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Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Titel: Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Héritier
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Brioches die verfressene Ziege Aglaé nicht satt bekommen und als Kind (zusammen mit der Schwester und der Cousine) eine alte, wahrlich rüstige Ziege mit Rumcreme besoffen gemacht haben …

15. September
    … alle Ausgaben der Cahiers du cinéma besessen haben. Es bedauern, dass man kein »Hutgesicht« hat. Erst gern Rot getragen haben, dann Schwarz und nun Blau. Stundenlang still geweint haben angesichts der Menschen, die am 11. September wie winzige Kommazeichen von den Zwillingstürmen stürzten. Für altes Aufziehspielzeug schwärmen.
    Immer, wenn auch vergeblich, den Geschmack der Renetten aus Le Mans oder der in einem Klecks Honig geschmorten Aprikosen suchen, von Weinbergpfirsichen und Stachelbeeren. Ohne Verlegenheit Worte und Begriffe benutzen, die entweder Schöpfungen der Familie oder Dialektwörter sind.
    Sich in ein Rätsel verbeißen. Manchmal ganz naiv sein – und damit nicht unzufrieden sein. Aus der Haut fahren vor einem dummen Rüpel, der über Das andere Geschlecht sagte, für eine Frau sei das gar nicht so schlecht, und ihm mit wenigen Worten zeigen, wo sein unbedeutender Platz ist.
    Durch die große Allee von Bodélio spazieren, die vor dem Orkan Lothar so wunderschön war.
    Eine Katze gekannt haben, die unbedingt raus wollte, sobald ein kleines Mädchen seine Geige aus dem Kasten nahm …
    Vor seinem Vater, der einen Gorilla nachmachte, brüllend gelacht, dann vor Angst geschrien haben bei der Anfangsszene von Mario Bavas Die Stunde, wenn Dracula kommt und lange Zeit Albträume wegen des Films Der Wolf von Malveneur gehabt haben.
    Sich »krumm und schief« lachen oder heulen »wie ein Schlosshund«, schon allein, wenn man sich an etwas Bestimmtes erinnert.
    Sich auf der Inneren Station der Pitié wahrlich zu Hause fühlen. Windpocken und festgebundene Hände gehabt haben, damit man sich nicht kratzen kann. Beim Kühehüten Blumenkränze binden. In Begleitung des Hundes Mirette auf dem Rücken des großen Schäferhundes Bijou geritten sein. Mit dem Stock auf Hähne eingeschlagen haben, die sich, in den Augen eines Kindes, an unschuldigen Hennen vergingen. Es bedauern, dass man nie bei der Geburt oder dem Werfen von Jungen dabei war außer bei der Katze Julie. Bei François und Marie Friteyre auf ihrem Hof in Épinasse (Livradois) gegessen haben: ausgezeichneten Aufschnitt aus eigener Schlachterei, dann einen auvergnatischen Eintopf mit Speck, Kartoffeln und allem Gemüse, das dazugehört, dann Täubchen an Erbsen, dann Hasenpfeffer (»den Hasen kenne ich«, sagte der Cousin, der ihn gefangen hatte), dann Kalbsbraten »vom Metzger« mit runden, in Nussöl sautierten Kartöffelchen und Dicke Bohnen aus Soissons, dann Salat, hausgemachten Ziegenkäse, dann pochierte Birnen in Rotwein und Kekse, dann einen Apfelkuchen (uff!) zu Kaffee und selbst gebranntem Schnaps – Begeisterung und Erschlagensein garantiert. Aus einer langen Unpässlichkeit wieder zu sich kommen wie nach einem Tornado und sich sagen, dass draußen schönes Wetter sein muss. Versucht haben, eine verwirrte Person zu besänftigen, die ständig die Nachtschwester rief. Sich fortgetragen fühlen von einer starken, wogenden Dünung und nicht an die Endlichkeit denken. Nach einer Lampe tasten (die dann nicht funktioniert).
    Sich Jahrzehnte später an ein schlichtes Organdy-kleid erinnern, das kratzte. Nur ungern die Hand unter einen Stein schieben, nachdem man Der Schatz der Sierra Madre gesehen hat. Zögern, ungeniert einen Umschlag mit der eigenen Adresse auf der Straße in einen Papierkorb zu werfen, nachdem man Patricia Highsmith gelesen hat. Sich den Zufall vergegenwärtigen, der es so einrichtet, dass wir nicht zeitgleich mit Menschen leben, die wir gern kennengelernt hätten. Sich sagen, dass sich ein Löwe mit einem Dorn in der Tatze oder mit den Stacheln eines Stachelschweins in der Schnauze ziemlich behindert fühlen muss.
    Die eigene Stimme aus einem Lautsprecher hören. Gern zu Allerheiligen auf den Friedhöfen von Kleinstädten sein. Frankenstein alias den Totengräber persönlich treffen. In der Dämmerung den Friedhof von Bertignat, hoch oben auf einer Hügelkuppe, verlassen. Sich um die Würfe von Katzen und überzählige Ferkel gekümmert haben, die eine Ziege gesäugt hat. Sich an Spaziergänge durch schimmernde Straßen erinnern. Sich beunruhigt fragen, was man in Situationen getan hätte, die einem erspart geblieben sind … Einen aussichtslosen Kampf gegen die Rollen der Rollwagen und der Infusionsgestelle

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