Das Isaac-Quartett
das fast menschlich klang. Isaac würde Jamey nicht in seiner eigenen Wohnung abmurksen, Gott bewahre. Aber falls O’Toole dumm genug war, sich auf sechs Beamte zu stürzen, konnte Isaac für nichts garantieren. Vielleicht ging eine Schrotflinte los. Und Isaac hätte eine Menge Papierkram zu erledigen. Er würde sich eine gute Story ausdenken müssen. Widerstand gegen die Staatsgewalt: Jamey O’Toole, Excop, kommt bei Festnahme ums Leben.
Isaac versteckte sich nicht hinter seinen Leuten. Er war der erste, der über die Überreste von Jameys Tür stieg.
»O’Toole, komm raus … Ich bin’s nur, Isaac.«
Irgendjemand weinte in der Wohnung. Jamey war es nicht. Isaac und seine Leute stiefelten durch alle Räume. Das Schluchzen verschwand nicht. Dann durchsuchten sie alle Wandschränke. Hinter einem Stapel Besen kauernd fand Isaac eine alte Frau. Isaacs Männer verhöhnten sie. »Seht euch das an. Jamey versteckt eine seiner Tanten.«
»Schnauze«, fauchte Isaac.
Die Männer, die das Haus in Isaacs Auftrag überwacht hatten, wussten nicht mal, dass Jamey eine Mutter hatte. Isaac holte sie aus dem Schrank. Er setzte sie in die Küche und gab ihr ein Glas Wasser. Er ließ sie trinken, bevor er sie ausfragte. Er verfluchte sich wegen der Schrotflinten und dem dicken Hammer. Er hatte damit nicht mehr erreicht, als eine alte Frau zu erschrecken. »Mrs. O’Toole, würden Sie uns bitte helfen? Wo treibt sich Ihr Sohn herum?«
Das wusste sie nicht. »Er hat mir gesagt, die Cops sind hinter ihm her.«
»Welche Cops?«
Mrs. O’Toole zuckte mit den Achseln.
»Wie lange ist er schon weg?«
Sie zählte es an den Fingern ab. »Dreizehn Tage.«
Welche Polizisten könnten es auf Jamey abgesehen haben? Isaacs Leute hatten das Riesenbaby jedenfalls nicht gejagt. O’Toole war von zu Hause fortgerannt, als Isaac beim König in Dublin gewesen war. Warum? Iren ließen ihre Mütter nicht sitzen. In welchen Schwierigkeiten steckte der Kerl? Es ist verdammt schwer einem Esel von zwei Metern Größe Angst einzujagen.
Isaac verließ die Küche. Seine Männer bauten sich hinter ihm auf. Allmählich machten sie Isaac krank. O’Tooles Nachbarn linsten durch Lichtschlitze in ihren Türen hinaus. Die Beamten sahen lächerlich aus, wie sie Schrotflinten und Brechstangen in Einkaufstüten durch die Gegend schleppten. Aber sie trugen ihre Dienstmarken an der Brust. »Polizei«, murmelten sie, »Polizei«, und die Nachbarn machten die Türen wieder zu. Isaac hätte die Nachbarn beruhigen müssen, und sei es nur, um sich abzusichern. Aber diese Einkaufstüten machten ihn fertig. Sein Wurm rührte sich wieder. Manfred Coen, Isaacs persönlicher »Engel«, hatte seine Schrotflinte immer in einer Einkaufstüte herumgetragen. Er war ein blauäugiger Detective aus der Bronx gewesen. Isaac hatte gern einen traurigen, gut aussehenden, maulfaulen Burschen um sich. Blue Eyes. Er war Isaac gegenüber immer loyal gewesen, und Isaac hatte nicht verhindert, dass er umgebracht wurde. Der First Dep stieß Coen in seinen Privatkrieg mit den Guzmanns. Coen war nicht clever genug, um am Leben zu bleiben. Isaac vernichtete die Guzmanns, aber seine Trophäen waren schon ziemlich seltsam: ein sehr, sehr lebendiger Wurm und ein toter Coen.
16
Sein Verstand musste verfault sein. Er verstand die Straße nicht mehr. Er lebte unter Zuhältern und Freiern, kriegte aber kein Wort aus ihnen heraus. Die Luden hatten sich in den vergangenen zwei Jahren organisiert. Sie waren keine leichte Beute mehr für die Muschipatrouille, die Tiger John auf sie hetzte. Keine Braut verpfiff ihren Macker. Aber die Luden achteten auch sorgsam darauf, die Mädchen nicht zu verprügeln. Sie standen unter dem Schutz von Arthur Greer. Der liebe Arthur gehörte der Bruderschaft der Zuhälter nicht an. Er brauchte keinen breitkrempigen Hut. Er war so was wie ein Friedensrichter für die meisten Macker von Manhattan. Bekamen zwei Luden Streit, wandten sie sich an Arthur. Der entschied, wer recht hatte und wer nicht. Er war besser als ein Kautionsmakler. Er streckte immer die Kaution für jede »Braut« vor, die in Schwierigkeiten steckte.
Und sein eigentlicher Beruf? Er besaß Boutiquen, Nachtclubs, Massagesalons, Lebensmittelgeschäfte und ein Taxiunternehmen.
Arthur konnte es sich leisten, das für Taxen zuständige Amt zu brüskieren. Er verteilte seine eigenen »Zulassungsmarken« an alle seine illegalen Taxis. Sie hatten Taxameter und Schiebedächer. Die Luden nahmen keine anderen
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