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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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Wagentür. »Wollen Sie mitfahren?«, fragte er Wachse.
    »Nein«, sagte sie. »Ich gehe mit ihm.«
    »Für mich ist es trotzdem fraglich, ob es wirklich Selbstmord war«, sagte Petersen. »Wir haben mehrere etwa gleichlautende Briefe älteren Datums gefunden.«
    »Ich gehe trotzdem mit ihm.«
    »Risiko«, sagte ich.
    »Gibt es Schlimmeres für mich, als zu leben?«

15
    »Ich bin Eckermann, aber Ihr Vater war leider nicht Doktor Faust, sondern eher Mephisto«, sagte Doktor Samson. Er saß in seinem Garten. »Was ich sagen will, ist, wir haben nur geredet über das, was er tat. Geredet, geredet, geredet. Nicht ohne Scharfsinn. Nicht ohne Logik. Er schätzte mein Wissen, meine Art zu denken, nahm sie regelmäßig in Anspruch ...«
    »Er hat Sie bezahlt?«
    »Ich habe einen Lohn für meine Dienste bekommen. Richtig. Aber mit seinen konkreten Forschungen und Geschäften hatte ich nichts zu tun. Ich hab das auch schon heute Morgen der Polizei gesagt. Auch über seine Familie haben wir nie gesprochen.«
    Doktor Samson war vielleicht siebzig Jahre alt, saß in einem knarrenden Rohrstuhl an einem kleinen Tisch aus dem gleichen Material. Auf dem Tisch klebrige Plastiksets. Eine verschmutzte Glaskanne mit einer trüben Flüssigkeit. Gläser mit Staubschicht. Ein weiterer Stuhl ihm gegenüber mit einem zerfetzten Kissen darauf. Er bot mir mit einer Handbewegung den Platz an.
    »Aber Sie wussten von mir?«
    »Ja. Theoretisch. Er sagte, Sie seien sein Nachfolger in der Forschungsarbeit.«
    Ich setzte mich. Er trug einen hellen Anzug mit Weste und Krawatte, verschmutztem Hemdkragen, überall zeigten sich Flecke. Der Hosenstoff an den Knien fast durchgewetzt. Auf der Reihe Geranien neben unserem Platz lag Staub.
    Er beugte sich vor, hob die Karaffe an. »Zitronensaft mit Wasser«, sagte er und goss mir davon in ein Glas.
    Ich probierte vorsichtig, es zog mir den Mund zusammen und knirschte zwischen den Zähnen.
    Er lächelte. »Man gewöhnt sich dran. Vitamin C verlängert das Leben.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das für Forschungen waren.«
    »Die haben ja schon mit seinen Vorfahren begonnen. Sie besaßen Bergwerke. Und darum ging es immer. Bodenschätze, eigentlich Unterbodenschätze, wenn man genau sein will. Wie findet man sie? Nun, ganz einfach, mit den modernen geologischen Untersuchungsmethoden. Er aber hatte eine andere Idee. Folgte anfangs wohl der These, dass der Samen des Planeten Erde von anderen gestreut wurde, die einen Rohstoffvorrat brauchten, eben an diesem Punkt des Weltalls, wo sich die Erde befindet. Eine Art Tankstelle im All. Bedenken Sie, ein Planet mit so viel Wasser, Salzwasser, das für die an Land lebenden Wesen ungenießbar ist. Da stimmt doch was nicht. Das Salzwasser musste das Element sein, in dem die Außerirdischen leben können. Außerirdische in Fischgestalt, ha! Wie auch immer. Das Land, die Berge als Wegweiser zu den Rohstoffen. Jedes Gebirge ist ein Schriftzug, eine Bezeichnung für das, was unter ihm liegt. Schon von weitem, aus dem All, lesbar. Verrückt, was?« Er trank und schüttelte sich. »Wirklich sehr sauer heute. Also, wo war ich? William Godin suchte wiederkehrende Formen in Gebirgen. Zeichen wie ›Hier‹ oder ›Hier nicht‹ oder ›Gefahr‹ oder ›Gutes Leben‹ oder ›Landeplatz‹, meinetwegen auch ›Eisen‹, ›Kupfer‹, ›Gold‹, ›Diamanten‹.«
    Ich stieß die Luft aus. »Was erzählen Sie da? Jedes Kind weiß, dass Gebirge durch vulkanische Aktivitäten, durch tektonische Bewegungen entstanden und verschwunden sind. Sie verändern ständig ihre Form.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ja, richtig«, sagte er, »aber mal angenommen, es gibt jene Wesen, die uns um ein paar Millionen Jahre voraus sind. Und sie müssen die Planeten kennzeichnen, um sich zu orientieren, um sie auszubeuten. Die Gebirgsformen könnten eine Schrift sein. Bedenken Sie, präzise vergleichbare Gebirgsformen finden Sie auf allen Planeten und Sternen. Das erkennen wir mit simplen Fernrohren. Die Schrift des Weltalls. Warten Sie, so absurd ist das gar nicht. Vergessen Sie die UFOs und die Aliens, und folgen Sie dem Gedanken, dass bestimmte Erden, bestimmte Erze, auch ihre entsprechenden eigentümlichen Formen bilden, schon sind Sie wieder bei der Naturwissenschaft.«
    Er lachte einmal laut. »Die Schrift der Erde. Doch, er fertigte ein Verzeichnis der gängigen Formen an. Sagen wir, wie Buchstaben. Und er hatte zahllose Fotos und Satellitenbilder von Gebirgen, praktisch die ganze Erde im

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