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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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eine verbrauchte Welt, die über Jahrhunderte hinweg gründlich ausgebeutet worden ist?
    »Ich werde es vor den Obersten Gerichtshof bringen«, sagte er laut, »mit den besten Rechtsanwälten der Welt. Ich werde alle finanziellen Mittel der TE in diese Sache investieren, selbst wenn es der Gesellschaft das Rückgrat bricht. Das ist es wert.«
    Stanley und Woodbine blickten ihn beide mürrisch an.
    Unter ihnen, direkt voraus, lag ein Ozean. Eindeutig der Atlantik, entschied Turpin. Er sah jedenfalls aus wie der Atlantik. Wenn er zur Küste hinunterstarrte, sah er nur Bäume. Keine Straßen, keine Städte – wirklich kein Zeichen irgendeiner Art von menschlicher Behausung. Wie es war, bevor die verdammten Pilger hier aufgetaucht sind, dachte er. Aber er sah andererseits auch keine Indianer. Seltsam. Angenommen, er hatte recht, angenommen, dies hier war eine Erde parallel zu ihrer eigenen, warum war sie dann so unterbevölkert? Was war beispielsweise aus den Völkergruppen geworden, die in Nordamerika gelebt hatten, bevor die Weißen angekommen waren?
    Konnten sich parallele Erden so stark voneinander unterscheiden und dennoch als wirklich parallel angesehen werden? Nichtparallel paßt wohl eher, entschied Turpin.
    Ganz plötzlich sagte Don Stanley mit heiserer Stimme: »Woodbine, irgend etwas folgt uns.«
    Turpin blickte zurück, aber seine Augen waren nicht gut genug, er entdeckte nichts am strahlend blauen Vormittagshimmel. Woodbine schien es jedoch sehen zu können. Er knurrte, erhob sich von den Kontrollen des Hoppers, stand da und starrte hinaus. Der Autopilot übernahm, der Hopper flog weiter.
    »Es fällt zurück«, sagte Stanley. »Wir lassen es hinter uns. Sollen wir umdrehen und uns ihm nähern?«
    »Was könnte es sein?« fragte Turpin besorgt. »Wir kommen ihm besser nicht zu nahe – es könnte uns abschießen.« Er erschauderte unter dem Gedanken einer Notlandung, denn er war sich der Sprödigkeit seiner Knochen wohl bewußt. Jede Art von unsicherer Landung würde sein Leben beenden. Und er wollte es gerade jetzt nicht beenden. Dies war der schlechteste Zeitpunkt.
    »Ich werde umdrehen«, sagte Woodbine und kehrte an die Kontrollen zurück. Einen Augenblick später hatte der Hopper seine Richtung geändert.
    Und endlich konnte Turpin das andere Objekt am Himmel ausmachen. Es war eindeutig kein Vogel. Keine Flügel schlugen, und außerdem war es zu groß. Er wußte, sah mit eigenen Augen, daß es eine künstliche Konstruktion war, ein von Menschen gemachtes Flugzeug.
    Das Flugzeug eilte so rasch wie möglich davon.
    Woodbine sagte: »Es wird nicht mehr lange dauern – es ist sehr langsam. Wissen Sie, wie es aussieht? Wie ein Boot, ein gottverdammtes Boot. Es hat einen Rumpf und Segel. Es ist ein fliegendes Boot.« Er lachte angespannt. »Es ist absurd!«
    Ja, dachte Turpin, es sieht wirklich grotesk aus. Es ist ein Wunder, daß es oben bleiben kann. Und jetzt senkte sich das bootsförmige, in der Luft befindliche Vehikel eindeutig in zunehmend enger werdenden Spiralen nach unten. Die Segel hingen schlaff herunter. Das Gefährt trug nur eine einzelne Person, die, wie sie jetzt sehen konnten, in rasender Hast an den Kontrollen ihres Fahrzeugs hantierte. Versucht er es zu landen, oder in der Luft zu halten? Turpin wußte es nicht, aber auf jeden Fall war das Ding im Begriff zu landen – oder abzustürzen.
    Es landete. Auf einer Weide, in sicherer Entfernung der Bäume.
    Als sich der Hopper hinuntersenkte, sprang die Gestalt aus ihrem Vehikel heraus und hastete davon. In der nächsten Baumgruppe verschwand sie.
    »Wir haben ihn erschreckt«, sagte Woodbine, als er den Hopper geschickt neben dem abgestellten, verlassenen Vehikel herunterbrachte. »Aber wie auch immer – wir können sein Schiff untersuchen. Das müßte uns eine Menge sagen, praktisch alles, was wir wissen wollen.« Gleich darauf zog er die Kabinenluke zurück, krabbelte hinaus und ließ sich auf den Boden hinunterfallen. Ohne auf Stanley oder Turpin zu warten, rannte er zu dem abgestellten, fremden Fahrzeug hinüber.
    »Es sieht aus, als sei es aus Holz gemacht«, murmelte Don Stanley, während er aus dem Hopper kletterte. Er ließ sich zu Boden fallen und ging zu Woodbine hinüber.
    Ich bleibe lieber hier, entschloß sich Leon Turpin. Zu riskant für mich zu versuchen, hinauszukommen – ich könnte mir ein Bein brechen. Und es ist ohnehin ihre Aufgabe, diesen Flugapparat zu inspizieren. Dafür habe ich sie eingestellt.
    »Stimmt, es ist

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