Das Isaac-Quartett
Arsch des Chefs führen. Isaac entgeht kein Wort.«
»Warum hat Papa ihn dann genommen?«
»Wenn man von einer Ratte beschnüffelt wird, ist es besser, man weiß, wo sie sich rumtreibt, sonst knabbert sie einem im Dunkeln das Gehirn an.«
»César, als ich letztes Mal in der Bronx war, hat Isaac kein Wort mit mir geredet. Er hat mir die Klotür vor der Nase zugeschlagen.«
»Wir haben dir Jerónimo gezeigt, wir haben dir Mordeckay gezeigt, wir haben dir Vanders Tochter besorgt, und du hast dich umgedreht und bist zum Chef gegangen.«
»Seit ich wieder zu Hause bin, habe ich mich um nichts anderes als einen Tischtennisschläger gekümmert.«
»Isaac erzählt die Geschichte anders. Er verhöhnt Papa mit deinem Namen. Du bist sein ›Hauptköder‹. Du hast dich auf Isaac eingeschworen. Manfred, du musst viel Schlechtes von deiner Mutter mitbekommen haben. Sie hat Sonnenbäder in Papas Obstgarten genommen, und sie hat immer darauf geachtet, dass Jerónimo sie von den Nippeln abwärts sehen konnte, und dann hat sie geklagt, das Baby spioniere ihr nach.«
Coen erinnerte sich an den Tisch im Obstgarten, an Papas knorpelige Bäume, an Jerónimo, der mit einem Bogen spielte, daran, dass Albert und Sheb nicht auf der Farm waren, weil sie nach Landeiern suchten, nach Rieseneiern, die sie in die Bronx mitnehmen wollten; Coen saß mit seiner Mutter am Tisch, bat sie, sich ein Tuch umzuwickeln, lief wie eine Vogelscheuche mit ausgebreiteten Armen um den Tisch herum, wenn Jerónimo in der Nähe vorbeistolperte, um die Pfeile einzusammeln, die sich von seinem viel zu schwachen Bogen lösten.
»Meine Mutter ist nicht hier, César. Frag Papa, wie viel mein Vater ihm vor seinem Tod geschuldet hat. Sag mir, warum es so lange gedauert hat, meine Adresse in Deutschland herauszufinden. Habt ihr alle Schulden meines Vaters auf den Penny zusammengerechnet? Wie hoch stand der Eierladen in der Kreide?«
»Wach auf, Manfred. Papa hätte den Eierladen mit einem Finger heben können. Wozu hätte er die paar Mäuse von deinem Vater brauchen sollen?« César hängte ein; Coen konnte den Duft der Erdbeeren nicht loswerden und auch das Bild seiner Mutter nicht, die gebückt durch die Felder lief und Erdbeeren in das bunte Halstuch einsammelte, das besser ihren Ausschnitt bedeckt hätte. Hatte sie sich in Alberts Gegenwart genauso entblößt? Trotzte sie den Guzmanns, oder gab sie an? Wer hatte sonst noch unter ihr Halstuch geschaut? War das der Grund dafür, dass Albert sie nicht mehr auf die Farm geschickt hatte? Coen presste sich ein Kissen aufs Gesicht und kaute das Ganze noch einmal durch.
Boris Telfin, der Boris Telfin mit den Kirschblintzen und den Vierteldollar-Zigarren, war Lotse und Chauffeur und kein Botenjunge. Es war schon schlimm genug, dass er für Marranen arbeitete, eine Familie von Schweinefleisch essenden Juden, für die Guzmanns aus Portugal, Lima und der Bronx, die Vaterunser in ihre Hühnersuppe nuschelten, die Kreuze auf ihren Gräbern aufstellten, die achtzig Prozent aller Zeit Christen waren; doch die Liaison zwischen Zorro (dem wandelbarsten seiner Herren) und einem Chinesen war gewiss nicht dauerhaft, allerdings war César nicht allein daran schuld. Die Männer des First Deputy zwangen ihn, zu Hause zu bleiben; in grünen Wagen fuhren sie vor seinen Spielhöhlen (Privatwohnungen, in denen die Spiele stattfanden) auf und ab, und César konnte es nicht wagen, sich selbst in die Territorien des Chinesen zu begeben. Daher musste Boris vermitteln.
Er traf den Chinesen auf einem freien Grundstück in der Prince Street. Der Narr trug Hosenträger, mit denen er auf eine Meile zu erkennen war. Mit einer solchen Person konnte Boris nicht vertraut werden (zumindest hatten die Marranen eine Abneigung gegen Gewalttätigkeiten und offene Kriegsführung). Er kannte die Laufbahn des Chinesen, wusste von seinen skalpierten Taxifahrern und sonstigen Chauffeuren. Kein Fahrer fühlte sich in der Nähe dieses Irren sicher.
»Schätzchen, sag Zorro, dass ich den Schuh loswerden wollte. Aus freiem Entschluss. Er war verhext. Er hat mir Unglück gebracht.«
»Mister, das sind alte Kamellen. Ich meine nicht den Schuh. Zorro bittet Sie um einen Gefallen. Es geht um diesen Gentleman. Coen. Genug ist genug. Ich persönlich hätte nichts gegen einen kleinen Gehirnschaden. Sein Kopf könnte ein paar Löcher mehr gebrauchen. Aber das ist nicht Césars Wunsch. Er will, dass Sie Ihre Arbeit niederlegen. Madam Coen soll unbelästigt im Park
Weitere Kostenlose Bücher