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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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getötet. Die gibt es hier offenbar überall und sie töten mit Vorliebe Hunde. Ich gehe nicht mehr aus dem Haus. Wie mache ich das mitden Gewehren, wenn ich schießen muss?« Die vielen Fragen ließen Victor ausrasten und er wollte mir die Zahlenkombination des Waffenschranks nicht verraten, offenbar sollten die Klapperschlangen Hailey und mich ruhig fressen. Dann meinte er noch, dass Klapperschlangen keine Menschen fressen und dass Barnaby genauso gut einer allergischen Reaktion auf einen Bienenstich zum Opfer gefallen sein könnte und ich mit meiner Fixierung auf Klapperschlangen wahrscheinlich nur die Trauer um Barnaby verdrängte. Daraufhin legte ich auf und gab bei Google ein: »Wie mache ich, dass die Klapperschlangen mich in Ruhe lassen?«
    Laut Wikipedia verabscheuen Schlangen Mottenkugeln und laufen auf jeden Fall vor ihnen weg (eine fragwürdige Aussage, da Schlangen keine Beine haben). Offenbar verwechselte Wikipedia Schlangen mit Motten, aber die Mottenkugeln wurden auch auf anderen Seiten empfohlen, ich kaufte also sechs Großpackungen davon und verstreute sie so zahlreich um das Haus, dass es aussah, als hätte es Mottenkugeln gehagelt. Außerdem stank es, als hätte eine Armee alter Damen das Haus umzingelt, was unangenehm war, aber ich stellte mir lauter mit Streitäxten bewaffnete wütende Omas vor, die den Schlangen die Köpfe abschlagen wollten, und das machte den Geruch erträglicher.
    Ich rief auch einen Kammerjäger an, der die Mottenkugeln einen guten Anfang fand und einen extragroßen Kanister eines speziellen Mittels mitbringen und auf dem Grundstück versprühen wollte, um die Schlangen abzuhalten. Ich fragte ihn: »Woher wissen Sie, dass die Schlange sich nicht schon
im
Haus versteckt hat und dann hier bei mir eingesperrt ist?«
    Er überlegte kurz und meinte dann: »Respekt, gute Frage. Woher weiß man das?« Darauf ich: »Das ist kein Quiz. Ich frage das
Sie
… woher wissen Sie das?« Da sagte er, wenn die Schlange nicht schon weg wäre, würde sie über das Schlangenabwehrmittelkriechen, nur um von dem Mottenkugelgeruch wegzukommen. Ich: »Es ist also nicht so, wie wenn man Salz streut, um Dämonen abzuhalten?« Darauf er:
»Das wirkt?«
Und da dachte ich, dass ich mir vielleicht einen anderen Kammerjäger suchen sollte.
    Ich ging nach draußen, um eine zweite Linie von Mottenkugeln zu streuen, und da merkte ich, dass mit dem Grab von Barnaby Jones etwas nicht stimmte. Der Steinhaufen, den ich aufgeschichtet hatte, war umgefallen und zu meinem Entsetzen ragte eine kleine Pfote aus der Erde. Eine Schrecksekunde lang glaubte ich schon, Barnaby wäre im Begriff, aus dem Grab zu steigen. Ich erstarrte und überlegte, ob ich ihm dabei helfen oder einen Exorzisten rufen sollte. Doch dann stieß vor meinen Augen ein riesiger schwarzer Vogel zu ihm hinunter und zerrte an dem Bein. Ich ging langsam hangabwärts auf die Wiese zu und ein großer Schwarm von Raubvögeln stieg kreischend aus einem Baum auf.
    Geier.
    Ich rannte zur Garage und holte eine Machete, und sobald ich mich von Barnabys Grab entfernte, kehrten die Geier zurück. Ich rannte schreiend auf sie zu und fuchtelte wütend mit meiner Machete und sie wichen einen Schritt zurück und sahen mich an, als könnten sie nicht verstehen, warum ich mich so albern aufführte. »Du hast uns etwas zu essen hingelegt«, schienen sie zu sagen. »Hör bitte auf, mit der Machete herumzufuchteln. Es ist schon schlimm genug, dass du den Snack
vergraben
hast. Wirklich, du blamierst uns alle.«
    Ich kam mir vor wie Laura Ingalls bei dem Versuch, die Heuschrecken von dem Weizenfeld zu verscheuchen, nur dass mein Weizenfeld ein toter Hund war und ich keinen Sonnenhut aufhatte. Ich ging schließlich ins Haus und rief meine Mom an und sie war sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Sie denktallerdings auch pragmatisch und schlug vor, ich sollte das Haus für ein paar Tage verlassen und Barnaby Jones einer Art zufälligen tibetanischen Himmelsbestattung überlassen. Meine Mom ist die schlimmste Atheistin, die man sich vorstellen kann. Außerdem ging es ihr womöglich gar nicht so sehr um die tibetanische Himmelsbestattung, sondern sie war vor allem darüber beunruhigt, dass ich eine eigene Machete besitze. Seltsam, als würde meine Mom mich überhaupt nicht kennen.
    Sie hatte allerdings nicht ganz unrecht. Was sich hier vollzog, war der Kreis des Lebens, mir gefiel nur nicht, dass Barnaby Jones in diesem Kreis das Appetithäppchen war. Außerdem fürchtete

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