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Das Jahr der Maus

Das Jahr der Maus

Titel: Das Jahr der Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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müssen.
    Denn meine Arbeit begann vor mehr als zwei Jahrzehnten und war zu keinem Zeitpunkt ein Geheimprojekt, wie jetzt behauptet wird, sondern stets von Veröffentlichungen gewisser Teilresultate begleitet.
    Allein schon die Beschäftigung mit dem menschlichen Genom, dem Gesamtbauplan in Form des genetischen Code, in dem alle unsere äußeren und inneren Strukturen, alle Eigenschaften, Triebe und Talente gespeichert sind, berührt offenbar ein Tabu und unterliegt neuerdings einer dubiosen Meldepflicht und der Genehmigung durch die Richtlinien-Kommission, die ich als freier Forscher nicht anzuerkennen bereit bin.
    Diese Kommissionskollegen, aus meiner Sicht kleinkarierte Bürokraten und Administratoren, sind ja keine Forscher im elementaren Sinn des Wortes, sonst wüßten sie, was es heißt, eine Idee zu haben, eine Vision, und an der Nachprüfung der Wahrheit gehindert zu werden.
    Ich entreiße der Natur ihre Geheimnisse – das ist meine Aufgabe.
    Es geht um Erkenntnis!
    Ich will es wissen!
    Zwar gehe ich in Anlehnung an Aristoteles und seine ›Analytika‹ davon aus, daß jede Wissenschaft und jedes Wissensgebiet von grundlegenden Prinzipien oder Axiomen bestimmt wird, die zu kennen genügt.
    Aber das ist für mich kein Grund, in der genehmigungsfreien Theorie zu verharren!
    Ich will sehen, ob das, was ich mir gedacht habe, ob meine Vision also funktioniert, und, wenn ›ja‹, wie es geschieht!
    Ich will wissen, ob ich recht habe mit meinen Mutmaßungen und Hypothesen und Berechnungen.
    Mich interessieren die Tatsachen, nicht die Axiome.
    Mich faszinieren die verschlüsselten Zusammenhänge, die es sichtbar und beweisbar zu entschlüsseln gilt.
    Und da kommen solche Leute, wie auch diese Molekularbiologin, Frau Professor Dr. Dr. Dr. Sarah Miller-Heidenreich, Ph.D., F.I.Biol., F.R.S.C, K.C.M.G. – um nur einige ihrer akademischen Grade, erworben an diversen Universitäten, zu erwähnen, mit ihrer kleinbürgerlichen, um nicht zu sagen ›religiös-infizierten‹ Moral.
    Wenn es nach dieser Richtlinien-Kommission geht, muß jeder Gedanke ungedacht bleiben, der mißbraucht werden kann.
    Und was, bitte, heißt in diesem Zusammenhang ›mißbraucht‹?
    Verletze ich Menschenrechte?
    Verübe ich Mord und Totschlag?
    Beute ich aus?
    Bereichere ich mich?
    Bin ich ein Oppenheimer oder ein Edward Teller, die beide im Nachhinein von bösen Skrupeln für ihre Entwicklung von A- und H-Bomben heimgesucht wurden?
    Tue ich etwas, was nicht auch die Evolution zu tun in der Lage gewesen wäre oder tatsächlich vollbracht hat?
    Über Millionen Jahre hinweg?
    Der Unterschied ist: Ich habe weniger Zeit und weniger Geduld!
    Ich praktiziere folgendes:
    Einbau von spezifischen, isolierten DNS-Segmenten höherer Organismen, sogenannter Eukaryonten wie zum Beispiel des Menschen, in das Genom eines anderen Eukaryonten, wie zum Beispiel hochentwickelter Primaten, wie das über einen Vektor von Escherichia coli, also einen Prokaryonten möglich ist.
    Damit sind wir, ich sagte ja bereits, ich käme darauf zurück, zu dem zur Schlagzeile verkommenen Begriff des ›göttlichen Funkens‹.
    Außerirdische Wesen, Besatzungen auf der Erde gelandeter Raumschiffe, Mitglieder einer fernen Hochzivilisation, götterähnliche Wesen also, wenn wir modernen Mythen Glauben schenken sollen, hätten, so behaupten die Anhänger des UFO-Kultes, von denen es allein in den USA über 16 Millionen gibt, durch Manipulation aus den ursprünglich primitiven Hominiden, aus den frühen Archanthropinen, dem Australopithecus africanus, genauer: Homo habilis, möglicherweise aber auch bereits aus Pithecanthropus, dem Homo erectus, über die Zwischenstufen der Neanthropinen, wie den Homo sapiens steinheimensis und neanderthalensis, den vernunftbegabten homo sapiens sapiens, den ›weisen Menschen‹ von heute erzeugt.
    Unsinn! Alles blanker Unsinn!
    Die Evolution läßt sich Zeit und spielt alle Variationen in großer, unendlicher Ruhe durch.
    Kein Sprung, kein Blitz, keine Überraschung!
    Und trotzdem immer noch dieser metaphysische Zweifel, dieser geheimnisumwitterte Mythos bei der Entstehung unserer Spezies.
    Selbst der Vatikan, der sich der allgemeinen Anerkennung der Evolutionstheorie auf Grund der erdrückenden Beweislast, weder durch Maßnahmen der Inquisition, weder durch Folter, Feuer und Schwert, noch durch Indizierung sämtlicher aufklärerischer Schriften in dieser für ihn so schmerzlichen Richtung zu erwehren wußte, hat nun – letztendlich! – deren

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