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Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Titel: Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Héritier
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sei gekommen. Glücklich sein, wenn das eigene Kind glücklich ist. Gefühle aufsaugen wie ein Schwamm. Alles sehr stark empfinden, es sich aber nicht anmerken lassen … Keine Zahnschmerzen (oder sonstige Schmerzen) mehr haben.
    Eine Tür quietschen, eine Treppe knarzen oder Kreide auf einer Schiefertafel kratzen lassen. Sich alles ganz deutlich in der Vorstellung ausmalen. Das grässliche Foto seiner Mutter in Ehren halten, die mit über sechzig Jahren nach einem Amateurrennen im Radfahrerinnendress für eine Lokalzeitung neben ihrem Fahrrad posiert, und sich selbst zu so einer Leistung außerstande fühlen. Immer die eigenen Fähigkeiten bezweifeln und den Wahrheitsgehalt lobender Worte hinterfragen, die man bekommen hat (wie gut wir doch zur Bescheidenheit abgerichtet sind!). Wissen, dass man Skorpion mit Aszendent Krebs ist, und amüsiert Horoskope lesen.
    Sich über Werbetexte ärgern, die die Zeitungen in Artikel oder Interviews einschieben, die man ihnen gegeben hat. Mit Genugtuung Zwei-Euro-Münzen in einer Schachtel sammeln, damit man immer etwas im Haus hat. Die Angst »vor schlechten Zeiten« bewahren. Fürchten, dass einem das Benzin ausgeht oder man vor Einbruch der Nacht kein Hotel findet, vor allem wenn man Kinder im Wagen hat. Seine Tochter von der Schule abholen, ihr eine Kleinigkeit zubereiten, mit ihr Briefe voller Zeichnungen austauschen, die beiderseits gleichermaßen untalentiert sind. Die »schlafenden Schönheiten« spielen.
    Über den Werbeslogan für eine Möbelpolitur lachen: »Das mache ich nicht jeden Tag.«
    Sich nicht an Witze erinnern können. Seinem Bruder vertrauen und sich nie mit ihm langweilen. Versuchen, nicht »schwerfällig« zu sein, ohne seine Ansichten zu ändern. Einen barschen Tonfall sowie schlechtes, steifes, kränkendes Verhalten, verächtliche Blicke und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen hassen, wie man sie bei jenen erlebt, die sich aus irgendeinem Grund für etwas Besseres halten. Mit allen Menschen gleich reden und sich gleich verhalten, denselben Tonfall anschlagen, dieselbe Sprache benutzen.
    Sich darüber klar sein, dass sich das Wort »Liebenswürdigkeit« auf eine große Tugend bezieht. Sich nicht vom Unglück abwenden. Freundschaft für ein Versprechen halten. Sich in den Anblick eines wuselnden Ameisenhaufens versenken. Über eine Wiese gehen und die Heuschrecken hüpfen lassen. Wissen, wo Eichhörnchen nisten. Große Schlüssel für das Gartentor haben. Unkraut zwischen den Steinplatten einer Terrasse wachsen lassen. Nicht auf Kapuzinerkresse im Garten verzichten können. Einen Marienkäfer auf seinem Finger laufen lassen. Auf die Milch auf dem Herd aufpassen und sie genau im richtigen Moment von der Platte nehmen. Nach einem alten Rezept seiner Mutter eine Mousse au chocolat schlagen (mit Butter). Noch immer Appetit auf pochierte Eier in Burgundersauce haben.
    Ganz verdutzt sein von Taschenspielertricks, beeindruckt sein von einer schönen Aufführung oder ganz im Bann einer schönen Rede stehen …

4. September
    … von lieben Freunden aufs Land eingeladen werden und hier weiter unten das Meer entdecken, dort den Klostergarten mit seinen Obstbäumen und den alten Blumensorten.
    Den Vercingetorix-Schnauzbart seines Großonkels Joseph und die raue Stimme seines alten Cousins Pierre (der 1914 in einen Giftgasangriff geriet) sowie die des Kirchenhistorikers Henri-Irénée Marrou (weil tracheotomiert) bezaubernd finden. Kaffee trinken (Café au lait, wer’s mag) und mit den Hunden und Katzen von Cousine Nini, die brav auf den Bänken um den großen Tisch in L’Imberdis sitzen, gerecht Kekse teilen.
    Henri Pourrat lesen, der in seinen Romanen die Höhlen der Zauberer in L’Imberdis ansiedelt. Sich lange strecken, die Hände hinter dem Kopf verschränken und die Füße auf den Couchtisch legen (leider kann man sie nicht auf den Schreibtisch legen wie in den tollen, alten amerikanischen Filmen). Hoffen, dass es einem eines Tages gelingt, ein Streichholz an der Schuhsohle anzureißen oder einen Revolver so lässig zu halten wie Humphrey Bogart.
    Zwei Banditen , Rattennest, Die unglaubliche Geschichte des Mister C. , Sturm über Jamaika, Die Toten wieder ansehen. Jeden Tag andächtig um 17 Uhr dem Schlussmonolog von Molly Bloom auf Europe 1 gelauscht haben (tja, ganz zu Anfang war das fast ein Kultursender). Sich vor Deadlines grausen. In Versandhauskatalogen blättern, von denen man erzählt bekam, dass man im Alter von drei Jahren jede Seite minutiös

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