Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
werden.«
    »Vielen Dank, Timmy, aber ich bin einfach neugierig, warum Dermott seine Signatur im Gesicht einer Frau hinterlässt und dann einen Ganoven anheuert, um dieselbe wieder fortzuwischen.«
    Die sechs Hände packten ihn und warfen ihn durch die Feuertür. »Isaac, es wäre wirklich zu schade, wenn wir Sie aus dem Fenster schmeißen müssten … Wir sind in diesem Hotel gerngesehene Gäste. Machen Sie Ihren Urlaub und stören Sie uns nicht.«
    Als Isaac in sein Zimmer zurückkehrte, lag Sylvia unter seiner Decke. Er warf sie nicht raus. Die sechs Hände, die ihn gepackt hatten, hatten ihn offenbar aufgerüttelt. Seine Leidenschaft überraschte das Mädchen. Isaac leckte sie überall. Aber es waren Jennifers Nippel, die er im Mund spürte. Der König musste ihn mit einem Fluch belegt haben oder vielleicht war der Wurm am Werk. Einundfünfzig Jahre alt und der Blödmann verknallte sich. Sylvia bemerkte seine Leidenschaft, aber sie war nicht dumm.
    »Du bist noch schlimmer als Marsh, weißt du das? Ich komme her um mich selbst zu bestrafen. Genauso gut könnte ich mich auspeitschen lassen. Ich würde den Trottel ja verlassen, aber er würde einen Monat lang dieselbe Unterhose tragen, wenn ich sie ihm nicht vom Hintern reiße. Also muss ich mich mit solchen Typen wie dir abgeben. Isaac, du bist der beschissenste Fick, den ich je hatte. Weißt du, wie sich dein Schwanz in mir anfühlt? … Wie ein Kleinjungenfinger mit Marmelade dran … Wozu bist du in Dublin?«
    Nach so viel Lob wollte er ihr nichts mehr vorspielen. »Ich bin hier, um Dermott Bride umzulegen.«
    »Moses, du bist wirklich völlig verrückt.« Aber sie wurde sanfter. »Warum ist es so wichtig für dich, dass Marshalls kleiner Schüler tot ist?«
    »Weil der Wichser zufälligerweise eine Frau gefoltert hat, die ich mag.«
    »Mein Gott«, sagte Sylvia, »du bist ja doch ein Mensch.« Sie wirkte nicht mehr so dunkel um die Augen. »Moses, wer war sie … diese Frau?«
    »Eine Nutte von der Dreiundvierzigsten Straße. König Dermott hat sie auf den Strich geschickt …«
    Sylvia bestieg Isaac. »Ich werde dir helfen diesen Mistkerl zu erledigen, ich schwör’s … Wir sagen Marsh kein Wort … Marsh ist ein Schisser … Ich werde in meinem Regenmantel zu Dermott gehen … Ihn dazu bringen, mich in deinem Zimmer zu besuchen … Wir erschlagen ihn mit zwei Stehlampen … Verstecken ihn unterm Bett … Wie beseitigen wir die Leiche?«
    Mordgelüste trieben sie Isaac zu. Sie streichelte ihn mit wilden Handbewegungen. Sylvia entdeckte einen Schwanz an ihm. Was dem First Dep da aus der Leistengegend ragte, war kein Kleinjungenfinger. Leicht durchgeknallt fand Isaac sie, aber ihre Kameradschaft, ihre Bereitschaft, es mit Dermott aufzunehmen, rührten ihn, und diesmal war er viel zärtlicher mit Marshalls Frau.
12
    Sylvia Berkowitz war die Schlafwandlerin des Shelbourne geworden. Sie wanderte umher, betrat und verließ das Zimmer ihres Gatten, wie es ihr gefiel. Das Hotelpersonal hatte sich daran gewöhnt. Sie war eine amerikanische Lady. Die Frau des Professors. Sie nickten ihr zu und sahen die nackten Knie unter dem Regenmantel. Hast du die Stecken von ihr gesehen? Hübsches Ding, das. Aber sie blieben ihr gegenüber respektvoll. »Gute Nacht, Madam«, sagten sie, wenn sie ihr auf den Fluren begegneten. Sie wussten, sie kam geradewegs aus Mr. Moses Herzogs Bett und ging zu ihrem Mann. Ein richtiger Gigolo ist er. Der Mann von 411. Mr. Herzog aus New York.
    Sylvia war eine geborene Mandel, von den Mandels aus Yonkers, Miami und Hurricane Beach, Herrenausstatter seit siebenunddreißig Jahren. Die Mandels hätten Sylvia einen Zahnarzt suchen können, einen jüdischen Herz-Lungen-Spezialisten, einen verwitweten Buchhalter, den Sprössling einer anderen Bekleidungskette. Sie verfügten über genug Einfluss, sich jeden Ehemann einzukaufen, der ihnen gefiel. Aber sie wollten etwas Exotischeres als einen Lungenspezialisten. Sie mussten einen Gelehrten in der Familie haben, einen weltlichen Rabbi, einen Mann des Wortes. Sie krallten sich Marshall Berkowitz. Sein Interessengebiet war ihnen vollkommen gleichgültig. James Joyce? Ein blinder Ire, der schmutzige Bücher schrieb. Bei einem Gelehrten konnten sie solche Irrungen übersehen. Auch zwei frühere Frauen.
    Die Familie wollte Marshalls Schulden und Alimente übernehmen, wenn Sylvia ihn nur heiratete. Sie rechneten bei ihr mit Ärger. Sylvia hatte einen ausgeprägten Unabhängigkeitsdrang. Die Mandels lasen

Weitere Kostenlose Bücher