Das Isaac-Quartett
nur Isaac«, sagte er. »Lasst ihn rein.«
Isaac folgte Bürgermeister Sam auf dem Fuß. Der Ehrenwerte vermied es, ihn direkt anzusehen. Er starrte zum Fenster hinaus auf den City Hall Park. Seine Sekretäre hatten die Fenster für ihn dicht gemacht. Sam hatte Schiss vor Septemberzugluft. Er hatte sich verändert. Der schüchterne, unbelesene Mann, der sich kurz vor den Wahlen in ein Krankenhausbett verkrochen hatte, war zum grimmigen alten Mann der City Hall geworden.
»Sie haben sich mit Becky Karp verständigt, Sam, nicht wahr?«
»Überhaupt nicht.«
»Sie hätte Ihnen das Genick gebrochen, und nun fahren Sie einen Schmusekurs mit ihr. Ich hätte sofort drauf kommen können. Polittrickserscheiß. Ihr gehört doch alle in ein und denselben Sack. Bei den Wahlen wird gebissen und gestochen und dann leckt ihr euch gegenseitig einen.«
»Sei nicht so grob. Ich hasse die Schlampe.«
»Und warum haben Sie sie dann praktisch zu meiner Vermieterin gemacht?«
»Hab ich nicht. Du beschuldigst den Falschen.«
»Sie haben ihr Centre Street gegeben. Sie haben mein Haus an ihr beschissenes Kunstkomitee vermietet.«
»Himmel«, murmelte Euer Ehren. »Nur einen Flügel. Sie kann dich nicht schikanieren, Isaac … Außerdem ist alles allein deine Schuld.«
»Wie das?«
»Ich wollte Tiger John loswerden und dir den Job als PC anbieten.«
»Lassen Sie das Chief Inspector McNeill machen. Er ist Ihr bester Cop.«
»McNeill ist zu alt.«
»Alt? Er ist jünger als Sie, Sammy Dunne.«
»Aber McNeill ist ja auch nicht Bürgermeister von New York. Die Leute würden sich keinen klapprigen Police Commissioner gefallen lassen.«
»Sam, ich mache Ihnen nicht den nächsten Tiger John.«
»Dann hilf uns aus, um Himmels willen. Mangen sitzt uns im Nacken. Was soll ich denn machen? Er ist nun mal der Sonderstaatsanwalt. Steig zu mir ins Boot, Isaac. Übernimm eines meiner Ämter.«
»Denken Sie an was Bestimmtes?«
»Ja. Stellvertretender Bürgermeister als Oberaufsicht über die Polizei.«
»Sie meinen wohl Ratte. Eine Ratte, die aus Ihrem Büro heraus agiert. Sammy, das ist nichts für mich.«
Der Bürgermeister wirkte bedrückt und kehrte an den goldbeschlagenen Schreibtisch zurück, den schon Fiorello La Guardia benutzt hatte. »Isaac, Isaac, du kennst doch deinen Job. Der First Dep steht immer in der Schusslinie.«
Einer seiner Inspektoren kam vor der City Hall zu Isaac gerannt. Es war der fette Marvin Winch. Marvin war völlig außer Atem. »Sir, wir suchen Sie schon überall. Unsere Jungs haben Jamey O’Toole gefunden. Sieht so aus, als hätte er von einem ganzen Haufen Leuten satt was auf die Fresse gekriegt.«
»Lebt er noch?«
»Nein, Sir.«
»Ich hoffe, Ihr habt Jamey nicht ins Bellevue gebracht, oder? Ich will ihn nicht im Leichenschauhaus … noch nicht. Diese Pathologen hacken ihm die Finger ab und stecken sie in ein Glas.«
»Er liegt auf einem Hof hinter dem Haus seiner Mutter. Sie haben versucht, ihn in eine Mülltonne zu stopfen. Aber er ist zu groß.«
Marvin Winch fuhr ihn nach Chelsea, damit Isaac durch das Meer von Blut rings um Jamey O’Toole waten konnte. Zerbrochene Knüppel. Blut. Zähne. Wollfetzen. Eine zerschlagene Brille. Ein Drittel von einem Ärmel. Vor seinem Tod hatte Jamey noch ein ziemliches Tänzchen veranstaltet. Die Mistkerle hatten ihn in einer peinlichen Position zurückgelassen. Er steckte mit dem Hintern in einer Mülltonne. Weiter hatte er nicht hineingepasst. Der Esel musste wohl tausendmal geschlagen und getreten worden sein. Sein Kopf war mit Beulen übersät. Die Nase des Mannes war nicht mehr zu erkennen. Geblendet hatte er sich in sie gekrallt. Wo einmal seine Augen gewesen waren, war jetzt nur noch geronnenes Blut.
Isaac untersuchte die Knüppel und Zähne neben O’Toole nicht. Das konnten die Laborheinis machen, sollten die mit ihren Scheren und dünnen Handschuhen Sherlock Holmes spielen. Isaac überließ die Angelegenheit Inspector Winch. »Marvin, wenn wir nicht aufpassen, werden sie uns des Leichenklaus bezichtigen. Du wirst Jameys Mutter holen müssen, damit sie diesen Mistkerl identifiziert. Und du fährst mit mir ins Bellevue, verstanden? Die Burschen in den Rettungswagen klauen einem Toten schon mal gern die Schuhe. Soll Glück bringen, glauben die.«
Mit großen Schritten ging er uptown und dabei rasten ihm Rettungswagen durch den Kopf. Es war, gelinde gesagt, keine leichte Aufgabe, Jamey ins Bellevue zu bringen. Sie würden mehr als einen Sanitäter
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