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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sitzen konnte.
    »Eine starke Natur«, sagten die Männer. »Wenn ihr mich nicht losbindet, steh ich auf und rei­
    ße den Baumstumpf mit der Wurzel aus«, drohte der Fahrer, machte seine Drohung jedoch nicht wahr, son­ dern murmelte leise: »Verflucht noch mal, da lassen die einen, der nicht schwimmen kann, nachts auf dem See. Das wird der Polizei gemeldet.«
    Ein paar Soldaten holten ihn ab. Er wurde auf einer Bahre weggetragen, an der man ihn hatte festbinden müssen.
    Aus dem Wald ertönte wilder Lärm, der erst ver­ stummte, als die Bahre schon mehrere Kilometer ent­ fernt war.
    9. KAPITEL
    Im Moor
    Ein neuer Morgen brach an. Vatanen erwachte von Autolärm: Drei Geländewagen hatten sich durch den Wald einen Weg zum See gebahnt. Mit den Autos kamen Männer, unter ihnen beide Kommissare, Hannikainen und Savolainen. Auf Hannikainens Rücken hing ein Rucksack, daraus lugte ein Hasenkopf hervor.
    Vatanen lief den Ankömmlingen entgegen, nahm Hannikainen den Rucksack ab, löste die Schnur und hob den Hasen heraus. Welch glückliches Wiedersehen!
    Der Hase beschnupperte Vatanen freudig erregt. Als Vatanen ihn auf die Erde setzte, sprang er ihm um die Füße wie ein Hündchen.
    Savolainen übernahm am See das Kommando, er hat-te den Auftrag, sich um die evakuierten Menschen und das Vieh zu kümmern. Hannikainen war aus Neugier mitgekommen; nachdem seine Freunde ausgezogen waren, den Waldbrand zu löschen, war ihm in der ein­ samen Hütte die Zeit zu lang geworden.
    »Ich hab so verdammt viele Hechte gefangen, daß ich sie auf den Dörfern verkaufen mußte. Den Hasen hab ich gleich mitgebracht«, erklärte Hannikainen. »Meine Untersuchung ruht vorläufig«, fügte er hinzu.
    Er zog Vatanen beiseite und flüsterte: »Ich habe da draußen in der Hütte ein paar Berechnungen angestellt. Demzufolge wird Präsident Kekkonen, dieser neue also, Finnland wahrscheinlich noch 1995 regieren. Nach meinen Berechnungen ist der neue Kekkonen dann erst fünfundsiebzig Jahre alt, während der alte schon neun­ zig sein würde. Ich fürchte, dieser Umstand wird im Ausland peinliche Aufmerksamkeit erregen, denn dort kennt man ja nicht den wahren Sachverhalt.«
    Er fügte hinzu: »Theoretisch ist es durchaus möglich, daß Kekkonen das Land sogar noch nach dem Jahr 2000 regiert. Dann wäre er nämlich erst fünfundachtzig Jahre alt. Ich glaube aber, er wird im nächsten Jahrtau­ send auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur ver­ zichten.«
    Am Seeufer wurden große Zelte aufgestellt, Essen in Gulaschkanonen gewärmt. Decken an Leute verteilt. Aus einem der Geländewagen hatte man eine große Winde entladen, um den Bulldozer an Land zu ziehen.
    Da Vatanen keine andere Aufgabe zugeteilt worden war, ging er zu einer jungen Frau, die auf der Wiese die Kühe molk. Drei Plastikeimer voll Milch standen schon da. Vatanen half ihr, die Milch wegzutragen. Bald kam auch der Hase angehoppelt. Die Frau, Irja Lankinen,
    war von dem Tier sofort entzückt.
    »Ach, ist der süß!«
    »Willst du ihn über Nacht beherbergen?« Irja war einverstanden.
    »Du kriegst ihn unter der Bedingung, daß ich mit­ kommen darf, einverstanden?«
    Abends zogen sie sich zu dritt in die Scheune zurück. Vatanen hatte Decken beschafft, Irja brachte Suppe von den Zelten mit. Sie machte an der hinteren Wand Betten zurecht. Vatanen schloß die Tür, die Sonne ging unter.
    Aus der Scheune hörte man: »Laß das, er guckt.« Die Tür sprang auf. Im hohen Bogen flog der Hase
    hinaus auf die Wiese. Die Tür wurde geschlossen, der Hase blieb verlegen im Dunkeln sitzen. Nach einer hal-ben Stunde kam Vatanen zu ihm und bat ihn für den Rausschmiß um Verzeihung. Der Hase schlüpfte wieder in die Scheune, die Tür ging zu. Überall war es still, nicht einmal die Brachvögel riefen auf dem See.
    Morgens fragte Savolainen, ob Vatanen bereit sei, mit Irja die Kühe zwölf Kilometer weit bis an die Landstraße zu treiben, wo sie auf Viehwagen verladen und in die Rinderställe von Sonkajärvi gebracht werden sollten. Vatanen freute sich über die Aufgabe, er fand die Aus­ sicht, den Tag mit Irja zu verbringen, sehr verlockend.
    Fröhlich verabschiedete er sich von Savolainen und von Hannikainen, der zu ihm sagte: »Wenn du mal in Nilsiä bist, komm vorbei, dann sind meine Untersu­ chungen wahrscheinlich abgeschlossen.«
    Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien, Irja und Vatanen sangen, sie hatten keine Eile. Sie ließen die Kühe unterwegs in aller Ruhe an Bächen und

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