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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Züge ausgedacht, um ihn von ihr fernzuhalten.
    »Wer ist der chinesische Junge?«, fragte Charles. »Warum können die Mädchen nicht in ihren eigenen Betten schlafen?«
    »Der Chinese geht nach komischen Gesichtspunkten vor. Er will jedem, der mir nahesteht, etwas antun. Er hat Judith und Alice im Park nachgeschnüffelt.«
    Charles ging mit grimmigem Gesicht im Wohnzimmer auf und ab; ihm war nicht mehr zum Späßen zumute. »Coen ist schuld; ein Bulle, der sich mit Verbrechern einlässt. Stephanie, warum hast du dich von ihm scheiden lassen, wenn du vorhattest, ihn wieder hier anzuschleppen? Er treibt es noch so weit, dass die Babys umgebracht werden. Ich werde jetzt die Polizei anrufen.«
    »Charlie, du stehst der Polizei gegenüber.«
    »Du? Du bist kein Bulle. Ich weiß von Isaac Sidel. Er hat dich eingekleidet, er hat dich zu dem gemacht, was du bist, und dann hat er dich mit dem Finger im Arsch sitzen gelassen. Ohne Isaac kannst du nicht über die Straße gehen. Das höre ich häufig von Bullen in der Bronx. Du seist perfekt dazu geeignet, mit dem Schwanz eines Chefs zu wedeln. Stephanie, pack die Mädchen zusammen. Ich fahre sie zu Mama. Coen, tu mir einen Gefallen. Komm nie wieder.«
    »Sie brauchen nur ein paar Tage in Connecticut zu bleiben«, murmelte Coen. Er schämte sich, Stephanie zu erzählen, dass sein gesamter Argwohn nur aus einem Traum entsprungen war. Doch das Bild von Judith und Alice in Strohsärgen hatte für Coen absolute Gültigkeit. In den Weidenkörben war so viel blutiger Brei gewesen, dass er es nicht aus dem Kopf bekommen konnte. Charles hatte Alice schon fertig angezogen, doch Stephanie trödelte mit Judiths Socken herum, um mit Coen reden zu können. »Pass auf dich auf, Freddy. Schließ Frieden mit den Guzmanns, und sieh zu, dass du heil aus der Sache rauskommst.«
    Sie umarmte ihn vor Charles und den Mädchen, hielt ihn fest wie eine Ehefrau, ohne ihre Zunge zu bewegen, und Coen spürte, wie seine Nervosität schwand, doch seine Furcht konnte er nicht loswerden; Vater verloren, Mutter verloren, Coen verloren. Stephanie nahm seine animalische Witterung wahr, das Zucken und Zerren in seiner Brust, und sie wünschte, sie hätte zwei Ehemänner haben können und nicht nur einen. Charles fing an, zu motzen. »Coen, sie wird die Massage morgen fortsetzen. Verdammt noch mal, Stephanie, kannst du ihn nicht dafür hassen, wenigstens ein kleines bisschen, dass er deine Töchter in sein stinkiges Leben zieht? Ich bin ja nur der Vater. Ich zähle nicht.«
    Coen schlich sich unbemerkt am Pförtner vorbei. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und die Taxifahrer an der Central Park West erschraken vor diesem Spuk; sie sahen einen Mann in Fischgrät mit totem Blick. Als er fünf Straßenecken weit gegangen war, wurde ihm bewusst, wie sehr es ihn erleichtert hatte, die Mädchen noch lebendig vorzufinden. Coen wollte keine weiteren Verhextheiten in seinen Traum hinein interpretieren, doch die Strohsärge vor dem Revier hatten ihn auf den Ofen seines Vaters gebracht, ihn in den Herd schauen lassen. Ihm, dem Albert auf dem Magen lag, fiel es leicht, Judith und Alice mit Hühnerhälsen auszustatten. Als er auf die Kreuzung zukam, an der er wohnte, musste er seine Schritte sorgsam setzen, um eine Schar von älteren Frauen und Männern zu umgehen. Mit den Fäusten schlugen sie einen Cubano zu Boden, einen Fürsorgefall, der in Arnolds Hotel wohnte. Coen erkannte die Anführerin, die Witwe Dalkey, seine Nachbarin, die zugleich eine Art Hauswartsstelle einnahm. Die Arme des Cubano waren mit Fäusten und Klauen bedeckt. Er hielt etwas gegen seinen Magen gedrückt. Er hatte Kratzer um die Augen herum. Coen drängte sich in die Meute. Er zog Mrs. Dalkeys Faust von der Wange des Cubano. Sie kreischte und spuckte, bis sie sah, dass es Coen war. Ein Spitz mit blutender Nase fiel dem Cubano zwischen die Beine. Mrs. Dalkeys heißer Atem blies Coen an. »Wir haben ihn geschnappt, Detective Coen. Wir haben den elenden Schurken erwischt. Der bringt keinen Hund mehr um.« Sie deutete auf eine gesprungene Schüssel, die neben einem der Bäume stand. »Er hat Mimsy mit vergiftetem Fleisch gefüttert.« Der Spitz konnte den Kopf nicht mehr heben. Seine Zitzen schwollen an.
    Coen stand zwischen dem Cubano und Mrs. Dalkeys Meute. Er hatte nicht genügend Ehrgeiz, den Cubano mit Mrs. Dalkey auf den Fersen zum nächsten Revier abzuführen; sie würde den sterbenden Spitz streicheln und als Indiz hoch halten. Der

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