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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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dürfen … Ich ausgemachtes Arschloch, was muss ich auch den rächenden Moses spielen. Es war nicht die Abwesenheit ihres Fleisches, was den König so rasend machte. Er hätte jederzeit hundert Doppelgängerinnen von Annie Powell kaufen und wieder verkaufen können. Hätte sich ein anderes Püppchen zulegen können. Aber er mochte ihr dummes Geschwätz, die Art, wie sie um eine Kuh trauern konnte. Seine kindische Frau.
    Die Mutter von O’Toole hatte ihre Tür mit einer Metallplatte verstärkt. Die Tür stand offen. Der König spazierte hinein. Mrs. O’Toole saß in einem Schaukelstuhl und trug eine Art Haube auf dem Kopf. Sie hatte ziemlich große Ohren für eine alte Dame. Aber der König war nicht gekommen, um ihr Aussehen zu kritisieren.
    Er zog sein Bündel Scheine aus der Tasche, sechstausend Dollar in Hundertdollarscheinen. »Ich bin Dermott Bride«, sagte er. »Ihr Sohn war bei mir beschäftigt.«
    Die alte Frau war aufgetakelt wie eine Nutte und der Lippenstift reichte in roten, viel zu dick aufgetragenen Mondsicheln bis auf die Wangen. Die Fingerknöchel auf ihrem Schoß waren behaart und dick. Ihre Füße steckten in schweren Arbeitsstiefeln. Sie hatte muskulöse Fußgelenke, diese Mutter von O’Toole. Dermott lupfte die Haube von ihrem Kopf. Einen komischen Haarschnitt hatte sie, kurze weiße Stoppeln. Unter ihrer Bluse tauchte eine Detective Special auf.
    »Und ich bin Captain Schapiro«, sagte sie. »Keine Bewegung, du mieser Ganove.«
    Der König hatte keinen Grund zu zittern. Er hatte eine Klinge dabei, die diese Schönheit im Schaukelstuhl schon zurechtschnitzen konnte. Hinter sich hörte er die Stimme eines Mannes.
    »Dermott, lass bitte das Messer stecken …«
    Der Mann trug einen Mantel mit Pelzkragen. Er hielt keine Waffe in der Hand wie Mama O’Toole. »Ich bin der Sonderstaatsanwalt.« Er schickte Schapiro in die Küche, damit er mit dem König allein sein könnte.
    »Wo ist O’Tooles Mutter?«
    »Der geht’s gut«, sagte Mangen. »Wir haben uns schon gedacht, dass du das Land nicht verläßt, ohne ihr Kohle in die Hand zu drücken. Du bist kein nachlässiger Mann … Wir haben sie in ein Heim auf der Charles Street gesteckt.«
    »Sehr nett von Ihnen. Schade, dass ich nicht Jameys Geist herbeirufen kann. Er würde Ihnen schon die Hand schütteln, dass Sie seine Mutter durch die Gegend scheuchen … Mangen, warum haben Sie Schapiro in Frauenkleider gesteckt? Um einem Jungen aus der Bronx wie mir was zu bieten? Die Mühe hätten Sie sich sparen können. Ich hätte Schapiro auch ohne Häubchen gemocht …«
    »Vergiss diesen kleinen Scherz. Ich wollte nur nicht, dass du dich mit einer ganzen Polizeiarmee anlegst. Du hättest sie vielleicht alle angeritzt und ich hätte dann die Rechnung bezahlen müssen … Wie könnte ich mich bei dir bedanken, wenn wir nicht ein Schwätzchen halten können?«
    Dermott fixierte diesen Irren mit dem Pelzkragen. »Danken, wofür?«
    »Für die Namen, die du in Tiger Johns Sparbüchern verwendet hast.«
    »Ach, das war nichts. Ein kleiner Scherz. Ich hatte gehofft, John würde das gefallen.«
    »Hat es«, sagte Mangen. »Und mir auch … Ohne deine Molly Blooms und Gertrude MacDowells hätte ich seine falschen Unterschriften nie entdeckt. Ich dachte, du wolltest mir damit was sagen … dass du die Schnauze voll hast von McNeill und dem ganzen verrotteten Sauhaufen.«
    »He, Mangen … Molly Bloom war kein Signal für Sie. Das ist doch nur ein Name.«
    Für einen so jungen Millionär hatte er ein ziemlich trauriges Gesicht. Der König steckte in zwei Milieus gleichzeitig fest. Er war ein mieser Gauner mit einer Liebe zur Literatur. Was konnte ihm das Geld bringen? Er gehörte nirgendwo hin. Nicht zu Isaac, nicht zu Marsh, nicht zu Coote McNeill.
    »Dermott, du musst nicht nach Dublin zurück. Ich könnte dir eine Suite in einem guten Hotel besorgen … mit Leibwächtern und allem.«
    »Klar, und dann sing ich schön. Vielen Dank, aber ich nehme lieber Stephens Green.« Er verbeugte sich vor dem Sonderstaatsanwalt und hielt ihm das Bündel hin. »Sie könnten mir einen Gefallen tun und das hier Mrs. O’Toole geben … Mit dem größten Bedauern für das Ableben ihres Sohnes.«
    Mangen nahm die Sechstausend. »Ich könnte das Geld konfiszieren, einen Zettel dranpappen und es für meinen Vermögensverwalter aufheben.«
    »Ich weiß«, sagte der König. »Aber das werden Sie bestimmt nicht tun.«
    Er ging zur Tür hinaus, und Mangen kam sich wie ein Idiot vor,

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