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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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fürchterlich. Er hatte den Mann in den Pennerklamotten hinterm Schreibtisch nicht bemerkt. »Entschuldigung … ich hab die Herrentoilette gesucht.«
    »Bist du nicht Manfred Coen?«
    »Nein«, antwortete der Bursche. »Ich bin Scamotti, Stellvertretender Bürgermeister für Verbraucherschutz.«
    Isaac brüllte ihn an. »Verpiss dich gottverdammt aus meinem Büro!« Scamotti stürzte hinaus. Isaac verfluchte seine einundfünfzig Jahre. Er hatte einen Wurm, der ihm Trugbilder vorgaukelte. Das Miststück konnte ihm mit diesem Gekneife in seinem Bauch glatt einen Grünen Star verpassen. Dieser Wurm ernährte sich von Isaacs Blut. Er liebte Zucker und andere Leckereien. Isaac hatte Manfred verloren, seinen Engel. Er hatte niemanden mehr, mit dem er Dame spielen konnte. Warum konnte der Wurm nicht Annie Powell zurückholen?
    Die Party ging Isaac dem Reinen gewaltig auf die Nerven. Er konnte vor lauter Kesselpauken und Roastbeefduft nicht schlafen. Die Demokraten verschlangen ihre Sandwiches in der Haupthalle. Isaac ging hinunter und schloss sich der Party an.
    Männer und Frauen starrten ihn wütend an. Die Frauen hatten ihre Beine enthaart und trugen Juwelen zwischen den Titten. Die Männer trugen Krawattennadeln und ließen unter ihren Dinnerjacketts Manschetten aufblitzen. Sie waren nicht hergekommen, um sich mit einem Penner zu unterhalten. Isaac stürzte sich auf die Sandwiches. Der Wurm hatte ihn ausgehungert. Er musste das Miststück füttern oder mit solchen Schmerzen im Gedärm herumlaufen, die ihm die Knie beugten und ihn vor Verzweiflung wimmern ließen. Er schaufelte sich Roastbeef, Schinken und Hühnersalat in den Mund, wie es jedes Schwein von einem First Deputy tun würde. Er stand neben Marshall Berkowitz und seiner Frau. Dann musste Sylvia wohl zu Marsh zurückgekehrt sein. Der Dekan gönnte Isaac kein Lächeln.
    »Marsh?«, sagte Isaac. Der Dekan wandte sich ab.
    Dann stieß Isaac auf den PC. »Hallo, John.« Tiger John war angeblich sein Chef. Aber der zog in Isaacs Gegenwart nur die Schultern ein und zitterte. Ohne den Bürgermeister von New York war John völlig hilflos. Das Truthahnsandwich zerfiel ihm in den Fingern. Senf tropfte auf seine Schuhe. Isaac fragte sich, wie viele Sparbücher er wohl unter seinem Pullover verstaut hatte. John würde seinem Schicksal nicht entgehen. Renn, Johnny, renn, bevor sich Dennis auf dich stürzt.
    »Haben Sie diese Woche schon Ihr Bad genommen?«
    »Äh, wie bitte?«, fragte John.
    »Die Sauna im Dingle … haben Sie mal wieder mit Sammy die trockene Hitze genossen?«
    »Nein«, stammelte John.
    »Gut. Von diesen verdammten Steinen kriegst du nur Herzrasen. Man erzählt sich, dass Leute daran gestorben sind …«
    Isaac ließ ihn mit seinem aus dem Leim gegangenen Truthahnsandwich und dem Senf auf den Schuhen hinter einer Säule stehen. Sylvia Berkowitz ergriff seinen Ellbogen und ließ ihn nicht entkommen. Sie hatte sich wieder mal von ihrem Gatten davongestohlen. Isaac saß zwischen Sylvia und einer Kesselpauke in der Falle. Was für eine beschissene Musik hatte Rebecca engagiert? Isaac sah sich immer wieder um, aber vor seinen Augen erstand keine Band. Tubas und Pauken standen um die Treppe herum wie Waisenkinder. Jedes Instrument atmete seine eigene irre Melodie. Rebecca veranstaltete eine Party, auf der die Tuben sich mit sich selbst unterhielten, Tuben und Pauken. Das verwirrte den First Dep. Er konnte mit all den kreischenden Melodien keinen Frieden schließen. Marshalls Frau war sein einziger Trost. Er lächelte und wollte ihr gefallen.
    »Ich bin froh, dass du zu Marsh zurückgekehrt bist …«
    Doch seine Worte verärgerten Sylvia nur und sie bleckte die Zähne. »Dazu musstest du mich nicht auch noch entführen«, fauchte sie. »Zwei deiner Bullen haben mich aus deiner Wohnung geholt. Sie haben mich auf Marshalls Schoß gesetzt. Du Mistkerl, du hättest wirklich etwas höflicher sein können.«
    »He, das waren nicht meine Leute.«
    »Und woher sind sie dann gekommen? Wie viele Leute wussten denn, dass ich auf deiner Matratze schlafe?«
    »Mangen … Mangen war’s. Der hat mir seine Schmeißfliegen an die Hacken geklebt. Dennis hat dich entführt, nicht ich …«
    Sylvia glaubte ihm kein Wort. »Schieb das ja nicht Mangen in die Schuhe«, sagte sie. »Der würde nicht mit einer Lady ins Bett steigen und sie dann einfach sitzenlassen.«
    Sylvia zog ab und machte sich auf die Suche nach Kanapees. Isaac wünschte sich, er wäre nicht ins Erdgeschoss

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