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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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also noch hinzu: »Aber nicht auf der Stirn wie bei ihm.« Als sie immer noch schwieg, zeigte ich nach unten und sagte:
»An meiner Vagina.«
Da schüttelte sie den Kopf, als habe sie die ganze Zeit gewusst, dass ich nicht von Harry Potters Vagina redete, und sagte: »Äh, nein, das ist auch nicht mehr üblich. Es ist besser, wenn der Damm von selbst einreißt, weil es besser heilt.« Darauf ich: »Scheiße Mann, ist das Ihr Ernst?« Ich hatte irgendwie den Verdacht, sie könnte sich das ausgedacht haben, weil sie nicht wollte, dass ich eine schönere Vagina habe als sie, weil sie keine Kinder hatte und ihre Vagina deshalb wahrscheinlich so richtig frisch und munter aussah, und wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ich mit meiner Vagina auftrumpfe, weil die wie ein Blitz aussieht und voll der Wahnsinn ist.
Als ob ich das je tun würde, Dr. Ryder.
Ich würde nie mit meiner Vagina bei jemandem auftrumpfen, auch wenn ich die coolste Vagina der Welt hätte. Und wenn ich Periodenkrämpfe hätte, könnte ich ja einfach so tun, als wäre Voldemort in der Nähe.
    Später, während der Wehen, riss mein Damm
und
wurde zusätzlich noch aufgeschnitten, aber überhaupt nicht in Form eines Blitzes, und ich bereute gleich, dass ich nicht mit einer Art Perforation in Blitzform vorgesorgt hatte, aber ich war damals so dick, dass ich meine Vagina nicht einmal mehr sehen konnte,und als ich Victor bat, eine gepunktete Linie in Form eines Blitzes aufzuzeichnen (mit kleinen Scheren für »hier schneiden«), ging er einfach weg. Vermutlich, weil er nicht zugeben wollte, dass er keine Schere zeichnen kann, weil er kann in Wirklichkeit überhaupt nicht zeichnen, aber als ich auch am nächsten Tag keine Ruhe gab, sagte er einfach: »Das habe ich doch schon getan. Als du geschlafen hast.« Was mich misstrauisch machte, weil ich einen ziemlich leichten Schlaf habe. Aber ich konnte mich nicht einmal mit einem Handspiegel sehen, also überlegte ich, ob er mich nur verarschte, damit ich ihn in Ruhe ließ. Und wenn er mich nicht verarschte, was hatte er dann gezeichnet? Wahrscheinlich eine Pistole oder einen Puma oder irgend so einen Blödsinn. Und es leuchtet auch überhaupt nicht ein, warum Einreißen besser als Schneiden sein soll, denn wenn das stimmt, warum reißen sie dann die Leute nicht einfach auf, wenn sie die Gallenblase oder den Blinddarm herausnehmen? Bei keiner anderen Operation lässt der Arzt einfach zu, dass es dich zerreißt, statt dich aufzuschneiden, und das liegt vermutlich daran, dass Frauenärzte echt total faul sind.
    Ach du heilige Scheiße, Leute. Wisst ihr noch, wie ich davon gesprochen habe, dass mein Opa gestorben ist und
Hee Haw
mich abgelenkt hat? Dasselbe ist mir eben wieder passiert, als ich über die richtige Einstellung sprechen wollte und von meiner Vagina abgelenkt wurde.
Das war nicht mal Absicht.
So leicht fällt mir dieser ganze Quatsch mit dem Schreiben. Aber mein Gehirn hat
trotz
der Ablenkung durch meine Vagina unterbewusst am Thema festgehalten. Dafür kriege ich total den Pulitzer.
    Jedenfalls ist ein Kind zu haben eine hervorragende Übung in Sachen richtige Einstellung. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Ein Kind zu haben lehrt einen, die Schrecken und die Würdelosigkeit des Lebens anzunehmen. Wohl oder übel.
    Nimm zum Beispiel das erste Mal, wenn du mit deinem Kind ins Schwimmbad gehst. Du zeigst deiner klapperdürren, kinderlosen Nachbarin, die wahrscheinlich nachts mehr als zwei Stunden geschlafen hat, gerade selbstbewusst, dass du immer noch cool drauf bist, da bemerkst du plötzlich, dass der Hintern deines Kindes irgendwie explosionsartig wächst. Als Nächstes stellst du entsetzt fest, dass dein Mann vergessen hat, ihm eine Schwimmwindel anzuziehen, und die richtige Windel saugt sich jetzt mit dem ganzen Schwimmbadwasser voll und geht auf wie ein Atompilz, und dein Kind sieht dich fragend an, wie um zu sagen: »Scheiße Mann, was ist denn mit dem Gelumpe los?«, und du sagst: »GANZ RUHIG. Wir gehen langsam zur Toilette«, aber das Kind schreit nur in Panik: »Nimm mich hoch! Meine Windel frisst mich auf«, und das tust du dann auch, aber unter dem Druck reißen die Nähte der Windel und du saust dich vollkommen mit dem Gelzeugs aus dem Innern der Windel ein, so bläulichen, geleeartigen Kristallen. Und du ekelst dich und bist zugleich fasziniert und läufst zur Toilette, aber das geleeartige Zeugs hinterlässt eine Spur wie bei einer Schnitzeljagd, und der Bademeister sieht dich mit

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