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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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aufs Land zu ziehen.
    Ich verteidigte unser neues Zuhause zwar und beharrte darauf, wir müssten uns erst einleben, aber er behielt recht. Wir waren dem Landleben ganz klar nicht mehr gewachsen und ich spürte, es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von uns die Ruhr oder Gelbfieber bekam. Doch blickten wir unserem Schicksal einigermaßen gefasst entgegen, getröstet durch das Wissen, dass wir dem Tod durch unseren Umzug ja schon mal ein Schnippchen geschlagen hatten … und in der Gewissheit, dass wir uns, wenn das Ende kam, wenigstens nicht vor lauter Arbeitsstress gegenseitig umbringen würden, sondern wahrscheinlich der unwegsamen Wildnis vor unserer Tür (und womöglich Chupacabra-Zombies) zum Opfer fielen. Wir trösteten uns damit, dass unsere Arbeitszimmer jetzt jedenfalls weit genug auseinander lagen und wir voreinander sicher waren. Trotzdem hatten wir ein ungutes Gefühl.
    Und das vollkommen zu Recht.

KEINE AHNUNG, WOHER ICH DIESE MACHETE HABE, EHRLICH – KOMISCHE TRAGÖDIE IN DREI TEILEN TAGEN
    1. TAG
    Der Tag, an dem Barnaby Jones Pickles starb, war schwer.
    Wir waren immer noch damit beschäftigt, uns in unserem neuen Haus einzuleben, und wollten einen Gartenzaun bauen, der Barnaby drinnen und die Skorpione draußen hielt. Bis dahin ließen wir ihn im Haus frei herumlaufen und die Katzen terrorisieren. Ein wenig später legten wir ihn dann an eine unglaublich lange Leine, die am Geländer der hinteren Veranda befestigt war und mit der er bis zu der Wiese hinter unserem Haus hinunterrennen konnte. Aber einen Hund im Garten laufen zu lassen und sei es auch nur wenige Stunden täglich, ist riskant und auf dem Land verdammt gefährlich, wie ich erfahren musste.
    Lernt aus meinen Fehlern, Leute.
    Ich glaubte fest, ihm könnte nichts passieren. Er hatte eine überdachte Veranda, unter der er ausruhen konnte, verschiedene Außenventilatoren, die ständig liefen, und einen Rasensprenger zur Erfrischung. Ich war überzeugt, dass ihm keinerlei Gefahr drohte, höchstens von ihm selbst. Wenn ich aus dem Wohnzimmer nach draußen sah, tollte er übermütig herum, und wenn ich zwei Minuten später wieder nachsah, war von der Leine nichts mehr übrig, denn Barnaby hatte darauseine Art riesiges, chaotisches Spinnennetz geflochten, in dem in unnatürlich schiefen Winkeln sämtliche Verandastühle hingen, und sah mich mit seinem kleinen Mopskopf schief an, als wollte er sagen:
»Wie konnte das passieren?«
Ich entwirrte die Leine mühevoll und stellte die Stühle vor das Haus, aber als ich wieder nach hinten kam, hatte er sich am Grill verheddert und sah mich mit genau demselben Blick an.
    Mir kam der Verdacht, er könnte in einem vergangenen Leben ein kleiner, nicht besonders erfolgreicher Pirat gewesen sein, dessen Spezialität darin bestand, sich in den ungünstigsten Momenten am Mast festzubinden. Ich sah förmlich, wie der Kapitän ihn mit demselben mitleidigen und zugleich genervten Blick musterte, wenn er vom Mittagschlaf an Deck kam und feststellen musste, dass Pirat Barnaby sich an das Steuerruder gebunden hatte im Glauben, ein Wirbelsturm wäre im Anmarsch, der sich dann allerdings als Vogelschwarm entpuppte. Ich wusste genau, wie dem Kapitän zumute war. Bestimmt seufzte er tief und entwirrte dann eine halbe Stunde lang Seile, während Barnaby Jones ihm unbeherrscht das Gesicht ableckte. Wenigstens tat Barnaby Jones Pickles das immer bei mir, wenn ich ihn befreite. Der Pirat tat vermutlich dasselbe. Weibliche Piraten gab es kaum, ich erlaube mir deshalb kein Urteil über die Leckgewohnheiten von Piraten. Ich bin total für gleichgeschlechtliches Lecken. Und für Piraten, aber gegen Vergewaltigungen und Plünderungen. Dafür aber für Männer mit Hakenhand und Holzbein. Was mich vermutlich zu einem Piratenagnostiker macht.
    Trotzdem habe ich Barnaby nie angeschrien, denn wie kann man auf jemanden wütend sein, der sich so verdammt freut, dich zu sehen. »Na, mein Lieber«, sagte ich in solchen Fällen schroff und kraulte ihn hinter den Ohren, während er freudig an meinen Schuhen nagte und sie mir von den Füßenziehen wollte. Er lächelte auf die ein wenig dümmliche Art, die Möpse so perfekt beherrschen, und ich bemühte mich krampfhaft, nicht das wütende Kaninchen zu sehen, das sich in seinen Stirnfalten versteckte (und mich ständig vorwurfsvoll anstarrte), einmal weil es dem Hund peinlich zu sein schien, aber auch weil Victor meinte, auf der Stirn deines Hundes ein wütendes Kaninchen zu sehen wäre

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