Das Isaac-Quartett
einen Stock auf einem Haufen Lehm.«
»So sind die hebräischen Rituale. Als Commish kommt man auf eine Menge jüdischer Beerdigungen. Wir haben jede Menge Judenbengel in der Polizei, musst du wissen. Tausende. Es dauert Jahre, bevor die einen Grabstein setzen. Also muss für Annie Powell erst mal ein alter Lappen reichen.«
»Ich werde morgen einen Stein bestellen«, sagte der König und saugte scharf zwischen den Zähnen Luft ein.
»Die Juden werden keinen liefern. Die nächsten sechs Jahre nicht.«
»Ich heuere meine eigenen Leute an.«
»Die Rabbis werden sie vom Friedhof jagen.«
»Dann kauf ich mir Rabbis, die gegen die Rabbis von Esau Woods angehen.«
Der Tiger kicherte vor sich hin. »Das wird was geben. Rabbis, die sich gegenseitig an die heilige Wäsche gehen … Jungchen, für so was fehlt dir die Zeit. Keine Spielchen mit den Rabbis. Mangen ist kein Dummkopf. Er wird sich fragen, was du hier machst. Mangen könnte dafür sorgen, dass du womöglich nie mehr nach Dublin zurückkommst. Seine Vorprüfungsgerichte sind berüchtigt dafür, sich in Burschen wie dich festzubeißen, damit sie ja nicht das Land verlassen können.«
»Dennis wird mich nicht finden.«
»Schön zu hören«, sagte der Tiger. »Ich werde für dich beten.«
Du bist hier derjenige, für den besser einer betet, dachte der König, so viel hatte er schon mitbekommen. Irgendjemand musste den Kopf hinhalten. Und das war nicht Sam. Die Banker würden aufschreien bei der Aussicht auf einen Bürgermeister im Knast. Das konnte leicht den Wert kommunaler Wertpapiere angreifen. Ein korrupter Police Commissioner jedoch war nicht so schlimm. Man konnte ja stets irgendeine andere Kröte auf seinen Posten setzen.
Diese hier, John die Tigerkröte, betrachtete Dermott mit einem merkwürdigen Mitgefühl in den Augen. Dann blinzelte er und putzte sich die Nase. »Ich kann die Rabbis für dich beruhigen. Ich bin der PC … Du kriegst deinen Stein für Annie Powell.«
Der König nickte kurz. Der blöde, alte Commissioner richtete keinen Schaden mehr an. Wer war denn schuld, dass er weder die Schläue von Sammy noch den Verstand des Fischers hatte? Er konnte nur durchs Präsidium toben und seinen Tigertanz veranstalten. Dermott hatte sich bereits ganz tief in seinen spanischen Schädel verkrochen. Das Geholper des Mercury drang nicht mehr bis zu ihm durch. Der König verachtete sich. Er war nicht besser als ein Lude, der seine Frau wegen einer lässlichen Sünde brandmarkt, zum Beispiel, weil sie fünf Dollar für sich behalten oder es gewagt hatte in einem Nachtclub mit einem der Freier zu reden. Ein Lude nahm sich einen Drahtbügel, verdrehte ihn zu seinem Initial, glühte den Draht auf dem Brenner am Herd seiner Frau durch und drückte ihn ihr ins Gesicht. Dermott benutzte dafür ein Messer.
Das Ganze war ein altes Ritual aus der Bronx, das es schon gab, lange bevor die Devils überhaupt aufgetaucht waren. Mädchen besaßen in keiner Gang einen eigenen Status, ganz gleich, wie tough oder schön sie auch waren. Ein Mädchen galt als Eigentum. Wie ein Eispickel oder eine zahme Taube. Und wenn sie dich »verletzte«, wenn sie dich eifersüchtig machte, wenn sie dir in den Augen der Gang Schande machte, dann ritzt du sie mit einem Messer, um ihr und allen anderen in der Bronx zu zeigen, wo die
Grenzen deines Territoriums anfingen und wo sie aufhörten.
Es war ziemlich dumm von einem König sich an ein solches Ritual zu halten. Er war schon seit sechzehn Jahren nicht mehr bei den Devils. Er hätte seine Eifersucht im Zaum halten müssen. Annie Powell. Er hatte sie mit diesen uralten Leibwächtern allein in Dublin zurückgelassen, während er mit dem Fischer in Connemara hockte und durchdeklinierte, wie viele Stücke sie aus dem Nuttenkuchen kriegen konnten, und wohin diese gehen sollten. Was hatte er von Annie erwartet? Coote hatte Jamey aus Irland verbannt. Sie hatte nicht mal mehr den Esel des Königs, der auf sie aufpassen konnte. Wie mutig, seiner Frau eine Narbe zu verpassen und sie dann nach Americky zu schicken. Er war so ein Arschloch, er hätte sich selbst das Gesicht verstümmeln sollen.
Lärm durchfuhr den König. Tiger Johns Funktelefon. Es klingelte endlos lange in einer Spalte des Polsters. »Geh endlich ran«, knurrte der König. »Na los, Johnny. Brüll schon dein Hallo.«
Dermott nahm den Hörer ab und drückte ihn an Johns linke Kopfhälfte. John murmelte: »Ja … nein … ja …«
Dann legte John auf. Aber er sagte dem
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