isaac würde sich in allen Bezirken umsehen und jeden Bullen in Landstreicherkleidung zermalmen. Doch wenn Isaac Brian Connell fand, war es möglich, dass er sie alle fertigmachte. »Mach, dass du wieder in die Kammer kommst«, sagten sie.
    Brian kroch auf dem Bauch wie eine Schlange in einem Wollstrumpf. Lose Haare aus einem Schnurrbart auf dem Regal hingen herunter und brachten Brian zum Niesen. Es war ekelhaft im Dunkeln. Er versprach der heiligen Mutter Gottes zwei aufeinanderfolgende Novenen, wenn sie Isaac verschwinden ließ. Die Kammer wurde geöffnet. Er konnte in die Münder seiner Partner schauen. »Es ist nur Blue Eyes«, sagten sie.
    Sie zerrten ihn wieder heraus und kitzelten ihn unter dem Halfter. Brian brach in schallendes Gelächter aus. »Isaac fürchtet sich vor uns. Er schickt diese Ratte zu mir. Ich lege Coen um. Seht nur her.«
    Coen hatte Erstaunen erregt. Er war mit Stoppeln auf dem Kinn in ihren Bereich eingedrungen. Sie hatten ihn in Fischgrät in Erinnerung; Isaac liebte es, seine Spione zu striegeln. Sein Trupp von manikürten Kriminalbeamten war in den Revieren Manhattans legendär, in denen ein Bulle lernte, jedem schnieken Jungen ohne Schmutz unter den Fingernägeln zu misstrauen. Doch Coen war fast so schlecht gekleidet wie Brian. Seine Partner drückten sich an die Wand, um Coen den Weg zu Brian im Umkleideraum frei zu machen.
    »Brian Connell?«, sagte er in seiner natürlichen Stimme.
    Brian schätzte es nicht, von einem näselnden Mann angesprochen zu werden. Er wusste, dass er schneller ziehen konnte als Blue Eyes. Sein Dienstrevolver zielte auf Coens Kiefer. »Glauben Sie etwa, Sie könnten mich vor meinen eigenen Leuten blamieren? Wer hat Sie aufgefordert, meinen Namen auszusprechen? Sie sollten lieber um Erlaubnis fragen, Mr. Blue Eyes.«
    Trotz der Dienstwaffe in seinem Kiefer blinzelte Coen nicht. Die Mündung der Waffe stieß gegen seine Backenzähne. Die Jungen an der Wand flüsterten etwas über Leichenschauhäuser und Leichenbeschauer. Es war auf Coen gemünzt. Coen verzog seine Miene nicht. Seine Mundwinkel bewegten sich nicht. Die unregelmäßigen Farbflecken in seiner Iris hatten wenig mit Brian zu tun. Coens Augen waren in Bewegung, ob er nun in diesem Umkleideraum genagelt war oder nicht. Brian zog die Waffe zurück. Er empfand die Sinnlosigkeit seines Bluffs. Blue Eyes war gnadenlos.
    Brian sank in der Tür nieder; seine Knie sackten unter ihm zusammen. Erst als er unter Coens Augenhöhe war, konnte er wieder atmen. Schnaufend bedachte er Isaacs geheimnisvolles Vorgehen. Der Chef betrat keine Umkleideräume. Er hatte Coen engagiert, damit er für ihn töte. Brian erkannte reuig, dass er sein Trinkgelage mit Marilyn verpfuscht hatte. Er hätte einer von Isaacs todbringenden Engeln werden können.
    Er fürchtete sich, Coen zu berühren, die Knie eines Killers zu umschlingen. Daher bohrte er schluchzend seine Daumen in die Ärmel. »Gib nichts auf das, was Isaac sagt, Manfred. Ich und Marilyn sind mal zusammen gegangen. Das kannst

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