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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Roberto Rossini hereinzufallen.
    »Sitzt die Perücke?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gefragt, ob die Perücke sitzt.«
    Rosanna wandte sich der Maskenbildnerin zu.
    »Danke, ja.«
    »Sie ist ein bisschen zu groß, aber ich hab so viele Haarnadeln reingesteckt, dass nicht mal ein Tornado sie wegblasen könnte.« Die Maskenbildnerin lachte. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie sich in Ruhe vorbereiten können. Viel Glück, Signora Menici.«
    »Danke.«
    Eine Minute später klopfte es an der Tür. »Ich bin’s, Paolo.«
    »Kommen Sie doch herein.«
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte er.
    »Ich glaube gut.«
    »Prima. Sie wirken ruhig. Ich begleite Sie zur Bühne. Riccardo möchte Sie sehen, bevor’s losgeht.«
    Rosanna stand auf, betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel und folgte Paolo zur Bühne, wo Riccardo bereits auf sie wartete. Er begrüßte sie mit einem Wangenküsschen.
    »Ich habe vom Orchestergraben aus ein Auge auf Sie, Rosanna. Wenn Sie Hilfe brauchen, schauen Sie zu mir. Nervös?«
    »Nein, merkwürdigerweise kein bisschen.«
    »Gut. Sie kennen die Rolle in- und auswendig. Sie werden der Scala alle Ehre machen, cara .«
    »Ich gebe mein Bestes, Riccardo, das verspreche ich.«
    »Ich gehe jetzt, einen ganz besonderen Freund von Ihnen begrüßen«, verkündete Paolo.
    »Wen?«
    Paolo tippte gegen seine Nase. »Das werden Sie schon sehen.«
    Zehn Minuten später begann die Ouvertüre. Dass letzte Veränderungen an ihrer Maske und ihrem Kostüm vorgenommen und die Requisiten überprüft wurden, registrierte Rosanna kaum. Obwohl sie von diesem Abend so lange geträumt hatte, beobachtete sie alles wie aus der Ferne, als ginge es gar nicht um sie.
    Schließlich schickte sie ein Gebet zum Himmel, bekreuzigte sich und trat hinaus auf die Bühne der Scala.
    Luigi Vincenzi betrachtete von Paolos Loge aus die schmale Gestalt auf der Bühne. Ihr müheloser Gesang, ihre Jugend und Verletzlichkeit machten sie zur besten Butterfly, die er je gesehen hatte. Und sie besaß Bühnenpräsenz und Ausstrahlung. Es kam nur selten vor, dass das Publikum sich in der Scala mucksmäuschenstill verhielt, doch jetzt waren alle Augen auf Rosanna gerichtet; zweitausend Menschen schienen den Atem anzuhalten. Ja, ihm fielen ein paar technische Unsauberkeiten auf, aber die ließen sich ohne großen Aufwand beheben. Luigi merkte, wie ihm die Tränen herunterliefen. Seine Rosanna, die er entdeckt und behutsam aufgebaut hatte, legte ein perfektes Debüt hin. Luigi wusste, dass er einem historischen Ereignis beiwohnte.
    Als es Blumen auf Rosanna regnete, stieß Paolo einen Seufzer der Erleichterung aus. Bravorufe erschollen, die Zuschauer sprangen auf und bejubelten die Geburt eines neuen Stars. Zwar war dies nicht das Debüt, das er für Rosanna vorgesehen hatte, doch Paolo wusste, dass er sich kein besseres wünschen konnte. Sie war phänomenal gewesen. Er wandte sich Luigi zu, der nach einem Taschentuch suchte, um sich die Tränen wegzuwischen. Die beiden fielen einander stumm in die Arme.
    Rosanna stand vor dem Vorhang, sah die Blumen und hörte die begeisterten Bravorufe. Sie wusste nicht, ob sie auch nur einen Ton gesungen hatte, und verbeugte sich ganz mechanisch wieder und wieder mit Roberto.
    Dann war es vorbei. Das Ensemble scharte sich um sie, um ihr zu gratulieren und ihr zu sagen, dass sie unglaublich gewesen sei. Rosanna kehrte benommen in ihre Garderobe zurück. Als sie die Tür öffnete, machte ihr Herz einen Sprung.
    »Luigi!« Sie fiel ihm laut schluchzend in die Arme.
    »Rosanna, ist es wirklich so schlimm, mich zu sehen?«, fragte Luigi lachend.
    »Nein … natürlich nicht. Ich freue mich so, dass Sie da sind. Keine Ahnung, warum ich weine.«
    »Das ist immer so, wenn die Anspannung nachlässt.«
    Paolo war Luigi in die Garderobe gefolgt. »Vor ihrem Auftritt war sie so ruhig, dass ich schon fast Angst bekommen habe, Luigi. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen.«
    Als Rosanna den Kopf von Luigis Brust löste, sah sie im Spiegel, dass ihr üppiges Make-up verschmiert war. Mit einem Taschentuch wischte sie es weg, so gut es ging. Wieder klopfte es an der Tür, und Roberto trat ein.
    Ohne auf die anderen zu achten, ging er schnurstracks zu Rosanna und fragte mit einem Blick auf ihr tränenüberströmtes Gesicht: »Was ist denn, Rosanna?«
    »Nichts, ich … es ist alles in Ordnung.« Und es stimmte. Plötzlich sah sie wieder klar.
    »Eine ganz natürliche Reaktion. Sie ist eben eine echte Künstlerin,

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