Das Isaac-Quartett
doch Jerónimo konnte in der Boston Road nicht überleben. Isaac hätte ihn aus dem Süßwarenladen geholt. Papa konnte diesen Halunken nicht vom Bettchen seines Babys fernhalten, ganz gleich, wie viele Bullen die Guzmanns auch umbringen mochten.
Isaac war in diese Welt geboren worden, um Guzmanns zu quälen. Daran glaubte Papa. Nach marranischem Gesetz hat jeder Mensch seinen persönlichen Teufel. Isaac war Papas Teufel. Welche andere Erklärung konnte es dafür geben, dass ein Bulle sein Dienstabzeichen aus dem Fenster warf, um mit Geschichten über die Verbannung aus der Polizei von Manhattan in einen Süßwarenladen zu kommen und das Fleisch unter Papas Herzen anzustechen. Moses hätte ihn abweisen können. Doch er folgte den Instinkten seiner Vorfahren, den Krypto-Juden Portugals, Kämmerern und Mönchen, die einen Teufel niemals aus den Augen gelassen hätten. Es war besser, Isaac zu umarmen und die Farbe seines Urins zu riechen, ein bleiches Gelb und Blau.
Papa hätte Jorge einen Tipp geben sollen; Jorge wusste, wie man die Luftröhre eines Teufels verstopfte. Nur war Papa vor Bullen auf der Hut. Vor Jahren hatte er einen Polizisten getötet und musste aus Peru flüchten. Er wollte, dass Isaac einem natürlichen Tod erlag. Die Guzmanns waren eineinhalb Jahrhunderte lang gelehrte Giftmischer gewesen. Doch Papa brauchte keine Giftstoffe für Isaac zu züchten. Er ließ Isaac an seinem Tisch Platz nehmen und setzte ihm Schweinefleisch, Kutteln und Blutwurst vor. Kein Teufel konnte das Essen der Guzmanns überleben. Papa und seine Jungen hatten genügend Säure in sich, um einen Berg verwurmter Blutwurst zu reinigen (während Papas erstem Jahr in den Vereinigten Staaten hatte sich die Familie aus einer Mülltonne ernährt).
Isaacs Haut hatte sich verändert. Sein Schweiß wurde dunkelgrün. Seine Ohren wiesen morgens hässliche Sekrete auf. Der Chef starb Stück für Stück. Ein Fingernagel löste sich. Seine buschigen Koteletten, der Neid Manhattans, lichteten sich zu glanzlosen Strähnen. In einem Zustand ständiger Benommenheit lief er die Boston Road auf und ab. Doch Papa brachte ihn nicht dazu, umzufallen. Er entkam den Guzmanns, indem er den Süßwarenladen hinter sich ließ und wieder nach Manhattan zurückkehrte.
Von da an ging es Papa schlecht. Er hatte seine Hegemonie in der Bronx verloren. Es nutzte ihm wenig, die Bullen seines Bezirks zu bestechen. Die grünen Limousinen kamen nicht von dort. Die Nervenknoten liefen wie Marionettenfäden in Isaacs Händen im Präsidium zusammen. Er konnte von der Centre Street aus an den Guzmanns ziehen. Im Mai schloss Papa den Süßwarenladen und zog sich nach Loch Sheldrake zurück. Dort besaß er eine kleine Farm mit Obstgärten und einem ländlichen Brunnen. Doch die Nervenknoten konnten an einem Brombeerstrauch rütteln. Isaacs Fäden reichten bis Loch Sheldrake. Er brachte das FBI dazu, Panas Farm anzuzünden. Diese Schweine hätten Jerónimo entführt, wenn Papa das Baby nicht in seinem Brunnen versteckt hätte.
Jetzt verließ er sich auf Patrick Silver. Papa hatte niemand anderen. Wenn Patrick ihn im Stich ließ, würde der Teufel Isaac das Baby in den sinkenden Mörtel unter dem Präsidium werfen. In einem ungeheiligten Grab konnten Marranen nicht schlafen. Deshalb unterhielt Papa einen Friedhof in Bronxville. Ohne Marranenerde in beiden Augen würde das Baby tausend Jahre schreien. Konnte ein Vater solche Schreie überhören? Papa würde den Bezirk Manhattan wie ein Golem heimsuchen und Polizisten erschlagen, bis Isaac seinen Jungen wieder ausgrub. Ihm schauderte bei dem Gedanken an die Folgen. Manhattan wäre von Bullenblut überschwemmt. Was den Tod seiner Söhne betraf, kannte Papa kein Erbarmen.
Ein Mädchen mit grellen Kopftüchern über einem dicken Hals humpelte mit einem Blinden am Arm in den Süßwarenladen. Der Blinde hatte gelbe Backen, eine gesprungene Brille auf der Nase und einen weißen Stock, der länger und dünner als eine Angel war. Das Mädchen mit dem Kopftuch warf seine Kleider ab. Darunter kam Jorge zum Vorschein. Papa drückte sein mittleres Kind an sich. Er warf Jorges Tücher, die Röcke, die Bluse, die Schuhe und die Äpfel (als Titten gedacht) in eine Kiste unter dem Sodabehälter. Den Blinden sah er finster an.
»Zorro, du weißt, wie sehr dich Isaac bewundert. Warum bist du hierhergekommen?«
Zorro schnippte sich die Brille von der Nase und legte sein Stöckchen zur Seite. »Ich wollte meine Brüder sehen.« Er hatte für
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