Das Isaac-Quartett
Gesichtern wie Manfred Coen. Seine Engel wurden Isaac langsam zu hart.
22
Langsam wich er vor der Centre Street zurück. Er konnte nicht denken, wenn eine Armee von Handwerkern unter seinem Eckzimmer lärmte und Wände einriss, um für Rebecca Karp ein Kulturhaus zu bauen. Sie begruben Isaac unter einem Vorhang aus Staub. Er verbrachte seine Tage mit einem Taschentuch über den Augen. Sam legte ihn aufs Kreuz. Aber Isaac dachte ja nicht daran, vor der City Hall zu jodeln. Ganz egal, was ihm der Bürgermeister versprochen, ganz gleich, was Sammy geschworen hatte, Becky Karp und ihr Kulturkomitee würden ihn auf die Straße setzen.
Isaac ging in sein Hotel. Die Luden hatten schlechte Laune. Sie brüllten ihre schwarzen Mamas an. Jüngere Bräute strömten in die Stadt, die meisten von ihnen nicht schwarz. Es waren Ausreißer aus Sioux City, Bismarck, Pierre und Great Falls, kleine Schneeköniginnen, weiße Mädchen, kaum älter als zwölf, auch wenn ihre Leiber bereits ausgebrannt wirkten. Isaac verspürte einen aberwitzigen Drang, jeden Luden im Hotel zu verhaften und ihnen eins über die Rübe zu ziehen. Diese uralten jungen Gören gehörten in ein Waisenhaus und nicht ins Bordell. Sie waren Rekrutinnen aus den Nuttenfabriken von Minneapolis und St. Paul. Aber wenn Isaac sich zu erkennen gäbe, wenn er wie ein Hammer auf die Luden hinabfuhr, dann würde er seinen Pennerstatus verlieren. Er würde nicht mehr halb unsichtbar durchs Hotel schleichen können, ein alter Sack mit schwarzverschmiertem Gesicht und offenem Hosenstall.
Dennoch tat es ihm weh, diesen Mädchen so nahe zu sein und doch nichts für sie tun zu können. Sie hatten die mausigen Gesichter verschreckter, flugunfähiger Fledermäuse, die das Licht nicht ertrugen. Wenn es dunkler wurde, ging es ihnen besser. Die Mädchen trugen selbst im Hotel Sonnenbrillen. Isaac konnte sie auf ihren Plateauschuhen durch die Flure klackern hören. War es Dermott gewesen oder der liebe Arthur Greer, der diese Minneapolis-Connection aufgetan hatte? Mädchen mit rosigen Augen und einer Haut, die schon von der winzigsten Berührung eines kleines Fingers blau anlief. Ein unheimliches Gefängnis. Arthur und der König hatten Isaacs Hotel in eine Pension für übernervöse Zwölfjährige verwandelt.
Dermott konnte er nicht erwischen, also musste sich Isaac erneut an Arthur halten. Er stürzte sich aufs Telefon, um genügend Beamte für eine Razzia zusammenzutrommeln. Er würde Arthurs Penthouse kurz und klein schlagen, wenn die Schwarzen dieser Minneapolis-Connection keinen Riegel vorschoben und ein besseres Heim für diese Mädchen fanden. Seine Leute mussten ihm ins Wort fallen. »Isaac, es gibt keinen Arthur mehr.« Der Freund aller Luden von Manhattan war vom Dach seines Penthouse gesprungen.
»Wann ist das passiert?«
»Heute Nachmittag.«
»Ist er gestoßen worden?«
»Isaac, was meinen Sie damit? Arthur war allein. Wir haben die Türsteher befragt. Sie schwören, dass heute niemand zum Penthouse hochgegangen ist.«
»Dummköpfe«, schimpfte Isaac, »wer gibt auch nur einen Furz darauf, was ein Türsteher schwört? Türsteher können lügen. Wie jeder andere Mensch auch.«
Seine eigenen Leute wurden zu Vollidioten, wenn Isaac nicht in der Nähe war, um ihnen über ihre Holzköpfe zu streicheln. Arthur war nicht der Typ, sich umzubringen. Dazu liebte er sein Penthouse viel zu sehr. Schon mit neun war er ein Schläger gewesen. Er hätte niemals einen Fremden in seine Nähe gelassen, der ihn vom Dach schubsen könnte. Er war mit einem »Landsmann« zusammen gewesen, als er starb. Arthur Greer war von einem vertrauten Gesicht umgebracht worden.
Isaac fragte sich, wessen vertrautes Gesicht das wohl sein mochte. Jemand folgte ihm auf der Straße. Eine Woche zuvor hatte er denselben Schatten gehabt. Morton Schapiro, der Ex-Cop, der auf den Revieren in der Bronx den Springer gemacht hatte. Captain Mort arbeitete angeblich für Arthur Greer. Isaac pfefferte ihn in einen Hauseingang und packte ihn an der Gurgel. »Dein Boss ist tot. Hast du Arthur Greer umgebracht?«
Captain Mort wirkte empört. »Isaac, lassen Sie mich los. Ich hab mit diesem schwarzen Luden nichts zu schaffen. Ich schwör’s bei Gott. Ich hab eine Nachricht für Sie … von Mangen.«
Dennis Montgomery Mangen war der Sonderstaatsanwalt. Der Gouverneur persönlich hatte ihn beauftragt, in ganz New York Jagd auf die Korruption zu machen. Aber Mangen befand sich auf einem Kreuzzug, die Polizei der
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