Das Isaac-Quartett
Seitwärtssprünge, das rote Aufflackern des Schlägers, die Gewalt, die Coen über den Ball hatte. Coens blaue Shorts gefielen ihm, die Verwundbarkeit seiner entblößten Knie. Der Halfter erschreckte Chino nicht. Er hätte Coen eine Kugel in den Schädel knallen können, ehe dieser Halfter auch nur ins Spiel kam. Er ging an Schillers Bank vorbei und näherte sich Coen bis auf wenige Meter. Alphonso sah als Erster die Waffe. Er war der Schusslinie nah genug, um eine Wange oder eine Hand zu verlieren. Chino gestikulierte mit der Waffe. »Vamos, Muchacho. Weg da.« Doch Coen schwang seinen Mark V. »Spiel weiter, Alphonso.«
Zwischen zwei Verrückten in der Falle, einem Bullen, der ganz wild auf Tischtennis war, und einem Chinesen, der gern Waffen auf Leute richtete, entschied Alphonso, sich nach Coen zu richten. Vor dem Knurren auf Coens Lippen fürchtete er sich mehr als vor der Knarre des Chinesen. Daher machte er eine hohe Angabe, direkt auf Coens Schläger, und wunderte sich selbst über die Sicherheit seiner eigenen Reflexe und die Kooperation seiner Knie. Der Chinese geriet über den routinierten Flug der Bälle in Wut.
»Coen, warum ziehst du den Südländer in die Sache rein? Schick ihn weg. Ich zanke mich nicht mit dem da.«
»Chino, wenn das Spiel vorbei ist, kannst du dir die Pistole in den Arsch stecken. Ich habe dir gesagt, dass du dich hier nicht blicken lassen sollst.«
Alphonso spürte, wie seine Knöchel nachgaben. Er stützte sich mühsam am Tisch ab und erwischte Coens Schmetterball, aber sein Spiel hatte keinen Biss mehr. Dann schmetterte ihm Coen den Ball in die Achselhöhle. Dort blieb er stecken und brachte Alphonso, der bisher noch nie einen Ball in der Achsel gehabt hatte, völlig durcheinander. Der Ball purzelte wieder auf den Tisch. Alphonso stieß ihn zu Coen rüber. Chino spuckte sich zwischen die Beine. Einen weiteren Ballwechsel würde er nicht dulden.
»Coen, du hast mich schon lange genug aufgehalten.«
Er zielte auf das Netz. Er wollte Coen die Sorglosigkeit nehmen. Aber die Waffe hatte zu viel drauf. So zersplitterte er Schillers Wand, hinterließ Sprünge um das Einschussloch. Alphonso kroch an den Tischen entlang und versteckte sich im Flur. Er wäre weiter weggelaufen, wenn die Pfeiftöne in seinen Ohren nicht so laut gewesen wären. Schiller erwachte mit Staub im Mund und der Bank über ihm. Er glaubte, das Hotel sei durch die Decke gebrochen, bis er den ersten Staub schluckte und ihm klar wurde, wer der Chinese war. Der Taxibandit war gekommen, um Coen abzuknallen. Schiller machte sich wegen der Splitter keine Sorgen. Der Chinese konnte von ihm aus jede einzelne Wand des Clubs auseinandernehmen, lieber, guter Gott, solange er nur weiterhin sein Ziel verfehlte. Schiller wollte Ratschläge erteilen, Coen warnen, nichts zu überstürzen, ihn dazu bringen, langsam und leise zu reden und den Chinesen nach Möglichkeit durchzuprügeln, aber von seinen Lippen kam nichts als ein trockenes Quietschen. Der Staub reichte ihm bis in die Kehle. Außerdem waren seine Arme taub. Er konnte die Bank nicht von seinen Füßen heben.
Doch Coen machte dem Chinesen nichts als Kummer. »Drück schon ab, Pole. Zeig mir, wer du bist. Du hast die rechte Hand am Abzug. Du musst sie nur bewegen.« Coen behielt seinen Mark V in der Hand. Er lächelte dem Chinesen ins Gesicht. Angesichts dieses Lächelns wurde dem Chinesen klar, dass er sich in dieser Spelunke keine Genugtuung verschaffen konnte, und so packte er die Waffe mit beiden Händen, suchte sich in Gedanken ein Ziel aus, das einen knappen Meter von Coen entfernt war, und feuerte auf das Ziel. Der Schläger sprang dem Chinesen um die Ohren. Coen spürte ein Knirschen von seinen Zähnen bis hinunter zwischen seine Beine. Hinter seiner Nase schmeckte er Blut. Seine Schuhe hatte er im Gesicht. Er konnte sich nicht entsinnen, wie er vom Tisch an die Wand gekommen war. Jetzt wurde er durstig. Er erinnerte sich an einen Pfirsich, den er sich während eines Manövers in Worms gekauft hatte, einen gigantischen roten Pfirsich, einen »Colorado«, für den er einen Betrag bezahlt hatte, der fünfzig Cents entsprach, weil ihm der Obstverkäufer in perfektem Englisch geschworen hatte, der »Colorado« sei auf Eis gebettet aus Südamerika gekommen. Coen schrubbte den Pfirsich mit dem Wasser einer Feldflasche, seine Finger fuhren über die Unregelmäßigkeiten in dem roten und gelben Flaum. Mit seinem Armeemesser schnitt er in den Flaum und fand es ganz
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