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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Sweeney. Der Bulle ist nicht gegangen. Er ist auf mir eingeschlafen. Ich konnte nicht mehr atmen. Ich musste Janice umgehen. Du weißt, mit welcher Musik sie uns zu dieser Nachtzeit plagt. Foxtrotts und Nicoles Hand auf meinen Titten. Nicht in meinem Zustand. Ich habe noch nicht einmal seinen Geruch abgewaschen. Ich weiß nicht, wohin, Sweeney. Deshalb bin ich zu dir gekommen.«
    »Du musst mir nichts erklären.« Und der Gedanke an Henri Bendel, Kassiererzellen, die vollgestopft mit Privatschecks durch die Decke flogen, verging Sweeney. Jetzt konnte sie Geschenke vergessen, Ziffern auf einer Versicherungspolice, die Kleiderfabrik im Erdgeschoss. »Ich mache dir ein Bett, Baby.«
    Sie wollte nicht zulassen, dass Odile im Gästebett schlief, einem Klappbett in der Küche mit kaputten Sprungfedern und anderen Haken. Odile musste Sweeneys Bett annehmen. Um den Geschmack des Bullen zu vertreiben, machte Sweeney ihr Kakao. Sie trug Sweeneys Cordsamtpyjama. Und Sweeney nahm das Küchenbett hin wie ein glücklicher Hund. Sie überhörte das Dröhnen des Kühlschranks und die Mäuschen im Waschzuber. Ehe Odile erwachte, würde sie die kleinen Kügelchen Mäusedreck zusammenkehren. Sie würde nicht mit den zurückgebliebenen Mädchen in der Imbissstube essen müssen. Sie würde ein SoHo-Frühstück zubereiten, Würstchen und symmetrische Pfannkuchen in Zuckerrübensirup für sie beide. Weißes Mehl kam nicht infrage. Sie wollte Odile nicht den Dreck aus der Imbissstube vorsetzen, der nach Pappdeckel schmeckte. Mit ihrer eigenen Faust würde sie die Orangen auspressen.
    Die Federn des Klappbetts krallten sich in ihren Rücken. Sie spürte ein Reißen in einer Niere. Die ganze Nacht würde sie wach liegen und glauben, sie müsse pinkeln. Das war ihr schon öfter passiert. Wenn sie dann auf dem Topf saß, kam nichts. Außerdem hätte sie Odile stören können. Sie hatte schon zu viele Kämpfe im Dwarf ausgestanden,sich mit zu vielen Cousinen angelegt, zu viele gackernde Hennen rausgeworfen, zu viele Betrunkene mit einem Hass auf Frauen in Männerkleidung erlebt, zu viele Schläge in die Lenden, zu viele Finger in die Augen. Immer wieder bereitete sie in ihrer Vorstellung das Frühstück zu, um diese Niere zu betäuben, bis das erste Licht durch die Ritzen der Küchenjalousie dringen würde und sie anfangen könnte, für Odile zu kochen.
11
    Nach einem trostlosen Schlaf ohne Odile stand Coen auf. Sie ist in ihren Club geflohen, stellte er sich vor. Césars Mädchen. Sie hatte ihm ein süßes Brötchen und eine Kanne übel riechenden Tee auf den Tisch gestellt. Coen ging zu Fuß und dachte an Feuertreppen. Er hörte seinen Onkel den Tod verkünden, und ihm wurde so eng in der Brust, dass er an der Sixth Avenue verschnaufen musste. Er setzte sich so roh über Kreuzungen hinweg, dass ihm frühmorgendliche Spaziergänger aus dem Weg gingen. Er ging durch den Park und traf mit finsteren Malen im Gesicht bei Schiller ein. Für Schiller waren das die Voodoo-Stunden, zu denen die meisten Tischtennis-Freaks im Bett lagen und Entsprungene aus den Sporteinrichtungen gewisser New Yorker Nervenheilanstalten mit Sandpapierschlägern seinen Keller stürmten, gegeneinander antraten und mit einer Präzision auf eine bestimmte Stelle der Platte zielten, die Schiller aus der Fassung brachte und ihn in sein Kämmerchen vertrieb. Er musste seine Augen verschließen oder seine Unternehmerlaufbahn aufgeben. Sie konnten nirgends anders hingehen und spielten bei Schiller umsonst. Doch er ließ nicht zu, dass sie dem hintersten Tisch zu nahe kamen, der in Coens Abwesenheit als Schwarzes Brett für wichtige Nachrichten diente. Coen fand einen Notizzettel, der ins Netz gesteckt war. Arnold wollte ihn sprechen. Also ging er nach oben. Im Gang musste er über Matratzen klettern. Er schnappte einen Streit zwischen einem alten Alkoholiker mit Furchen im Schädel und einem der jungen Maulhelden auf, einem breit gebauten Jungen in einem Manchesterunterhemd, der einen Kopf größer war als Coen. Der Junge spielte sich vor seinen Bewunderern auf, die ähnliche Unterhemden trugen und ihn drängten, den alten Mann zu ohrfeigen. »Piss«, sagte er, »zahl mir einen Dollar.« Bei der ersten Ohrfeige fielen dem alten Mann die Zähne aus dem Kopf. Coen packte den Jungen am Hemd. »Finger weg«, meckerte der Junge, der nicht begriff, wie jemand, der so klein wie Coen war, es wagen konnte, ihn anzurühren. Doch der Junge besaß einen Instinkt für Bullen, sogar für

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