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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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unwillkürlich, wie wohl eine arthritische Vagina aussah. Der Arzt versicherte mir, meine Geschlechtsorgane wären nicht betroffen, wirkte aber ein wenig alarmiert, um die Wahrheit zu sagen. Wahrscheinlich weil er noch nie daran gedacht hatte, Vaginas auf Arthritis zu untersuchen. Sollte er aber. Bisher hatte ich Arthritis schon in Fingern, Armen, Beinen und Füßen und am Hals und an einem Ohr. Ich kann nur vermuten, dass die vaginale Arthritis schon hinter der nächsten Ecke lauert und zuschlägt,wenn ich am wenigstens damit rechne. Also im Grund jederzeit, denn wer rechnet schon mit vaginaler Arthritis. 12
    Mein Arzt meinte, ich hätte eine seltene, Polyarthritis genannte Art der Krankheit, was heißt, dass die Arthritis nicht an einem bestimmten Ort bleibt, sondern praktisch fast täglich von Körperteil zu Körperteil springt. Am einen Tag wache ich mit einem geschwollenen Fußknöchel auf, der aussieht, als würde ich einen hautfarbenen, mit Äpfeln ausgestopften Fußwärmer tragen. Am nächsten Tag ist der Knöchel wieder abgeschwollen, dafür kann ich die linke Schulter nicht bewegen, ohne dass es mir gleich wie mit Messern reinfährt und ich am liebsten alles fallen lassen würde. Ich kann es am besten so beschreiben, dass ich abends beim Schlafengehen immer schon weiß, dass Freddy Krueger mich gleich mit einem Baseballschläger windelweich schlagen wird und ich mit den furchtbaren Verletzungen aufwachen werde, die er mir zufügt. Nur dass es sich nicht um einen Film über Elm Street handelt, sondern um mein Leben.
Und
dass Johnny Depp nicht mit von der Partie ist. Das nervt alles wirklich kolossal.
    Der Arzt hatte recht mit den vielen Behandlungsmöglichkeiten. Zu meiner Enttäuschung gehörte zu keiner Therapie ein medizinisch verordneter Segway oder ein Affendiener, der einem beim Dosenöffnen hilft. Stattdessen bekam ich ein Medikament, das mit »Meth« anfing und mit »die-Haare-werden-Ihnen-ausfallen-und-Sie-werden-ständig-kotzen-wenn-Sie nicht-täglich-ein-Gegenmittel-nehmen« aufhörte, weil es offenbar auch in der Chemotherapie eingesetzt wird. Interessanterweise ist eine der vielen Nebenwirkungen, dass es, obwohl es zur Bekämpfung von Krebs eingesetzt wird, AUCH KREBS VERURSACHT. Der Arzt meinte zwar, das wäre nur sehr selten der Fall, aber in Anbetracht der Tatsache, dass bei mir soeben eine höchst seltene Form einer seltenen Krankheit diagnostiziertworden war, hatte ich das Gefühl, dass ich ein solches Lotteriespiel unbedingt vermeiden sollte. Der Arzt überzeugte mich allerdings, dass der mögliche Nutzen das Risiko wert war, sagte aber vorbeugend, ich sollte nicht in Panik geraten, wenn ich die Warnung auf dem Etikett las und einen Schreck bekam. Er hatte recht. Da stand: »DU WIRST STERBEN, VERDAMMTE SCHEISSE.« 13 Ich gebe das frei wieder, aber das in etwa war die Aussage. Im Kopf hörte ich dabei die Stimme von Samuel L. Jackson, ich hatte deshalb Angst und war zugleich amüsiert.
    Besonders nervt mich, dass NIEMAND WEISS, WARUM DIESES MEDIKAMENT WIRKT. Man vermutet, vielleicht deshalb, weil es das Immunsystem auf den Kopf stellt und das Wachstum der Zellen hemmt, und deshalb greift der Körper das Immunsystem an und nicht deine Gelenke. Denn wer braucht ein funktionierendes Immunsystem, wenn er aufgrund einer Autoimmunerkrankung so krank ist, dass er nur noch Medikamente nehmen kann, die ihn umbringen können? Man lässt sich gewissermaßen in den Hals stechen, um sich von einem gequetschten Zeh abzulenken. Immerhin schienen die Medikamente ein wenig zu helfen, ich nahm sie also und versuchte nicht daran zu denken, wie es ohne sie wäre.
    Ich habe jetzt seit Jahren Arthritis und manchmal ist sie ganz weg und manchmal liege ich im Bett, aber egal was, ich muss ständig Blut- und Röntgenuntersuchungen machen lassen, und das Beste, was der Arzt mir sagen kann, ist, dass ich keine Gifte im Blut habe und dass »noch keine Missbildungen« zu sehen sind. Das fasst das ganze Elend zusammen. Wenn der Facharzt dich damit trösten will,
dass du noch keine so starken Missbildungen hast wie erwartet.
    Die ersten Jahre habe ich mich so durchgewurstelt und immer gehofft, ich könnte eines Tages plötzlich wieder gesund sein.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich zu meinem Arzt. »Ich mache jetzt schon seit Jahren die verschiedensten Therapien und habe immer noch Schmerzen.«
    »Man lässt sich leicht entmutigen«, erwiderte er freundlich, »aber Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie eine

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