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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Geschenke nicht. Und wenn César mir ein Zeichen geben will, soll er das selbst tun.«
    Der Chinese hatte selbst etwas mit César zu regeln. Vielleicht versteckte Zorro die Pornokönigin. Oder hatte er ihr ihre üblichen Aufenthaltsorte verboten? Es war ihm weder in der Jane Street, noch im Dwarf gelungen, Odile zu erwischen.
    Coen war ruhiger, nachdem er Fleisch in der Hand gehabt hatte, den Chinesen an die Wand gepresst hatte. Jetzt konnte er sich in einen Bus setzen. Er stieg vor dem vegetarischen Restaurant an der Dreiundsiebzigsten aus und erwartete Boris den Lotsen, den Mann mit der dreiknöpfigen Weste. Coen hielt sich den Spielern fern, die Mandelcreme von ihren Hefestückchen schleckten und ihre Anstecksträußchen ins Fenster schnippten. Er wusste nicht, ob der Fahrer eine Morgenrunde machte und wollte keine Blume kaufen. Mit einer Feder im Hut ging der Lotse an ihm vorbei. »Boris?«, zischte Coen.
    Der Lotse sah ihn stirnrunzelnd an und ging etwas schneller. Coen holte ihn ein und packte ihn am Rockschoß. Der Lotse taumelte.
    »Boris, richte César etwas aus, und zwar deutlich. Keine Streiche mit meinen Leuten mehr. Manfred Coen spricht mit dir. Ich kann euch alle hochgehen lassen. Ich kann dich verhören lassen. Ich kann jeden einzelnen dieser alten Ficker mit den Blumen im Mantelaufschlag vor den Richter bringen. Zorro soll also lieber sehen, dass er bald zu mir kommt.«
    Jemand hatte sich direkt vor dem Restaurant Freiheiten mit seinen Kleidern herausgenommen. Etwas Schlimmeres hätte dem Lotsen kaum passieren können. Er nutzte die erste Gelegenheit, um seine Rockschöße zu glätten. Dann warf er seinen Kopf zurück und sah auf die Anstecksträußchen im Fenster, um zu beweisen, dass er im Dienst war. »Mr. Coen, nur Zorro weiß, wo Zorro ist«, sagte er, biss sich insgeheim auf die Lippen und eilte ins Restaurant. Doch er verlor seinen Hut auf dem Bürgersteig, und Coen musste ihm die Feder zurechtrücken. »Diese Sau ist nicht rein genug für meinen Boss«, flüsterte er den Blumensträußen zu. »Er hat eine unkoschere Gattin gehabt.«
    Fünf Minuten später saß Coen auf seinem Bett; seine Handgelenke schmerzten von den Zusammenstößen, die er hinter sich hatte. Als das Telefon klingelte, lächelte er. César beschimpfte ihn als schwanzlos und hirnlos. »Manfred, wenn du mich suchst, brauchst du dich nicht an Boris zu hängen. Warum einen Mann in seinem Herrschaftsbereich beschämen? Seine Blintzen werden ihm nicht mehr schmecken.«
    »Zorro, du hättest den Chinesen nicht dazu bringen sollen, dass er Arnold seinen Klumpschuh wiedergibt.«
    »Bist du verrückt? Mische ich mich etwa in die persönlichen Angelegenheiten des Chinesen? Er hat selbst ein Hirn. Und seit wann bin ich für dich Zorro?«
    »Du bist doch derjenige, der mich zum Feind haben will. Warum schleichst du hinter meiner Frau her? Eins verspreche ich dir, César: Wenn der Chinese sich noch einmal auf dem Spielplatz blicken lässt, hast du es mit mir zu tun. Was ist los mit dir? Geht es dir gegen den Strich, dass ich mich mit Odile verbrüdert habe? Keine Sorge, ich habe ihre Sandwiches nicht probiert.«
    »Sieh mal an, wer Amerika entdeckt hat«, murmelte César ins Telefon. »Da ist genug Platz für alle.«
    »Was?«
    »Ich sagte, da sei genug Platz für alle. Die jungfräuliche Pornokönigin. Sie spielt mit dir und rennt zu Vander Child. Wie viel du von Odette bekommst, geht mich einen kalten Kehricht an. Schmock, sie arbeitet für mich.«
    »Was wurmt dich denn, César?«
    »Das weißt du genau, du elender Mistkerl. Papa hat dir die Farm gegeben. Er hat dich auf seiner eigenen Klobrille sitzen lassen. Du hast sein Essen gegessen. An den Feiertagen hast du seine Kerzen angezündet. Er hat dir Jerónimo anvertraut. Er hat dich neben ihn gesetzt, auf die linke Seite. Er hat dir verziehen, dass du ein Coen bist. Ich habe beobachtet, wie du dich verändert hast. Manfred mit dem Skizzenblock. Der Junge, der in Manhattan in die Schule geht. Mit seinen edlen Zeugnissen. Ich habe zu Papa gesagt, dass er dir Schokoladensirup in die Augen schütten soll. Doch Papa mochte dich und deshalb hat er stattdessen seine Augen zugedrückt.«
    »Das ist zwanzig Jahre her. Was hat das damit zu tun, dass du den Chinesen auf meine Ehefrau ansetzt?«
    »Frag deinen Freund, den alten Chef.«
    »Isaac? Isaac arbeitet für deinen Papa.«
    »Blödsinn. Die ganze Boston Road ist ein einziges großes Kabel mit Stöpseln, die von unseren Mündern in den

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