Das ist nicht wahr, oder?
wahrscheinlich eine Art Rorschachtest und Beweis einer geistigen Krankheit, zu deren Behandlung uns sowieso das Geld fehlte. Dabei war das Kaninchen total wirklich. Hier der Beweis:
Für Leute mit wenig Fantasie habe ich das Kaninchengesicht eingezeichnet, aber wer es einmal gesehen hat, kriegt es nicht mehr aus dem Kopf.
Und dann kam der schreckliche Tag, an dem ich Barnaby Jones nach drinnen rufen wollte und ihn tot im Garten liegen sah. Mit ihm ging seine runzlige Kaninchenstirn. Sein Gesicht war geschwollen und der Tierarzt sagte später, er wäre wahrscheinlich von einer Schlange gebissen worden. Ich würde hier ja gern schwarzen Humor zur Schau stellen, damit das Ganze nicht zu trübselig wird, aber ich kann nicht, ich habe diesen verdammten Hund wirklich geliebt.
In Gedanken stieß ich die heftigsten Verwünschungen gegen mich selber aus, weil ich ihn überhaupt je draußen gelassenhatte, aber äußerlich musste ich ruhig bleiben, damit Hailey nichts merkte. Sie sollte ihn nicht in diesem Zustand sehen. Victor war verreist und die Tierarztpraxis hatte laut Anrufbeantworter über das Wochenende geschlossen, deshalb nahm ich Barnaby auf den Arm und trug ihn zu der Wiese hinter dem Haus hinunter. Dort weinte ich, bis keine Tränen mehr kommen wollten, dann grub ich eine mörderisch anstrengende Stunde lang ein Loch in den fast nur aus Steinen bestehenden Boden und beerdigte Barnaby auf der Wiese, auf der er so gern herumgetollt war. Das Grab kennzeichnete ich mit einem Steinhaufen. Ich machte alles allein und es war schlimm.
Erst als ich damit fertig war, erzählte ich Hailey von Barnabys Tod und hielt sie in den Armen, während sie weinte. Wir lagen eng umschlungen auf dem Sofa und alle paar Stunden fragte sie mich, ob nicht alles doch nur ein schlimmer Traum sei. Wenn es doch so wäre. Sie fragte, ob wir nicht wieder einen Mops kaufen, ihn Barnaby Jones nennen und so tun könnten, als wäre Barnaby gar nicht tot. Ich erwiderte, das wäre nicht fair Barnaby gegenüber, aber in Wirklichkeit wusste ich, dass ich so etwas nicht noch einmal verkraften würde, und ich nahm mir fest vor, nie mehr einen Hund anzuschaffen.
Ich rief Victor an und erzählte ihm alles und er weinte auch. Ich erzählte ihm, dass ich Barnaby Jones auf unserer Wiese begraben hätte, und da wurde er plötzlich ganz still, denn er wusste genau, dass der Boden fast nur aus Steinen besteht. Ich vermutete, er wäre deshalb so still, weil ihm klar geworden war, in was für eine schreckliche Situation er mich durch seine Abwesenheit gebracht hatte, aber dann sagte er mysteriös: »Behalte die Stelle im Auge, an der du ihn begraben hast.« Er sagte es genauso wie der Typ in FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE es sagen würde, wenn man einen lieben Angehörigen versehentlich auf dem Teil des Friedhofs beerdigt, auf dem die Leichenzum Leben erweckt werden. Ich seufzte und weinte wieder los, weil ich auf keinen Fall meinen bereits toten Mops noch einmal töten wollte, wenn sein seelenloser Körper sich aus dem Grab wühlte, und da sagte Victor: »Wovon redest du eigentlich?«, und ich: »Du weißt doch … SIE KOMMEN MANCHMAL WIEDER.« Da meinte Victor, er würde seine Eltern anrufen, sie sollten mich abholen, weil ich offenbar eine Art Nervenzusammenbruch hätte. Ich dachte damals, dass er das sagt, weil ich die ganzen Geschichten von Stephen King im Kopf durcheinanderbrachte, aber rückblickend könnte der Grund auch gewesen sein, dass ich ohne Zusammenhang einfach losschimpfte, ich müsste unseren toten Hund noch einmal töten. Was auch immer, das Schlimmste war jedenfalls überstanden und ich versicherte Victor, dass ich mich schon erholen würde.
Was ich auch absolut getan hätte. Wenn Barnaby Jones Pickles nicht aus dem Grab auferstanden wäre.
2. TAG
Meine Nachbarin kam herüber, um zu sagen, sie hätte mich gestern auf der Wiese ein Grab schaufeln sehen und wollte sich nur erkundigen, ob alles in Ordnung wäre. Ich war gerührt, einmal weil sie überhaupt gekommen war, aber auch weil sie das mit dem Grab ganz richtig gesehen und trotzdem nicht die Polizei alarmiert hatte. »Genau das liebe ich am Leben auf dem Land«, dachte ich. Dann meinte die Nachbarin noch, wahrscheinlich hätte eine Klapperschlange Barnaby gebissen, weil das auch zweien ihrer Hunde passiert wäre. »Und genau das hasse ich am Leben auf dem Land«, dachte ich.
Ich rief Victor an, der die ganze Woche verreist war. »Barnaby Jones wurde übrigens von einer Klapperschlange
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