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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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gekommen. Aber er wollte auch nicht mit dem Geist von Blue Eyes in seinem Büro sitzen. Also kreiste er umher. Er knabberte an verschiedenen Sandwiches. Sein Glück führte ihn direkt vor die Nase seiner neuen Hausbesitzerin Mrs. Rebecca. Sie gackerte ihn nicht an und beklagte sich auch nicht darüber, dass er uneingeladen in ihre Party geplatzt sei.
    »Isaac, wie ich höre, ist eine Freundin von dir gestorben … Ein Mädchen … Annie Powell.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    »Der Sonderstaatsanwalt.«
    Hatte Mangen einen direkten Draht zu Isaacs Wurm? Das war nicht fair. Der Mistkerl hat mich in der Hand. Isaac widerte sich selbst an. Aber es fiel ihm noch ein sich bei der Hausbesitzerin für ihr Interesse zu bedanken.
    »Isaac, warum bist du so dürr geworden?«
    »Sieben Trauertage«, sagte er. »Ich hab nicht viel gegessen.«
    »Du hast für eine Nichtjüdin Schiwa gesessen?«
    »Warum denn nicht?«
    Sie drückte dem First Dep einen Kuss auf die Wange. Für eine Vermieterin hatte sie ziemlich feuchte Lippen.
    »Isaac, ich hätte nicht gedacht, dass du unter alldem Fell auch ein Herz hast. Ein Cop, der sich seine eigene Religion zurechtschustert … Das kommt überraschend.«
    Isaac musste fort von ihr, sonst fing sie noch an mit ihm zu diesen verrückten Tuben zu tanzen. Dann erspähte er diesen Scamotti, den blauäugigen, stellvertretenden Bürgermeister. Isaac schüttelte sich. Wer war dieser Scamotti? Es musste Coen sein. Manfred konnte einfach nicht in Frieden ruhen. Er hatte noch eine Schwalbe zuzustellen, eine Botschaft. Sich selbst. Er musste Isaac Sidel, seinem Mörder, einen Besuch abstatten. Isaac hatte Coen benutzt, hatte ihn den Guzmanns als Köder vorgeworfen. Coens Lohn war sein Tod gewesen. Isaac wollte diesen Scamotti entzwirbeln und beweisen, dass er Manfred Coen war.
    »Du«, sagte Isaac scharf. Die Hälfte der Demokraten in der Haupthalle drehte sich nach dem Penner mit dem grimmigen Gesicht um. Scamotti versteckte sich vor ihm. Isaac landete beim Bürgermeister und Mr. und Mrs. Pears. Melvin hatte offenbar seine Differenzen mit Sam beigelegt. Der Anwalt plauderte ungezwungen mit dem Ehrenwerten. Demokraten jedweder Couleur waren wieder unter Sams Regenschirm in der City Hall zurückgekrochen.
    »Mutter Gottes«, sagte der Bürgermeister. »Isaac, was ist denn mit dir passiert? Du bist nicht mehr der Mann, der mit mir Wahlkampf gemacht hat. Sind sie dir irgendwo aufs Fell gesprungen? Junge, sieh zu, dass du wieder was auf die Rippen bekommst.«
    »Es ist nichts weiter, Euer Ehren. Ich bin in Trauer, das ist alles.«
    »Wer ist dir denn weggestorben?«, fragte der Bürgermeister.
    »Niemand. Nur die Freundin eines gewöhnlichen Diebs. Annie Powell.«
    Der Name schien Sam nichts zu sagen. Isaac wollte »Hizzoner« im Beisein von Mr. und Mrs. Pears nicht weiter aushorchen. Jennys grüne Augen machten ihn traurig. Er erinnerte sich an das lebendige Ding, das in ihr wuchs, sein Kind. Lady, ich hab auch ein Ding in mir, einen Wurm, der sich in eine Kanonenkugel verwandeln kann, größer als jeder Fötus auf der Welt. Das Miststück kann kreischen und krallen wie die Hölle. Ich tausche die Bälger mit dir.
    Jennifer konnte das Pfeifen in seinem Schädel nicht hören. Sie fand Isaac in seinen Trauerkleidern attraktiv. In Cop-Hosen mochte sie ihn nicht besonders, wenn er wie ein richtiger Commissioner herumstolzierte. Lieber war er ihr zerzaust und verwirrt. Kummer und Leid und die richtige Art Stoppeln im Gesicht brachten den Charakter auf seinen Wangen zur Geltung. Er wirkte jünger auf sie, wie ein kleiner Junge mit schütter werdendem Haar. Sie trug das Kind dieses Mannes in sich. Mit einem Mal verspürte sie nur noch Verachtung für Mel. Sie wollte sich nicht mehr von ihm anfassen lassen. Ihr Gemahl verbrachte seine Nachmittage mit Rebecca Karp. Das machte Jennifer nicht eifersüchtig. Sollten sie sich ruhig gegenseitig mit ihren bärenhaften Umarmungen erdrosseln, wenn ihnen danach war. Aber Isaac hätte nicht so ausgemergelt zu ihr kommen dürfen. Mel verwandelte sich in ihren Augen in einen dicklichen Dummkopf, einen Anwalt in Cowboystiefeln, der sich bei einem alten, irischen Bürgermeister einschleimte, der über den Kindergarten nie hinausgekommen war.
    Am liebsten hätte sie sich mitten unter all den Demokraten mit Isaac auf dem Boden gerollt. Politik war ein Witz, fand sie. Vor zwei Monaten noch konnte sich dieser Bürgermeister nur nachts in der Stadt bewegen. Seine Beamten

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