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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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wie er mit dem Bündel Nuttengeld in der Hand dastand. Er rief Schapiro aus der Küche.
    »Du musstest ihm unbedingt deine Detective Special unter die Nase halten … Richte niemals deine Waffe auf einen Mann, wenn du sitzt. Er hätte dir die Nase abschneiden können. Na los, Morton, komm endlich aus dem Rock raus. Wisch dir den Lippenstift ab, verdammte Scheiße. Die denken sonst noch, wir hätten auf der Treppe geknutscht …«

TEIL SIEBEN
28
    Es war Mitte Oktober und Sam war nirgendwo auf den Straßen zu finden. Niemand war darüber weiter beunruhigt. Der Ehrenwerte hatte die Vorwahlen gewonnen. Er musste nicht mehr um Stimmen betteln. Aber wo steckte der alte Mann aus der City Hall? War er zu irgendwelchen Manövern aufs Land gefahren? Sammy verließ die Stadt doch sonst nie. Die Jungs und Mädchen aus Dennis Mangens Büro flitzten in die Räume des Bürgermeisters und huschten wieder heraus. Sie waren absolut makellos. Sie kamen frisch von der Uni, mit ihren schweinsledernen Aktenkoffern und Theorien darüber, mit welchen Mitteln und auf welchem Wege man das Verbrechen in der City of New York ausrotten könne. Die jungen Staatsanwältinnen waren härter als die Männer. Mangens Mädchen hatten nicht mal für einen stellvertretenden Bürgermeister ein Lächeln übrig.
    Eines Morgens tauchten sie aus Sammys Räumen auf, den alten Mann im Schlepptau. Er sah aus wie ein schlafwandelnder Bürgermeister. Sein Blick ging zur Zimmerdecke und blieb dort. Er trug Schlappen, keine Schuhe. Alle Gerissenheit war von ihm gewichen. Warum war er der Gefangene von Mangens Mädchen, warum war er in ihrer Gegenwart so unterwürfig? Die Mädchen zerrten die Reporter aus ihrem Kabuff und der alte Mann hielt eine Pressekonferenz auf den Stufen der City Hall. »Es ist ein Jammer«, sagte er. »Jungs, es ist schlecht bestellt um meine Gesundheit. Der Bürgermeister verträgt kein dunkles Fleisch mehr. Man gibt mir Gras zu kauen. Ich werde noch daran ersticken, wenn ich diese Stadt regieren soll.«
    Die Reporter sahen Sam an, wippten auf ihren Zehen und versuchten, einen Sinn in alldem Gequatsche von Gras und dunklem Fleisch zu erkennen. »Euer Ehren, heißt das, Sie ziehen sich zurück?«
    »Das ist die ganze scheußliche Wahrheit.«
    Die Reporter rückten näher. »Und was wird aus den Demokraten?«
    »Ach«, winkte der Bürgermeister ab, »die werden’s schon überleben.«
    Die Demokraten versammelten sich noch am selben Nachmittag. Die Parteichefs brauchten eine ganze Stunde für ihr Loblied auf den alten Mann. »Wunderbarer Bürgermeister. Der beste. Wir werden ihn schmerzlich vermissen. Bestimmt.« Dann suchten sie nach einem neuen Kandidaten. Wozu sie nicht sehr lange brauchten. Die naheliegende Kandidatin war wie ein Donnerschlag in sie gefahren. Es war … Rebecca von den Rockaways.
    Sie traf im alten Polizeipräsidium ein und umarmte Isaac den Mutigen. Isaac war verdrossen. »Rebecca, ich bin weg, sobald ich dazu komme, meinen Schreibtisch zu räumen.«
    »Bleib«, sagte sie. »Das Kulturkomitee kann schon ein kleines Zimmerchen abzwacken … Isaac, wir müssen uns mal unterhalten. Ich werde einen guten Bullen brauchen. Ich möchte, dass du bei der Polizei bleibst.«
    Isaac wurde immer deprimierter. Welcher Bürgermeister erklärt ein paar Wochen vor dem Wahl-November seinen Rücktritt von der Kandidatur? Nur Sam. Der Wahlausschuss musste Sammy von der Liste streichen und Rebeccas Namen einsetzen. Der Ausschuss war ein altes Nilpferd. Von selbst hätte es sich niemals gerührt. Der Ausschuss musste schon seit einem Monat wissen, dass Rebecca zur Wahl stehen würde. Und dieses Nilpferd nahm seine Instruktionen direkt von Sam entgegen.
    Isaac rief die City Hall an. Es war sinnlos. Sammy war nicht ans Telefon zu kriegen. »Wie lautet noch mal der Name, Sir? Sidel, Sir? Wir werden ihm ausrichten, dass der First Deputy angerufen hat.«
    Isaac war klar, dass ein Großteil dieses Quarks nicht von Sam stammte. Der große Gott Dennis steckte dahinter. Mangen hatte Sam überredet, seine Zelte abzubrechen. Sie mussten miteinander gekungelt haben, als das Nilpferd mit den Wahlunterlagen zum Drucker marschierte. Und wen hatte der Bürgermeister Dennis zum Fraß vorgeworfen? Es musste Tiger John sein.
    Aber noch immer gab Tiger John von One Police Plaza seine Memos aus. Sie hätten auch genauso gut für irgendwelche Cops in Peoria, Illinois, sein können. Der Tiger faselte von Schlagstöcken, Gasmasken, Allwetterstiefeln. Isaac nahm die

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