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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Der arme Kerl ist in seinem eigenen Fischteich ertrunken.«
    »Ertrunken? Jammerschade.«
    »Die Sons of Dingle legen zusammen, um den Leichnam nach Hause fliegen zu lassen. Er wollte hier beerdigt werden. Wir werden einen Trauergottesdienst abhalten, Isaac. In St. Pat’s.« Isaac war bald selbst schon waschechter Ire. Er kannte sämtliche Rituale der irischen Politiker und Cops von Manhattan. Für ihre Toten beteten sie nur in der St. Patrick’s Cathedral.
    »Hat er denn keinen Anspruch auf ein anständiges, offizielles Begräbnis?«
    Nur Isaac konnte zu Ehren eines toten Cops eine Mahnwache bestellen. Der PC zupfte sich am Kinn. Es tat ihm nicht leid, McNeills Gesicht unter Wasser gedrückt zu haben. Ich würde ihn sofort noch mal umbringen. Aber sollte er Coote die Ehrenwache verweigern? Diebe mussten genauso zur letzten Ruhe gebettet werden wie alle anderen auch.
    Isaac verabschiedete sich vom Bürgermeister und rief Jennifer Pears an. Er entschuldigte sich, den Lunch bei ihr verpasst zu haben. »Ich war außer Landes. Ich schwöre … ich musste kurz weg.«
    »Weg?«
    »Ja, nach Mutter Irland.«
    »Isaac, deine Familie kommt aus Irland?«
    »Nein, aber genauso gut könnten sie … ich bin durch und durch irisch.«
    Jennifer lachte. »Komm zum Lunch … sofort.«
    Isaac brüllte nach Christianson, aber so schnell konnte er nicht aus dem Präsidium verschwinden. Marshall Berkowitz, sein alter Mentor, stand in der Vorhalle. Der PC konnte Marsh nicht einfach stehen lassen. Ein Wachmann brachte ihn zu Isaac. Marsh starrte die Möblierung eines Commissioner-Büros an: Flaggen, Trophäen, Fotos, Vorhänge, der riesige Schreibtisch aus knorriger Eiche, der schon Teddy Roosevelt gehört hatte, als dieser Commissioner of Police gewesen war.
    »Marsh, Sie müssen das Dekor entschuldigen. Das war Tiger John. Ich hatte noch keine Zeit, mich hier einzurichten.« Isaac sah die kaputten Schuhe des Dekans. »Ist es wegen der Frau? Marsh, ist sie schon wieder verschwunden?«
    Der Dekan nickte. Er hatte Spuckebläschen auf den Lippen.
    »Warum haben Sie Mangen nichts davon gesagt? Seine Schmeißfliegen haben sie aus meinem Wohnzimmer geholt … Erinnern Sie sich nicht mehr?«
    »Mangen meint, er könne mir nicht mehr helfen, jetzt, wo Sie der Commish sind.«
    Isaac legt seine Wohnungsschlüssel auf Teddy Roosevelts Schreibtisch. »Fahren Sie in die Rivington Street, Marsh. Wahrscheinlich ist sie dort. Ich kann Ihnen ein paar Jungs mitgeben und einen Streifenwagen. Wenn es darum geht, Leute zu entführen, bin ich ebenso gut wie Dennis.«
    Es gefiel ihm nicht, Sylvia reinlegen zu müssen, aber er musste sie Marsh ausliefern. Dieser verdammte Dekan ist unser aller Vater. Er hatte Isaac unterrichtet, Mangen und den kleinen Dermott, Schrecken aller Kühe, die unschuldig eine Straße entlangtrotten. Marsh war ein anderer Mensch, wenn er die Nase in einem Buch stecken hatte. Er konnte einem mit ein paar Wörtern über Mr. Joyce die Luft rauben. Hab ich Ihnen jemals von Joyces Augenklappe erzählt? Glauben Sie den Biografen kein Wort. Unter dem Stück Stoff befand sich ein vollkommen gesundes Auge. Er trug die Klappe, um die Bettler von Paris zu beeindrucken. So konnte er ihnen ein paar Sous abluchsen. Joyce war der trockenste Schwamm der Welt.
     
    Für Jennifer wurde es spät. Sie mussten sich schnell durch die Sauce Hollandaise knabbern. Jennys Junge würde in einer halben Stunde aus der Schule kommen. Das war ein komisches Geschäft. Rein ins Bett, raus aus dem Bett, wie ein Eichhörnchen auf die Bäume. Haben Eichhörnchen auch Geliebte? Was bedeutete es, wenn man im Bauch seiner Geliebten ein Kind spürte? Und warum blieb der Wurm so still? Er hatte sich nicht mehr gerührt, seit Isaac wieder in New York City gelandet war. Hatte sich der Mistkerl irgendeine irische Krankheit geholt, von der ihm Kopf und Schwänze einschrumpelten? Das kleine schnurrende Ungeheuer hatte Jennifer Pears angebetet. Und jetzt wollte das Mistvieh nicht mal schnurren.
    Isaac konnte sich auch ohne Beteiligung eines Wurms nach Jennifer verzehren. Sie küsste die Wunden an seiner Schulter, aber der Commissioner kam einfach nicht. Er blieb in Jenny hart, bis es an der Tür klingelte. »Alex«, sagte sie. Sie zog ihren Schlüpfer und einen blauen Bademantel über, um ihren kleinen Jungen hereinzulassen. Isaac zog sich an und ging ins Wohnzimmer. Alexander linste ihn unter dem breiten Schirm eines Regenhutes hervor an.
    »Erinnerst du dich noch an mich?«,

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