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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Barkeeper. »Dieser Müllsack da stinkt. Wer hat ihn überhaupt reingebeten?«
    »Ich brauche keine Einladung. Ich bin euer liebender Freund. Der O’Toole.«
    Sie lächelten Robinson Crusoe mit aufgeplatzten Lippen an. »Jamey? Wie er leibt und lebt? Wie kommst du darauf, dass der Fischer überhaupt mit dir reden würde?«
    »Soll ich lieber an die Tür des Polizeipräsidiums klopfen?«
    Sie standen auf und gingen ans Telefon.
    Jamey pfiff »Columbus was an Irishman« und »Phil the Fluter’s Ball«. Coote saß an seinem Tisch, bevor er sich noch umdrehen konnte.
    »Muss ja eine lange Fahrt von Chinatown sein«, meinte Jamey. »Der Morgenverkehr kann die Hölle sein … stimmt’s?«
    »Was willst du von mir, O’Toole?«
    »Wo ist denn dein Bluthund, Isaac der Reine?«
    »Isaac?«, meinte der Fischer. Er fing keine Lachse im Kilkenny Inn. Er trug keine Anglerstiefel. »Isaac schnarcht mit den Ratten in der Centre Street. Ich hab den Wichser schon seit Monaten nicht gesehen.«
    »Und warum stehen dann Isaacs Burschen vor dem Haus meiner Mutter?«
    »Vielleicht liebt er dich, wer weiß? Ich könnte ihm ja mal eine Nachricht zukommen lassen und es herausfinden.«
    »Mach dir keine Mühe. Ich frag ihn selber.«
    »Das würde ich an deiner Stelle lieber nicht tun, Jamey, mein Junge. Besser, du hältst Isaac aus der Sache raus.«
    »Hör zu, alter Mann, wenn du Annie Powell noch einmal schlägst, wenn deine Helferlein sie auch nur noch ein einziges Mal mit ihren Knüppeln anrühren, dann schreie ich … Ich schreie nach Isaac und wenn Isaac mich nicht hört, dann gehe ich direkt zum PC. Tiger John ist zwar auch nicht mehr der Alte, aber er wird seinen Ruf schützen müssen … Er wird dich erwürgen … Sag mal, wie geht’s denn all den McNeills? Hat dein Clan schon die Erde erobert? Vielleicht setzt du dich ein wenig zu früh zur Ruhe und sie rasieren dir den Arsch, genau wie sie’s mit mir gemacht haben … Du bist ein noch beschissenerer Cop, als ich je gewesen bin, Coote McNeill.«
    Der Fischer stand auf. Er nickte den kleinen Leuten auf ihren Hockern nicht zu. Er verließ das Kilkenny und stieg in seinen Wagen, einen blauen Chevrolet. Der Fischer fuhr nach Downton, und Robinson Crusoe saß an seinem Tisch und kippelte. Er bestellte sich eine Flasche Whiskey. Er trank nicht aus Fingerhüten. Die kleinen Sergeants starrten ihn grimmig an. Also trank er ohne ihre guten Wünsche. Seine Unterhaltung mit Coote hatte ihm nicht gefallen. Er versuchte, Annie zu schützen, aber er hatte den Fischer nicht so hart getroffen, wie er hätte sollen. Er konnte jetzt nicht zu Isaac. Die Arschlöcher würden sich in den Hauseingängen verkriechen. Coote hatte seine Leute überall. Sie waren zu kurz, um seinen Kopf zu erreichen. Ihre Knüppel würden um seine Schultern klappern und zerbrechen. Der Esel würde es über die Dreiundzwanzigste Straße schaffen. Er hätte zwar von all den Knüppeln Holzsplitter im Rücken, aber er käme immer tiefer nach Chelsea hinein, auf Knöcheln, wenn es sein musste, um bis zum Haus seiner Mutter zu gelangen. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, um den Barkeeper zu wecken. »Noch eine Flasche, du fetter Hurensohn. Setz sie auf Cootes Rechnung. Ich frage mich, ob so ein billiger alter Furz mir wenigstens eine anständige Beerdigung spendiert.«
    Die kleinen Leute fingen an zu lächeln. »Wir werden dich schon anständig unter die Erde bringen, Jamey, keine Sorge.«
    »Erst begrabt ihr Coote, bevor ihr mich kriegt. Ich hab noch ’ne ganze Flasche zu leeren.«

TEIL FÜNF
21
    Verdammter Isaac.
    Er war der Ausgeflippte, die Missgeburt in einer Polizei, die ganz nach irischer Art aufgepäppelt worden war: mit Loyalität, Disziplin und Hingabe an die Sache. Isaac hatte keinen Sinn für Kameradschaft. Er war ein Commissioner, der sein eigenes Liedchen pfiff. Er zog nicht ins neue Polizeipräsidium um. Lieber hockte er in der alten toten Schachtel in der Centre Street, einer riesigen Kalksteinbude, die langsam zerbröselte und im Boden versank. Noch ein Jahr und der Bursche schwamm im Schlamm. Niemand kriegte ihn aus seinem Eckzimmer heraus. Der First Dep war ein Verbündeter von Bürgermeister Sammy Dunne. »Hizzoner« hatte Becky Karp bei den Vorwahlen den Schädel eingeschlagen, die rechten und linken Flügel seiner eigenen Partei besiegt und nun erwiesen sie ihm alle die Ehre. Seinetwegen war an Isaac nicht zu rühren.
    Isaac der Reine bewahrte eine Decke in seinem Schreibtisch auf. Er konnte in dem

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