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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Stahlhelme ließen vermuten, daß die Toten Soldaten waren, die von Fremden erschossen und in den Swimming-pool geworfen worden waren – von Jets. Überlebende in der Station hätten ihre Kameraden beerdigt.
    Er dachte plötzlich an Katrina, die in diesem Becken im Wasser gespielt hatte. Die schöne Katrina in ihrem aufreizenden Badeanzug! Sie hatte ihn geneckt, sie war ihm immer wieder ausgewichen und hatte ihn dadurch aufgefordert, sie zu verfolgen; sie war sich darüber im klaren gewesen, was sie tat, aber sie hatte vorgegeben, es nicht zu wissen – und das machte alles nur erregender. Und Chaney! Der arme Zivilist hockte in seinem Liegestuhl, wurde abwechselnd grün und gelb vor Neid und Eifersucht und fand doch nicht den Mut, sich mehr um Katrina zu bemühen. Verdammt noch mal, das war ein Tag, den man nicht so leicht vergaß!
    Arthur Saltus wandte sich ab, ging zu seinem Wagen zurück und setzte sich ans Steuer.
     
    Der hohe Maschendrahtzaun der Station hatte an der Nordwestecke zwei große Löcher, die durch Einwirkung von außen entstanden waren. Das Wrack eines ausgebrannten Lastwagens, der die erste Bresche gerissen hatte, stand noch immer dort. Granatwerferfeuer hatte den Zaun an einer anderen Stelle aufgerissen. Schneebedeckte Gegenstände, die menschliche Überreste sein konnten, lagen auf beiden Seiten des Zauns. Etwa fünfzig Meter davon entfernt sah Saltus das völlig zerstörte Wrack eines Autos stehen.
    Saltus untersuchte das durch eine Granate vernichtete Fahrzeug und stellte fest, daß es ebenfalls ein Elektroauto gewesen war. Er betrachtete die Räder mit den zerfetzten Reifen, warf einen Blick auf das an der Steuersäule hängende Lenkrad und stellte erstaunt fest, daß die durch den Explosionsdruck weggeschleuderte Windschutzscheibe nicht zerbrochen war. Sie bestand aus einem biegsamen Plastikmaterial, das selbst unter Saltus’ Gewicht nur etwas nachgab, ohne zu zerbrechen. Er verglich die Windschutzscheibe mit der seines Wagens; die beiden waren identisch. Der kleine Unterflurmotor war bis zur Unkenntlichkeit geschmolzen.
    Saltus scharrte den Schnee in der Nähe des Fahrzeugs so gut wie möglich fort und suchte nach einem Hinweis darauf, ob William Moresby hier gestorben war. Er hielt es für wahrscheinlich, daß William diesen Wagen auf dem Parkplatz vorgefunden hatte und damit hierhergefahren war. Es wäre allerdings verdammt schade, wenn er umgekommen wäre, bevor er aus dem Auto steigen konnte. Der alte William hatte etwas Besseres verdient.
    Er fand nichts – nicht einmal einen Fetzen Uniformtuch zwischen den Trümmern. Das war vorerst ermutigend.
    Jenseits des Zauns führte ein leichter Abhang zu einem Streifen Brachland mit Baumstümpfen und einem niedrigen Holzstapel hinab. Saltus ging langsam hinunter. Vor einem Baumstumpf lagen die verschneiten Überreste eines menschlichen Körpers. Hinter dem Holzstapel entdeckte Saltus einen demolierten Granatwerfer; ein Rohrkrepierer hatte die Waffe zerfetzt und wahrscheinlich auch den Werferschützen getötet. Das konnte der Mann vor dem Baumstumpf sein. Der zweite Granatwerfer, von dem über Funk die Rede gewesen war, stand nicht mehr hier. Folglich mußten die Jets in diesem Kampf Sieger geblieben sein: Sie hatten ihren zweiten Granatwerfer mitgenommen und sich zurückgezogen – oder sie waren durch die Bresche in die Station eingedrungen.
    Saltus stieg den Abhang hinauf und kam durch das Loch im Zaun in die Station zurück. Die Schneedecke paßte sich allen Erhebungen und Vertiefungen des Geländes genau an. Flugschnee füllte die flache Mulde hinter dem Zaun beinahe aus; sie mußte durch eine explodierende Granate entstanden sein. Saltus stolperte über etwas unter dem Schnee und wäre beinahe gefallen. Ein kalter Wind blies über den verschneiten Hang.
    Er begann den Schnee von den menschlichen Überresten zu kratzen und entfernte nur so viel, bis die vermoderten Uniformen ’darunter sichtbar würden. Die Verteidiger hatten Army-Kampfanzüge getragen. Einer von ihnen trug noch seine Erkennungsmarke um den Hals. An einer anderen Stelle fand Saltus einen Jackenärmel mit Korporalstreifen und ein Paar Schuhe. Aber von William Moresbys blauer Uniform war kein Fetzen zu finden.
    Saltus hatte das Gefühl, irgend etwas übersehen zu haben. Hätte er noch etwas tun müssen? Richtig, das hatte er vergessen …
    Er ging noch mal den Abhang hinunter, ärgerte sich über seine Gedankenlosigkeit und war wütend, weil er genau wußte, daß er

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