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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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seufzte. Nun sang er schon fünf Jahre an der Scala, immer nur in kleinen Rollen. Andere europäische Opernhäuser, an denen er aufgetreten war, hatten ihm größere Partien angeboten, doch er wollte unbedingt an der Scala reüssieren. Sein Held Caruso aus seiner Heimatstadt Neapel hatte dort Ruhm erlangt. Und die Callas und Di Stefano waren an diesem prächtigen Haus gefeiert worden.
    Roberto wartete voller Ungeduld auf den seiner Stimme und seinem Charisma angemessenen Erfolg. Obwohl mit vierunddreißig Jahren für einen Opernsänger noch keineswegs alt, würden ihm nur noch wenige Jahre bleiben, bis er in puncto Aussehen den Zenit überschritten hätte.
    Wie konnte er sein Ziel erreichen? Roberto wusste, dass er alle zum ganz großen Durchbruch nötigen Qualitäten besaß. Seine Stimme war kräftig und markant und wurde mit den Jahren immer facettenreicher. Man hatte ihm schon oft gesagt, dass er Bühnenpräsenz besaß und es verstand, die Figuren, die er darstellte, mit einem reichen Gefühlsleben auszustatten. Warum also hatte er bisher an der Scala nie in einer Hauptrolle glänzen dürfen?
    Fünf Jahre zuvor, als er ins Ensemble aufgenommen worden war, hatte er angenommen, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis er die großen Tenorpartien bekäme. Doch immer waren die Rollen, für die er perfekt gewesen wäre, an andere gegangen. Sänger, die Roberto kaum wahrgenommen hatte, überholten ihn.
    Roberto drehte sich aus der Sonne. Leider hatte er trotz seiner Fähigkeiten ein Imageproblem bei seinen Arbeitgebern. In der Musikschule hatten sich immer wieder verzweifelte Schülerinnen bei ihren Lehrern über ihn beklagt. Sein Ruf als Frauenheld machte ihn unbeliebt, und Paolo de Vito, der nicht nur der Schule vorstand, sondern auch künstlerischer Leiter der Scala war, wusste von seinem Treiben.
    Im vergangenen Jahr hatte Roberto eine Affäre mit einer Gastsopranistin gehabt, die sofort zu Paolo gelaufen war, als Roberto sie ziemlich ungalant fallen ließ. Dafür hatte er sich eine ordentliche Standpauke eingehandelt. Paolo hatte ihm erklärt, dass es dem Ruf der Scala schade, wenn eine aufstrebende junge Sopranistin schwor, nie wieder einen Fuß auf die Bühne des Hauses zu setzen.
    Roberto hatte sich bei Paolo entschuldigt und kleinlaut Besserung versprochen. Und den Rest der Saison war es ihm dank seines Ehrgeizes, es an der Scala ganz nach oben zu schaffen, gelungen, sich zu mäßigen.
    Roberto fragte sich, ob sein Problem auf seinen widersprüchlichen Charakter oder auf etwas Tiefgreifenderes zurückzuführen war. Paolo machte kein Hehl aus seiner Homosexualität, und Roberto war sich sicher, dass seine Attraktivität und sein Erfolg bei Frauen ihn beim Maestro nicht gerade beliebt machten, egal, wie gesittet er sich benahm … Jedenfalls bis Tamara, frisch aus Russland, auftauchte. Ihr hatte er einfach nicht widerstehen können.
    Roberto ging unter die Dusche. Die Saison an der Scala war im September zu Ende. Danach würde er zwei Monate in Paris singen und im November nach Mailand zurückkehren, um das letzte Jahr seiner vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Falls er in der folgenden Saison nicht die gewünschten Rollen erhielt, würde er ins Ausland gehen, das hatte er sich geschworen. Bis dahin würde er sich in Geduld üben müssen.
    Am Abend sang Roberto vor einem millionenschweren Publikum.
    Hinterher fand ein Empfang im Foyer der Scala statt, zu dem das gesamte Opernensemble eingeladen war. Beim Champagner beschloss Roberto, sich so schnell wie möglich zu empfehlen. Solche Veranstaltungen langweilten ihn; es gab dort zu viele Ehefrauen mit zu dick aufgetragenem Make-up, die die Schmuckgeschenke ihrer alternden Gatten zur Schau trugen.
    Roberto beobachtete missmutig, wie der junge spanische Tenor, der den Otello seiner Ansicht nach ziemlich mittelmäßig gesungen hatte, vom italienischen Premierminister und anderen Würdenträgern umschwärmt wurde.
    »Guten Abend. Ich habe Ihren Auftritt heute Abend sehr genossen«, hörte Roberto eine Frauenstimme hinter sich sagen. Er drehte sich in der Erwartung um, wieder ein paar langweilige Höflichkeitsfloskeln austauschen zu müssen.
    »Donatella Bianchi. Erfreut, Sie kennenzulernen.«
    Roberto schüttelte ihre ausgestreckte Hand. Donatella Bianchi hatte höchst attraktive ebenholzfarbene Locken, grüne Augen, die intensiver funkelten als die sündteuren Smaragde um ihren Hals, und ein fantastisches Dekolleté. Obwohl definitiv über vierzig, war sie

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