Das Isaac-Quartett
unglaublich, dass ein Pfirsich, ganz gleich, welcher Nationalität, um den ganzen Kern herum weinfarbenes Fleisch hatte. Er aß eine halbe Stunde lang, schleckte sich Fruchtsaft von den Daumen, zog neugierig Fasern des Fruchtfleischs aus dem Kern und kostete seine eigene süße Spucke aus. Als er versuchte zu schlucken, hatte er Blut im Ohr. Seine Augen wurden rosa. Die Blasen in seinem Mund färbten sein Kinn dunkel. Nur mit einem Nasenloch bekam er Luft.
Isaac erschien nach dem zweiten Schuss mit seinem Suchtrupp. Coens Partner, DeFalco, Rosenheim und Brown, drangen mit Schrotflinten und glänzenden Westen in den Flur ein. Alphonso musste ihnen ausweichen, um nicht tot getrampelt zu werden. Es war so dunkel, dass er die goldenen Abzeichen, mit denen die drei Bullen behängt waren, nicht sehen konnte, doch die Wichtigkeit dieser Männer stand außer Zweifel. Nur Superbullen konnten so schnell in einen Tischtenniskeller platzen. Der Chinese stand am mittleren Tisch, als er den Aufruhr im Gang vernahm, das Spannen von Schrotflinten, den Aufprall von Schuhleder. Coens blutige Ohren wollten ihm gar nicht gefallen. Er hatte dem Blauäugigen ein paar kleine Kratzer zufügen, ihn aber nicht in Hälften zerteilen wollen. »Pole, du hättest netter zu mir sein sollen.« Selbst als er schon zwischen die Schrotflintenläufe sah und Isaac erkannte, den er in der Bronx gesehen hatte und von dem er wusste, dass er ein großer Polizeispitzel war, verstand er nicht, was die Bullen mit so vielen Kanonen hier wollten. Er hätte sich längst wieder auf die Suche nach Odette machen sollen. Beim nächsten Mal würde er nicht in seine eigene Hosentasche tröpfeln. Er würde die Pornokönigin ausziehen, ihre Hand auf seine pochende Brust legen.
DeFalco, Rosenheim und Brown sahen die Blutlache, in der Coen lag, sahen die.38er in der Hand des Chinesen baumeln (sie war ins Leere gerichtet) und legten los. Sie schlitzten das Holz auf, zertrümmerten drei der neun Tische, holten einen Beleuchtungskörper von der Decke, richteten das restliche Inventar zugrunde, hinterließen wild verstreute Glasscheiben und vernichteten im selben Arbeitsgang Chino. Rosenheim kam als Erster aus dem Flur. DeFalco und Brown stürzten auf die Tische zu. Der Zustand des Chinesen bedurfte keiner Erklärung. Doch Brown kauerte sich über Coen. »Er ist tot«. DeFalco stieß auf Schiller. Er zog die Bank von Schillers Augen. DeFalco hätte nicht sagen können, ob Schiller schluchzte, oder ob er versuchte, zu husten. Er schätzte, dass mit Schillers Zunge etwas nicht stimmen konnte. »Was willst du uns sagen, Alter?«
Knoblauch-Arnold zwirbelte sich die Koteletten, um sich auf ein Abendessen mit Coen vorzubereiten, als seine Einmachgläser und Trinkschalen vom Fensterbrett fielen. Im Unterhemd hopste er nach unten, ohne den orthopädischen Schuh. Er kam an Alphonso vorbei und sah Isaac, Schiller, Coen, die drei Kriminalbeamten und die Überreste des Chinesen. Er schoss auf Isaac zu. »Du Arschloch, das hast du ihm eingebrockt. Du hast die Guzmanns nicht erwischt, und deshalb hast du dem Chinesen Manfred überlassen, und dann hast du den Chinesen gekriegt.«
DeFalco antwortete an Isaacs Stelle. »Arnold, so war es nicht, das schwöre ich dir. Alles sollte ganz wie üblich ablaufen. Der Chinese war doch mit Coen in Mexiko, oder? Sie haben im selben Zimmer geschlafen. Warum sollen sie sich dann nicht über einer Tischtennisplatte unterhalten können? Wir sitzen draußen im Wagen und, ich kann’s nicht ändern, machen Witze darüber, wohin uns der Chinese als Nächstes bringt, und vor fünf Minuten kommt im Funk, dass der Chinese bei Bummy einem Wachtmeister die Waffe gestohlen hat und abgehauen ist. Arnold, wir sind wie ein Wirbelsturm hier reingeplatzt.«
»Ganz normaler Dienst, was?« Arnold musste sich auf die Lippen beißen, um nicht vor Isaac und den Bullen loszuheulen. »Warum seid ihr dann mit Schrotflinten hergekommen?«
»Arnold«, sagte Rosenheim, »du weißt, wozu der Chinese fähig ist, wenn er wieder mal durchdreht. Wir konnten vorher nicht wissen, wie er aufgelegt ist. Wir mussten auf alles vorbereitet sein.«
Brown kauerte immer noch über Coen. Er hatte nichts für Isaac übrig. Wie lausig musste Coen gewesen sein, wenn sein eigener Chef ihn nicht retten konnte? Isaac besaß eine unnatürliche Begabung, sich aus seinen eigenen Trümmern zu befreien, an die Oberfläche zu kommen, wann er Lust hatte, und wenn Isaac in der Nähe war, war sich Brown
Weitere Kostenlose Bücher