Das Isaac-Quartett
rebellierten gegen ihn. In der City Hall fertigte man ihn wie den letzten Idioten ab. Seine Assistenten plünderten seine Akten. New York hatte einen Schattenbürgermeister: Rebecca Karp. Auf Rebeccas Schoß hockten Richter, Banker, Mel und Sams Assistenten. Sie konnte die Stadt in den Schlaf wiegen oder mit einem Aufschrei und einem Klaps Katastrophen auslösen. Aber der alte Bürgermeister war gerissen. Er nahm Isaac mit in die Synagogen und betrog Rebecca Karp um den Sieg in den Vorwahlen. Jetzt mussten sich die Demokraten überschlagen, um dem Bürgermeister den Arsch zu küssen. Und Melvin hatte sich in der Schlange eingereiht, um auch zu küssen, küssen, küssen.
Nur einer hielt auf Distanz zu Sam. Isaac der Penner.
Zwischen ihnen musste es zu einer deutlichen Abkühlung gekommen sein. Isaac bettelte den Bürgermeister um nichts an. Er sagte kaum Hallo zu ihr. Wer war dieses Mädchen, um das er trauerte? Irgendeine kleine Gangsterbraut. Er ließ sie stehen, ließ sie mit einem Mann zurück, der sie Sam aufdrängte, damit »Hizzoner« ihre Titten beäugen konnte.
Isaac wollte schon wieder nach oben verschwinden. Er hatte genug von den Demokraten in der Haupthalle. Unter Beckys Leuten konnte er nicht leben. Sie brabbelten genauso vor sich hin wie die Tuben und die Kesselpauken. Er wollte nur diesen Scamotti erwischen. Er wollte einen letzten Blick von Blue Eyes erhaschen. Stattdessen geriet er an Dekan Berkowitz. Marshall war solo.
»Marsh, ich musste sie von der Straße holen, um Himmels willen … Sie schlief in Telefonzellen, als ich sie aufgegabelt habe. Ich konnte sie ja wohl schlecht zwingen, zurück in Ihr Bett zu Wettern. Was hätte ich denn tun sollen?«
Der Dekan blieb unversöhnlich. »Sie sind eine falsche Schlange, nichts weiter. Sie haben mich getröstet und gleichzeitig meine Frau vernascht … und Sie haben mein Amt missbraucht, um Kriminelle ins Columbia College einzuschleusen. Gott weiß, wie viele Dermott Brides ich Ihretwegen noch gefördert habe.«
»Marsh, ich war nicht Dermotts Rabbi. Haben Sie mir nicht selbst erzählt, wie sehr er auf Joyce abgefahren ist? Er war Ihr Lieblingsschüler, bevor er nach Yale gegangen ist.«
»Das haben Sie ihm alles eingetrichtert, Isaac, Sie haben ihm beigebracht, wie er nach Leopold Bloom schnüffeln muss.«
»Sie sind ja verrückt. Ich habe jede Zeile dieses Buches längst vergessen. Der Mist ist mir schon vor Jahren wieder rausgebrannt worden.«
»Cops vergessen nie etwas«, tobte Marshall. »Und Sie sind der größte Bulle von allen.«
Isaac war die Schlange auf Rebeccas Party. Demokraten blinzelten ihn an. Frauen zerrten ihre Männer aus seiner Reichweite. Brot verwandelte sich in seiner Hand in Watte. Er konnte nicht mal ein Sandwich essen. Die Schlange hatte kein Glück. In einer Gruppe junger Anwälte stolperte er dann zufällig über Dennis. Mangen war gekommen, um Rebecca die Hand zu schütteln und ihr in Isaacs Gebäude Erfolg zu wünschen. Isaac packte ihn und zerrte ihn von den Anwälten fort. Sie waren entsetzt. Sie konnten nicht glauben, dass der Sonderstaatsanwalt es zuließ, von einem Penner angefasst zu werden.
Isaacs Augen loderten. Er sah aus wie Ahab, der in einem alten Trockendock auf der Jagd nach Walen war. Auf seiner Stirn erschien eine tiefe Furche. Seine sieben Trauertage hatten ihn von der ganzen Menschheit entfremdet. Die Haare auf seinem Schädel standen ihm wie ein wirrer Knoten zu Berge.
»Sie Dreckskerl … Sie haben Sylvia Berkowitz gekidnappt.«
»Ich habe nur zurückgebracht, was Sie gestohlen haben. Wo ich herkomme, hat ein Mann ein Anrecht auf seine Frau.«
»Dennis, Sie leben schon zu lange nur mit Ihren Vorladungen. Sie glauben, Sie könnten sich einfach jemanden schnappen und ihn irgendwo abliefern. Bei Gericht, in einem Ihrer Gefängnisse. Sylvia ist eine freie Frau. Sie gehört keinem Dekan des Columbia College … Das nächste Mal, wenn Ihre Schmeißfliegen in meiner Wohnung auftauchen, brech ich ihnen das Genick. Sie haben Stinktiere und verpisste alte Männer um sich geschart. Ich bin nicht wild auf Ihre Rattenarmee.«
»Das sollten Sie aber, Isaac. Diese Rattenarmee hat Ihnen bisher das Leben gerettet.«
»Und ich habe auch die Schnauze voll von Ihren Ammenmärchen. Gott bewahre mich vor Beschützern wie Morton Schapiro … Sie spielen gern Geschichte. Erzählen Sie mir doch noch mal, wie Dermott dazu kommt, Polizeispitzel zu sein?«
»Fragen Sie den König. Er kann für sich selber
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