Das Isaac-Quartett
Tiger John nach dem Bürgermeister?«
Mangen starrte ihn düster an. »Ich versteh mich gut mit Sammy. Auf den Tiger habe ich es abgesehen.«
»Und was ist mit McNeill?«
»Der alte Mann? In zwei Wochen geht er in Ruhestand. Was soll ich mit dem Chief Inspector, wenn ich den PC haben kann?«
Isaac trennte sich von ihm. »Bis dann, Dennis … Ich lass mir nicht gern von aufgedonnerten Staatsanwälten unterm Arm lecken. Wenn Sie reden wollen, rufen Sie mich einfach an.«
»Isaac, passen Sie auf sich auf. Diese Jungs könnten ziemlich unangenehm werden. Der Tiger hat seine eigene Schrotflintentruppe.«
»Ich pass schon auf, Dennis. Glauben Sie mir. Ich brüll nach Captain Mort, wenn’s kracht. Machen Sie’s gut.«
25
Isaac war viel zu aufgekratzt, um in sein Hotel zurückzukehren. Er hätte doch nur wieder Luden aufgemischt. Isaac der Mutige, der sich durch die Gesellschaft gestört fühlte, in der er sich befand. Er war in ein Nuttenhotel gezogen und hatte sie alle bemuttert. Die schwarzen, neunzehnjährigen Mädchen jammerten über ihr Alter. Die kleinen Schneeköniginnen schleiften ihre zarten Leiber vor ihm auf und ab. Scheiß auf die City of New York. Isaac war der First Dep. Konnte er nicht eine Heilige Schrift fabrizieren, eine heilige Verfügung ohne Richter und Sonderstaatsanwälte? Konnte er nicht Dermott in die Suppe spucken, indem er jede Nutte und jeden Luden von der Straße holte? Natürlich nicht offiziell, das Ganze. Isaac würde die Luden in einem Geheimversteck Zwischenlagern und sie mit dem Kleingeld füttern, das dem First Dep zur Verfügung stand. Die Civil Liberties Union würde ihm auf den Rücken steigen und ihn zu Boden ringen. Richter würden ihn mit Unterlassungsverfügungen zuscheißen. Die Luden müssten wieder freigesetzt werden.
Mangen hätte ihn in diesem Käfig lassen sollen. Er hätte mit frei baumelndem Schwengel tanzen können. Wäre doch eine tolle Sache gewesen, den First Deputy Commissioner von New York einzulochen. Zur Anhörung hätten sie ihm allerdings ein Hemd überwerfen müssen. Schließlich ist es nicht erlaubt, nackt vor den Richter zu treten. Welche Kaution würden sie wohl für Isaac den Reinen festlegen? Die Kautionssteiler würden ihn anwiehern. Sie würden es eine Travestie nennen. Isaac in Handschellen, weil er in einer miesen Absteige über Luden hergefallen war. Die Times blies es vielleicht zu einem sagenhaften Skandal auf. Im Rathaus wäre man ratlos, auf wessen Seite man sich schlagen sollte. Sollte sich der Bürgermeister hinter Isaac oder hinter die Richter stellen? Die Mistkerle würden ihm seine Dienstmarke wegnehmen. Nein, Dennis hätte ihm diesen Spaß wirklich nicht verderben dürfen.
Isaac beschloss in seinem Büro zu übernachten. Rebecca Karp hatte nicht die Macht, ihn aus der Centre Street auszusperren. Da müsste sie ihm schon die Vollzugs beamten auf den Hals hetzen. Und die konnte er noch einen weiteren Monat aufhalten.
Die Centre Street war an diesem Abend nicht dunkel. Überall brannten Lichter für Rebeccas Eröffnungsparty. Aus Fenstern und Toren wehten Fahnen. Auf dem alten Balkon des Police Commissioners schwebten Ballons. Isaac umging den Lärm von Beckys Leuten, all die kleinen Demokraten, die sich in ihr Kulturkomitee eingeklinkt hatten. Er nahm den Privateingang des Commissioners auf der Rückseite des Gebäudes und stahl sich unbemerkt von Beckys Spionen hinauf in sein Büro. Die Party raste um ihn herum ihrem Höhepunkt entgegen. Er hörte donnernde Kesselpauken unter seinen Füßen. Tubas dröhnten durch die Wände. Jedes Arschloch in New York machte Party mit Rebecca von den Rockaways.
Demokraten schlichen durch die Flure. Überall gab es Gekicher. Isaac knirschte mit den Zähnen. Der Lärm in seinen Ohren stammte nicht von den Demokraten. Der Wurm sprach mit ihm. Das Miststück sang ihm was vor. Aber wer konnte schon einen Sinn in dem Gequatsche eines Wurms erkennen? Jemand schlich sich in Isaacs Büro. Der First Dep drehte das Licht aus. Er hoffte, dieser wanderlustige Demokrat würde wieder verschwinden. Isaac konnte ihn im Schein des Fensters sehen. Er hatte blaue Augen. Ein Schauder durchfuhr den First Dep. Ein Spuk suchte ihn heim. Der Junge war Manfred Coen.
Isaac gab dem Wurm die Schuld. Dieses Stück Scheiße in seinem Bauch konnte mit einem völlig bescheuerten Lied die Geister der Toten rufen. Isaac hatte keine Angst, mit einem Geist zu sprechen. »Blue Eyes«, sagte er. »Manfred?«
Der Bursche erschrak
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