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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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bestätigte der Major. »Seabrooke hat mich aus dem Bett geholt, um mir die Entscheidung mitzuteilen. Wir sollen schließlich doch in die Zukunft reisen!« Moresby klopfte ungeduldig an die Tür, hinter der Chaney sich umzog. »Schneller!«
    »Wohin reisen wir?« fragte Saltus. »Ich meine, wann besuchen wir Joliet? Wissen Sie das schon?«
    »Katrina hat es mir gesagt. Das wird Ihnen nicht gefallen, Art.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Entscheidung nach politischen Gesichtspunkten getroffen worden ist! Katrina hat gesagt, sie sei heute morgen aus dem Weißen Haus gekommen – direkt von ihm. Wir hätten auf etwas Ähnliches gefaßt sein müssen.«
    »Worauf?« erkundigte Chaney sich, der aus der Umkleidekabine trat.
    »Wir reisen zwei Jahre weit in die Zukunft«, antwortete der Major. »Unser Ziel ist der sechste November 1980, ein Donnerstag. Der Präsident will wissen, ob er wiedergewählt wird.«
    Saltus und Chaney starrten sich sprachlos erstaunt an.

9
     
    Brian Chaney
    Joliet, Illinois
    6. November 1980
     
    Wenn wir die Vergangenheit
    Gegen die Gegenwart ausspielen,
    Werden wir feststellen,
    Daß wir die Zukunft verloren haben.
    Winston Churchill
     
    Das rote Licht erlosch. Chaney griff nach oben, um die Luke zu entriegeln. Das grüne Blinklicht erlosch. Er öffnete die Luke und richtete sich auf, bis Kopf und Schultern aus dem 2VF ragten. Der Kellerraum war wie erwartet menschenleer. Chaney kletterte aus dem Fahrzeug und rutschte außen hinab, bis er die Metalleiter unter den Füßen spürte. Die Aluminumhülle war eiskalt. Er schloß die Einstiegsluke und sah dann neugierig zu den Fernsehkameras hinüber. Er hoffte, daß die Ingenieure des Jahres 1980 damit zufrieden waren, wie genau er die Vorschriften beachtete.
    Chaney warf einen Blick auf seine Uhr: 10.03. Das war zu erwarten. Er war vor weniger als einer Minute als dritter und. letzter Mann gestartet. Die Wanduhr zeigte Datum und Uhrzeit an: 7.55 am 6. November 1980. Daneben registrierte ein Fern thermometer die augenblickliche Außentemperatur: -1° C.
    Chaney zögerte unschlüssig. Die Zeit stimmte nicht – die Uhr hätte 10.03 plus oder minus acht Minuten anzeigen müssen. Er nahm sich vor, den Ingenieuren zu sagen, was er von ihrem Steuersystem hielt.
    Major Moresby war kurz nach neun Uhr gestartet. Eine halbe Stunde später war Arthur Saltus ihm in die Zukunft gefolgt, und nach weiteren dreißig Minuten hatte Chaney sich in die Aluminiumröhre gezwängt. Die Ankunftszeit sollte mit der Startzeit identisch sein oder höchstens acht Minuten von ihr abweichen. Chaney hatte damit gerechnet, gegen zehn Uhr anzukommen und von den anderen erwartet zu werden. Nach einer letzten Besprechung im Schutzraum sollten sie einzeln ins Zielgebiet fahren, um es auf eigene Faust zu erkunden.
    Katrina hatte ihnen detaillierte Anweisungen gegeben und ihnen viel Glück gewünscht.
    »Kommen Sie nicht mit, um uns zu verabschieden?« hatte Saltus gefragt.
    »Ich warte im Besprechungsraum, Sir«, hatte sie geantwortet.
    Der große Zeiger der Wanduhr rückte auf 7.56 vor.
    Chaney gab sich einen Ruck, kletterte von der Leiter und trat an den Metallspind. Als er die Tür öffnete, erwartete ihn eine weitere Überraschung. Sein Anzug, den er vor wenigen Minuten in den Schrank gehängt hatte, war gereinigt worden und steckte jetzt in einem Plastiksack mit dem Firmenaufdruck der Reinigung. Die Anzüge daneben gehörten Moresby und Saltus. An jedem Sack war ein Namensschild befestigt, und Chaney erkannte Katrinas Handschrift. Diesmal war er der erste.
    Er zog sich rasch an und verließ den Kellerraum. Der hellbeleuchtete Korridor führte zum Schutzraum. Chaney war sich bewußt, daß er auf Schritt und Tritt von Kameras überwacht wurde. Überall herrschte tiefes Schweigen, denn die Ingenieure hatten strenge Anweisung, unter keinen Umständen Verbindung mit ihm aufzunehmen. Aber sie befanden sich Chaney gegenüber im Vorteil: Sie konnten diesen Mann aus der Vergangenheit in aller Ruhe beobachten, während er nicht einmal wußte, wer vor den Bildschirmen saß. Als Chaney die Tür des Schutzraumes öffnete, ging automatisch das Licht an. Der Raum war leer.
    Eine Uhr über der Werkbank zeigte 8.01 an.
    Chaney betrat den Schutzraum und sah sich langsam darin um. Auf der Werkbank lagen einige neue Gegenstände; sonst schien sich nichts verändert zu haben, seitdem er den Raum zuletzt gesehen hatte. Er wurde erwartet. Drei Tonbandgeräte waren aus dem Lager geholt und betriebsbereit

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