Das ist nicht wahr, oder?
wer zum Kuckuck lässt die Gebrauchsanweisung für den Ofen im Ofen liegen? Jemand, der uns alle umbringen will, jawohl). Das war jetzt übrigens alles nur eine Übung in der richtigen Einstellung. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.
PPPPPPPS:
Mach die Butterdose lieber nicht auf.
NUR UM DAS ZU KLÄREN: WIR GEHEN NICHT MIT ZIEGEN INS BETT
»Ich glaube, in unserem Haus ist eine Ziege«, sagt meine Schwester. Sie steht aber nicht auf, sondern hebt nur den Kopf ein wenig und lauscht auf die seltsamen Geräusche, die aus dem Wohnzimmer kommen.
Sie irrt sich, ich weiß es. Nicht weil unmöglich eine Ziege im Haus sein kann, sondern weil dies nicht mehr
unser
Haus ist. Es ist zwar das Zuhause, in dem wir aufgewachsen sind, und wir fühlen uns hier immer noch geborgen, aber ich fühle mich nicht mehr dafür verantwortlich, streunende Ziegen aus einem Haus zu scheuchen, in dem ich seit über zehn Jahren nicht mehr wohne.
»Nein«, erkläre ich deshalb und wende mich wieder den Fotoalben zu, die wir auf dem Fußboden unseres alten Kinderzimmers ausgebreitet haben. »
Im Haus von Mom und Dad
ist eine Ziege.«
Meine Schwester zeigt mit dem Finger auf mich und zwinkert. »Stimmt, du hast recht. Eh, sieh dir diese Bilder von dir als Baby mit Perücke an. Was sollte das denn?« Ich kneife die Augen zusammen und will gerade etwas antworten, da wird das Trampeln nebenan lauter und Geschrei setzt ein.
»Da ist tatsächlich eine Ziege im Haus«, sagt meine Schwester. »Oder vielleicht ein Pony.«
Wir wären beide schockiert gewesen, wenn es bei einer von uns zu Hause passiert wäre, aber in dieser Woche sind wirbei unseren Eltern in Wall zu Besuch, und in einem kleinen Haus mit acht Leuten, einer Dusche und zu vielen Ziegen muss man mit so was rechnen. 10
Ich blättere weiter durch das Fotoalbum, als wäre alles in bester Ordnung. »Ich bleibe einfach hier im Zimmer, bis die Ziege weg ist. Damit habe ich absolut nichts mehr zu tun.« Etwas Schweres poltert gegen die Wand. »Mein Gott, wie mir meine Kindheit plötzlich wieder vor Augen steht.«
Das Geschrei wird lauter und Lisa seufzt. »Da spricht die posttraumatische Belastungsstörung. Aber« – ihre Stimme verrät aufkeimende Unsicherheit – »unsere Kinder sind im Wohnzimmer, also sollten wir vielleicht doch nachsehen.«
Lisa ist offenbar der Ansicht, dass wir unsere Kinder vor dem schützen müssen, was mein Vater gerade mit ihnen anstellt, aber ich folge in dieser Hinsicht eher dem Vorbild meiner Mutter. »Wie sollen sie etwas lernen, wenn wir sie ständig retten?«, frage ich. »Wir wussten in ihrem Alter schon, dass man in einem solchen Fall in Deckung geht, bis der Lärm endet. Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass es sich hier um Freudengeschrei handelt, also ist wahrscheinlich alles in bester Ordnung. Oder aber in den nächsten Stunden passiert etwas richtig Schlimmes.«
»Ach, da fällt mir ein«, sagte Lisa und betrachtete stirnrunzelnd ein Foto von sich als Einjähriger inmitten leerer Bierflaschen. »Am Tag bevor du kamst hat Daddy meine Kinder gefragt, ob sie seine neuen ›Haustiere‹ sehen wollten, und als sie wollten, hat er einen Sack voller lebender Entenküken auf dem Wohnzimmerboden ausgeleert, die die Kinder dann wieder einfangen sollten. Mom war richtig sauer. Und Daddy hatte die Küken nicht abgezählt, wir wissen also nicht, ob wir alle erwischt haben.«
Das Seltsame an diesem Bild ist, dass meine Eltern keinen Alkohol trinken. Ich kann nur vermuten, dass Lisa ein Problem hatte.
»Wer befördert Enten in einem Sack?«, fragte ich mich in Gedanken, aber mir fiel nur eine Antwort ein. Das Geschreiwar verstummt und ich hörte Kichern, Herumlaufen und womöglich Quaken. »Scheiße«, sagte ich resigniert. Ich sorgte mich nicht um die Kinder (die zwischen zwei und neun Jahre alt waren und gewöhnlich aufeinander aufpassten), sehr wohl aber um die Entenküken. Ich sah Lisa an und ergab mich mit einem Augenaufschlag in mein Schicksal. »Also gut, ich hole den Besen. Du bewachst die Haustür, damit die Ziegen nicht reinkommen, wenn ich die Küken nach draußen scheuche.«
Im Wohnzimmer herrschte ein vertrautes Chaos. Entenküken rannten quakend in alle Richtungen und gingen unter dem Fernsehsessel und dem dekorativen, aber funktionslosen Klavier in Deckung. Sobald die Kinder sie in eine Ecke trieben und aufhoben, kackten sie ihnen in die Hand, worauf die Kinder vor Lachen kreischten, die Küken fallen ließen und alles wieder von vorn
Weitere Kostenlose Bücher