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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Rosanna zur Besinnung, wand eine Hand aus seinem Griff und gab Roberto eine schallende Ohrfeige.
    Sie erstarrten beide vor Schreck. Wenig später stand Rosanna auf und drehte sich erzürnt von ihm weg.
    »Verlassen Sie sofort diese Suite.«
    Sie hörte, wie Roberto aufstand, zur Tür ging und sie hinter sich zuknallte.
    Rosanna sank schluchzend zu Boden.

21
    Rosanna wurde von einem Klopfen an der Tür geweckt. Im Halbschlaf suchte sie nach dem Lichtschalter. Nachdem sie ihn betätigt hatte, warf sie einen Blick auf den Wecker neben ihrem Bett und sah, dass es fast acht war. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging zur Tür.
    »Wer da?«, fragte sie unsicher.
    »Ich soll Ihnen etwas bringen, Madam.«
    Vor der Tür stand ein Page mit einem riesigen Strauß Orchideen und Lilien.
    »Wo soll ich sie hinstellen?« Der Page trug die Blumen in den Wohnbereich. »Auf den Tisch da drüben?«
    »Ja, danke.« Rosanna wartete, bis der Page weg war, und ging dann zu der Vase. Zwischen den Blüten steckte ein kleiner weißer Umschlag. Sie nahm ihn heraus und öffnete ihn.
    Du hast recht. Ich bin tatsächlich ein Scheißkerl und möchte mich entschuldigen. Wir sehen uns in der Oper (pünktlich).
    R.
    Rosanna zerriss das Briefchen, warf es mit verächtlicher Miene in den Papierkorb und zog sich an.
    »Du bist genau eine Minute fünfundzwanzig Sekunden zu spät.«
    Roberto stand, einen Wollschal um den Hals, bereits auf der Bühne.
    Ohne ihm Beachtung zu schenken, wandte Rosanna sich Jonathan Davis zu.
    In den folgenden beiden Tagen war Roberto der reinste Engel. Er gab sich hilfsbereit und höflich und beklagte sich nicht, wenn Jonathan ihn bat, etwas anders als sonst zu machen. Er erbot sich sogar, länger zu bleiben, um mit Rosanna an den schwierigen Duetten zu arbeiten. Rosanna war dankbar, hielt jedoch Distanz.
    Abends im Savoy erwartete sie fast, ein Klopfen an der Tür zu hören, aber das passierte nicht. Er rief auch nicht bei ihr an.
    Rosanna hasste sich selbst dafür, dass sie das enttäuschte.
    Am Premierenabend standen in ihrer Garderobe zwei hübsche Bouquets. Enttäuscht stellte sie fest, dass die dazugehörigen Karten von Paolo und Chris Hughes stammten. Offenbar war Roberto beleidigt, weil sie seine Blumengabe nicht gebührend gewürdigt hatte. Während ihr in das extravagante Seidenkleid geholfen wurde, das sie als schwindsüchtige Violetta tragen sollte, versuchte sie, ihre Gedanken an ihn beiseitezuschieben. Bei der mentalen Vorbereitung merkte sie, dass ihr ziemlich kalt war und ihre Hände zitterten. Zwei Minuten später wurde ihr heiß, und ihre Handflächen fühlten sich feucht an. Ihr Puls raste, und wenn sie an ihren Auftritt dachte, bekam sie ein flaues Gefühl im Magen. Sie versuchte, sich einzusingen, doch als sie den Mund öffnete, kam kaum mehr als ein Krächzen heraus.
    Rosanna, das ist Lampenfieber, sagte sie sich. Luigi hat dich doch gewarnt. Konzentrier dich auf deine Atmung.
    Als sie schließlich angekleidet und geschminkt war, fühlte sie sich so wackelig, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Am liebsten hätte sie geheult. Wäre doch nur Paolo oder Luigi da gewesen, um ihre Hand zu halten und sie zu trösten!
    »Ihr Auftritt!«, erklang es von der Tür zu ihrer Garderobe. Irgendwie schaffte sie es, mit weichen Knien die Bühne zu erreichen. Die Musiker stimmten ihre Instrumente, und hinter dem roten Vorhang hörte Rosanna das erwartungsvolle Raunen der Zuschauer.
    Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
    »Viel Glück, Rosanna. Heute Abend werden wir gemeinsam einen Triumph feiern.« Roberto wirkte in seinem Frack sehr attraktiv und maskulin.
    »Mir ist sterbenselend, Roberto«, hauchte sie.
    Er nahm ihre kalten Hände in die seinen und rieb sie. »Gut so. Du sollst ja auch eine Schwindsüchtige spielen.«
    In ihrer Nervosität verstand Rosanna den Scherz nicht. »Meine Stimme ist weg«, jammerte sie.
    »Das geht mir vor den Vorstellungen auch oft so. Stell dir Folgendes vor: Du stehst im Musikzimmer von Luigis Villa, und er begleitet dich auf dem Klavier. Du singst nur für dich, weil du das gern tust. Niemand hört zu, du bist ganz allein.« Roberto küsste sie auf beide Wangen. »Es wird ein toller Abend, glaub mir.«
    Er nahm seinen Platz ein, und Rosanna lauschte aus den Kulissen auf die ersten Klänge der Ouvertüre. Mit geschlossenen Augen erinnerte sie sich an die Ruhe in Luigis Musikzimmer und die Freude, die sie dort beim Singen empfunden hatte. Dann trat sie

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