Das italienische Maedchen
Ersatz, Luca. Du bist sowieso ein lausiger Koch«, scherzte Marco. »Und wie diese beiden Herren gesagt haben …«, er nickte Luigi und Paolo zu, »… wir müssen alles tun, um der Welt deine wertvolle Gabe zu präsentieren, Rosanna. Seid ihr mit dieser Lösung zufrieden?«
»Natürlich, Papà! Danke, danke, danke!« Rosanna schlang überglücklich die Arme um ihn, verblüfft darüber, dass ihre Träume sich nun tatsächlich zu erfüllen schienen.
»Und was ist mit Ihnen, Luca? Möchten Sie Rosanna nach Mailand begleiten?«, erkundigte sich Luigi.
Lucas Augen glänzten. »Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.«
»Gut, dann ist das also geregelt«, sagte Paolo. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt. Ich bin zu einem Abendessen mit dem Direktor des Teatro di San Carlo in der Stadt verabredet.« Er wandte sich Rosanna zu. »In Mailand werde ich mit meinen Kollegen über Sie sprechen. Wenn alles gut geht, erhalten Sie in den nächsten Tagen einen Brief mit der offiziellen Stipendiumszusage. Der Unterricht beginnt im September. Ich freue mich schon sehr darauf, Sie in unserer Schule begrüßen zu dürfen, später vielleicht sogar in der Scala. Auf Wiedersehen, Rosanna.« Er nahm ihre Hand in die seine und küsste sie.
»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Signor de Vito«, entgegnete sie.
Paolo bedachte sie mit einem Lächeln, bevor er von Luigi zur Tür begleitet wurde.
»Das hast du sehr gut eingefädelt, Paolo. Ich bin dir zu Dank verpflichtet«, sagte Luigi.
»Ich habe es schon öfter mit schwierigen Eltern zu tun gehabt.« Plötzlich grinste Paolo. »Marco wollte mir doch glatt weismachen, dass Rosanna ihre Stimme von ihm geerbt hat! Ich muss dir dafür danken, dass du mir Rosanna anvertraust, Luigi. Ich werde sie fördern, so gut ich kann.«
»Das weiß ich, Paolo. Als Gegenleistung wünsche ich mir nur eine Karte für ihr Debüt an der Scala.«
»Selbstverständlich. Ciao , Luigi.«
Luigi hatte kaum die Tür geschlossen, als sich schon die Mutter eines seiner Schützlinge auf ihn stürzte. Erst nach einer ganzen Weile schaffte er es, wieder auf die Terrasse zu Luca zu gehen.
»Ich habe etwas für Sie, junger Mann.« Luigi drückte ihm einen dicken braunen Umschlag in die Hand. »Das ist für Sie und Rosanna, für Ihr Leben in Mailand. Sie sind Rosanna ein bemerkenswerter Bruder. Aber wenn ich mich nicht täusche, hat Ihre Selbstlosigkeit auch Ihnen selbst zur Freiheit verholfen, stimmt’s?« Luigi klopfte dem überraschten Luca schmunzelnd auf die Schulter und schloss sich den anderen Gästen an.
Als die Menicis mit dem Taxi, das Luigi bezahlte, nach Hause kamen, ging Luca in sein Zimmer und verschloss die Tür. Dann öffnete er den Umschlag, aus dem sich Lirescheine auf sein Bett ergossen. Außerdem befand sich in dem Kuvert ein Brief, den er entfaltete und las.
Ich habe Ihr Geld von der ersten Stunde an, die Rosanna bei mir war, beiseitegelegt. Eigentlich wollte ich sie gratis unterrichten, aber ich kenne Ihren Stolz. Das Geld wird Ihnen das Leben erleichtern. Sie verwalten es bestimmt klug. Beste Grüße, Luigi Vincenzi.
Luca sank, verblüfft über so viel Großzügigkeit, aufs Bett zurück.
7
Carlotta lauschte ihrem Vater, als dieser ihr im Wohnzimmer erklärte, dass Rosanna ein Stipendium für eine Musikschule in Mailand erhalten würde und Luca sie begleiten solle.
»Es wird doch noch alles gut«, erklärte Marco lächelnd. »Antonia habe ich verloren, aber dafür bist du, meine Lieblingstochter, wieder da und kannst ihren Platz einnehmen. Da du nicht zu Giulio zurückkehren willst, wirst du mit Ella hier wohnen und mir im Café zur Hand gehen, wie deine Mamma es sich gewünscht hätte.«
Carlotta starrte wortlos vor sich hin.
»Das nützt uns allen, findest du nicht?«, meinte Marco.
Schließlich nickte Carlotta. Sie hatte ziemlich viel abgenommen, und ihre braunen Augen wirkten in ihrem abgehärmten Gesicht riesig. »Ja, Papà. Ich bleibe bei dir und kümmere mich um dich. Du hast recht: Es ist meine Pflicht. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest. Ich möchte mir ein wenig die Beine vertreten.«
Marco sah Carlotta nach, wie sie den Raum verließ. Schon bald, hoffte er, würde seine Tochter wieder ganz die Alte sein, und er konnte Ella der Vater sein, den diese gerade verloren hatte. Marco schenkte sich einen Brandy ein. Letztlich, dachte er, hatte sich doch noch alles zum Guten gefügt.
Rosanna suchte gerade in einer Schublade nach einer sauberen weißen Bluse,
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