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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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Computer. Fragen Sie mich nicht nach der Technik, ich habe keine Ahnung davon. Auf jeden Fall konnte er mit einem Programm alle Gebirgsaufnahmen abgleichen, sagt man so? Er konnte also eine Form oder eine Kombination von Formen eingeben und den Computer fragen, wo diese auf der Erde, einschließlich der Mondvorderseite, noch einmal auftaucht. Verstehen Sie?«
    »Ja sicher, das ist heute kein großes Problem, man braucht nur die entsprechende Speicherkapazität. Und was hat es ihm gebracht?«
    »Ich glaube, nichts.« Er lehnte sich nachvorn, stützte seinen Kopf in eine Hand. »Keine Nachrichten von Außerirdischen. Trotzdem hat er die Idee nie vollkommen aufgegeben, die Zeichen und Formen immer mehr verfeinert, die Höhe der Berge kam hinzu. Er rekonstruierte ihre Formen von vor Tausenden von Jahren. Aber ein Erfolg?« Er hob die Schultern. »Ich glaube, er hätte es mir gesagt. Aber er fand durch die intensive Betrachtung und Untersuchung der Gebirge tatsächlich Hinweise auf Rohstoffe.«
    »Wirklich?«
    »Er behauptete es. Ich kann es nicht nachprüfen. Ich weiß nicht, welche und wo. Ich denke, er las Formen, Farben und Bewuchs einfach als klassischer Naturwissenschaftler, als Geologe. Was weiß ich.« Er grunzte, rieb sich die Nase und wischte sich über das Gesicht.
    »Und es gibt eine Reihe Verrückter auf diesem Planeten, die das Gleiche glauben wie er. Ich meine, die Sache mit den Gebirgen als Schrift Außerirdischer. Einige waren hier. Diese Leute kennen sich alle, stehen in Verbindung miteinander, tauschen vorsichtig Ergebnisse aus. Denn sie neiden einander jeden Fortschritt, bewachen sich eifersüchtig. Manchmal veröffentlichen sie auch bewusst falsche Ergebnisse. Einer dieser Hohlwege ist die musikalische Umsetzung. Ich glaube, die Zwillinge haben Ihnen ihre Symphonien schon vorgeführt.« Er presste die Lippen zusammen und schnaufte durch die Nase.
    »Ich glaube, falls es Zeichen gibt, die aus dem All erkennbar sein sollen, dann ist die Sonne der Laserstrahl, mit dem man sie ablesen kann. Was man beachten muss, sind also nur die Schattenformen der Gebirge zu einer bestimmten Zeit. Aber dann nehmen die Variablen einen Umfang an ...«
    Er lachte dröhnend, stand auf, kratzte sich den Kopf.
    »Was für ein Unsinn, nicht wahr? Aber dann geschah immer wieder Folgendes: Plötzlich kaufte William Godin ein Stück Land oder die Schürfrechte für irgendein Gebiet. Und siehe da, man fand genau dort Bodenschätze. Er vergab die Rechte an Bergbauunternehmen, unter der Bedingung, von allen Funden einen Anteil zu erhalten. So ungefähr. Vielleicht bekam er auch Anteile an den Unternehmen, Aktien oder so.«
    Er schwitzte, lehnte sich zurück, fuhr mit dem Finger zwischen Kragen und Hals entlang. »Tja, nun wissen Sie, was ich weiß.«
    »Früher dachte ich, sein Geld käme von Industriepatenten«, sagte ich.
    »Eine Schutzbehauptung, um das Gesindel abzuhalten, über den Zaun zu steigen. Ebenso das Schild mit der geriatrischen Psychiatrie. Er wollte bewusst als verrückt gelten. Alle sollten glauben, dass seine Funde Zufall sind.«
    »Aber sie sind es doch?«
    »Ich denke, er hat etwas herausgefunden.«
    »Was?« Ich probierte nun doch noch einen Schluck seines Zitronenwassers.
    »Ich habe keine Ahnung davon. Aber irgendetwas ist da.«
    Draußen auf der Straße hupte ein Wagen. Dann kam Petersen in den Garten. Seine Uniform wirkte zerknittert. Er grüßte Doktor Samson, indem er zwei Finger an die Schläfe führte, dann wendete er sich zu mir.
    »Ich hätte nicht übel Lust, Sie zu verhaften. Wo waren Sie letzte Nacht zwischen drei und vier Uhr?
    »Im Bett. Warum fragen Sie?«
    »Meine Schlaflosigkeit trieb mich um drei Uhr zu Godins Haus und um vier noch einmal. In dieser Zeit ist das amtliche Siegel erbrochen worden. Es war jemand im Haus.«
    »Ich war es nicht.«
    »Ich weiß, Sie haben eine wunderbare Zeugin. Sie behauptet, bei Ihnen im Bett gelegen zu haben.«
    Ich hob meine Hände, verbarg mein Gesicht dahinter. Wachse hatte nicht einen winzigen Augenblick in meinem Bett gelegen, war nicht einmal in meinem Zimmer gewesen.
    »Nur keine Scham«, sagte Petersen. »Jetzt glaube ich ihr.«
    Er strich seine Uniform glatt, dann zog er die Mundwinkel herab. »Und Sie, Doktor Samson, wo waren Sie?«
    »Im Bett, und ich wünschte, ich hätte Wachse als Zeugin. Doch ich habe nichts vorzuweisen als ein vom Schweiß der Sehnsucht getränktes Betttuch.«
    Petersen presste die Lippen zusammen und legte den Kopf schräg; er

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