Das Isaac-Quartett
und deine Mutter ärgert, Schätzchen, der muss ein ganz gemeiner Mann sein. Ich weiß, wie ich ihn finde.« Mit Milch auf den Lippen eilte er vom Spielplatz und rief über seine hochgezogene Schulter zurück: »Mach dir deshalb keine Sorgen, Steffie. Dir kann nichts passieren. Allzu lange hat der Chinese seine Seifenblasen nicht mehr. Ich mache ihn und seinen Boss zu Kleinholz.« Stephanie wollte ihn zurückrufen und ihm versichern, dass sie sich nicht vor Chino Reyes fürchtete; der Chinese war nett zu den Mädchen gewesen, hatte Judith den Sand zwischen den Zehen entfernt, und ihr gegenüber hatte er sich höflich verhalten und ihr seine Bewunderung für »Ehemann Coen« ausgedrückt. Doch sie war zu langsam gewesen; jetzt konnte sie ihn nicht mehr zurückrufen.
Coen war schon nicht mehr im Park. Er war viel zu besorgt, um mit einem Bus in die Stadt zu zockeln und nahm ein Taxi direkt zu Bummy. Bummy Gilman war im Revier als angenehmer Zeitgenosse bekannt; er belieferte die Wachtmeister mit seinen »Flöten« (Colaflaschen, die mit Roggenwhiskey gefüllt waren), und er rechnete nicht damit, dass Schurken wie Coen sein Lokal betraten, Schnüffler, die seine Kunden verärgerten und alle Anwesenden unglücklich machten, ob Zivilisten oder normale Bullen. »Mister, einen Schnaps auf Kosten des Hauses, und dann gehen Sie wieder. Genippt wird nicht. Mehr als drei Schlucke sind nicht drin.«
Coen ging nicht darauf ein. Er ging an Bummys Barhockern entlang und suchte nach einem versteckten Chinesen. Bummy besaß Verstand genug, Coen nicht am Ärmel zu packen.
»Ich könnte im Revier anrufen, Coen. Hinter wen sie sich wohl stellen? Hinter mich oder hinter dich?«
Endlich krächzte Coen: »Lass mich in Ruhe, Bummy.«
Mit einem Verrückten konnte Bummy nicht verhandeln; er ließ Coen herumlaufen und schwor, er werde eine Beschwerde im Revier einreichen. Für nichts lieferte er keine Flöten. Bummy sah Chino Reyes als Kapitalanlage an; Chino versorgte ihn mit den Filmen, die er seinen Neffen und befreundeten Bullen Samstag abends in der Küche zeigte, und arrangierte seine halbstündigen Treffs mit Odette Leonhardy, die mit einem ihrer kälteren Blicke seine Mandeln prickeln ließ. Er liebte es, sich von diesem Mädchen beschwindeln zu lassen. Fünf Minuten lang bekam er Odettes Haut und zwanzig Minuten lang Sandwiches und Stirnrunzeln. Davon abgesehen war er finanziell an den Filmen und an Césars mexikanischen Geschäften beteiligt. Daher versorgte er den Chinesen mit Lebensmitteln, gestattete ihm, sich bei ihm aufzuhalten, solange er die rote Perücke trug und sich nicht mit den Bullen abgab.
Der Chinese hatte Coen schon in der Tür bemerkt. Er war nicht besorgt. Er trank seinen zweiten irischen Whiskey dieses Vormittags aus und sah zu, wie Bummy sich mit Coen stritt. Er konnte sich Bummys angeschwollenes Gesicht nicht erklären. Er hatte Coen in Mexiko ins Herz geschlossen (wegen seiner Anhänglichkeit an Jerónimo und seiner ruhigen polnischen Art), und diese Vorliebe war ihm geblieben. Der Chinese grübelte darüber nach, was er bei Odette falsch gemacht hatte; er fand die Pornokönigin nirgends. Er führte Coen an den Tisch. »Was ist denn los mit dir?« Coen warf sich auf den Chinesen und drückte seine Nase an die Wand, bis der Chinese keine Luft mehr bekam.
»Ich bring dich um, wenn du noch einmal meiner Frau und ihren Babys zu nahe kommst.«
Coen zog seine Hand zurück. Der Chinese japste, aber er stand nicht auf, um auf Coen loszugehen.
»Pole, du hast mein Gesicht zum zweiten Mal berührt.«
Beide holten tief Atem und schmollten sich gegenseitig an. Sowie er einen Plan entwickelt hatte, kehrte dem Chinesen die normale Gesichtsfarbe zurück. Er würde jetzt lächeln und sich dann auf die Lauer legen, sich Coen am Nacken schnappen. Er konnte es sich nicht leisten, sich an einem öffentlichen Ort zu schlagen. Das hätte ihn seinen Status bei Bummy gekostet und die Bullen ins Lokal gelockt. Daher ballte er versteckt die Fäuste, schlug die Beine übereinander und unterhielt sich mit Coen.
»Das war ein Anstandsbesuch, Pole. Ich habe deine Frau nicht erschreckt. Sie hat bezaubernde Kinder.« Er sah Coens Hände zucken und brachte seine Nase außer Reichweite. »Habe ich etwa Arnold nicht belohnt? Wenn ich nicht wäre, würde er mit wundgescheuertem Fuß rumhumpeln. Ich habe dafür gesorgt, dass er wieder laufen kann, Pole, vergiss das nicht.«
»Halt Arnold aus der Sache raus, Chino. Er braucht deine
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