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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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huschten Lichtreflexe. »Der Großinquisitor ist hier nicht … Das ist ein Einsatz. Ein Einsatz in meinem Gebiet, für den einzig und allein ich …«
    Klawdi nickte bestätigend. Er wartete ab, bis Mawyn erleichtert seufzte, um ihm dann mit kalter, offizieller Stimme mitzuteilen: »Angesichts der Ausnahmesituation halte ich meine persönliche Anwesenheit für angemessen und um des Allgemeinwohls willen für unerlässlich. Die Einsatzgruppe …« Sein Blick erfasste die Männer, die mit ihm im Bus saßen. »… untersteht meinem Befehl. Nieder mit dem Abschaum!«
    Mawyn schwieg. Um den Effekt seiner Worte zu steigern, ließ Klawdi noch einen Augenblick verstreichen, bevor er die Tür öffnete und ausstieg.
    Der Platz vor dem Stadion war bis zum Gehtnichtmehr vollgemüllt. Durch zertretene Plastikbecher, Zeitungsfetzen und die bunten Schalen greller Südfrüchte watend, hielt Klawdi auf die riesige Betonschale zu, die da unter dem funkelnden Abendhimmel lag. Ein Teller voll von brodelnder Menschenbrühe.
    Brühe? Suppe? Kam er zu spät?!
    Um hinter die Bühne zu gelangen, musste man drei Kontrollen passieren. Einige der nicht ins Stadion eingelassenen Fans standen noch in Gruppen beisammen und blickten finster auf die über und über mit Waffen behängten Security-Leute der ersten Kontrolle. Sobald die Furcht einflößenden Männer Klawdis Dienstmarke sahen, traten sie verängstigt auseinander, als seien sie eine Horde Dorfjungs.
    Über das Gelände wogte ein Lied, gar kein schlechtes – ehrlich gesagt. Klawdi jedoch würde die ganze Schönheit darin leider nie erfassen. Wie ein Chirurg beim Ballett, der nicht den Tanz, sondern nur die Muskelkontraktion und die gedehnten Sehnen registrierte, hörte er statt der Musik lediglich den impertinenten Lärm, das stumpfe rhythmische Getrommel, das nicht zu seinem Herzschlag passte und ihn hinderte, sich zu konzentrieren.
    Ohne stehen zu bleiben, streckte er die rechte Hand seitlich nach unten aus. Diejenigen, die ihm folgten, waren alles andere als Dilettanten. Ach ja, wie lange hatte er schon an keiner Operation mehr teilgenommen!
    Die zweite Kontrolle. Männer in Zivil. Die magische Wirkung der funkelnden Dienstmarken der Inquisition. Die erschrockenen Gesichter. Ein paar halb nackte Tänzerinnen, deren durchscheinende Hosen an den verschwitzten Körpern klebten. Eine Dame in einem Gehrock mit eingemeißelten professionellen Falten in den Winkeln der aufeinandergepressten Lippen.
    »Was gibt es, meine Herren? Sie …«
    »Bewahren Sie bitte die Ruhe. Die Oberste Inquisition.«
    Die dritte Kontrolle. Eine Visage, die auf Dienstmarken und Etikette spuckte. Auf keinen Fall wollte sich Klawdi an diesem Kerl die Hände schmutzig machen. Jetzt, da er bereits eine Hexe witterte. Immer deutlicher. Dort, hinter der geschlossenen Tür …
    »Zurück! Stehen geblieben, sage ich!«
    Die Visage drohte ihm. Offenbar mit einer Pistole. Grandiose Idee! In diesem Gedränge zu schießen!
    Klawdi trat zur Seite. Mochten sich die unteren Ränge mit dem Kerl befassen. Er, der Großinquisitor, witterte eine Hexe. Beinahe hatte er schon vergessen, dass Hexen nicht in Verhörräumen zur Welt kommen, fix und fertig und gefesselt, ja, kaum erinnerte er sich noch, wie eine ordentliche freie Hexe aussah.
    Statt die Klinke zu berühren, gab er bloß ein Zeichen, und jemand aus seinem Gefolge sprang eichhörnchengleich herbei, um die Tür mit der Schulter einzustoßen. Obwohl sie äußerlich so uneinnehmbar wirkte, handelte es sich nur um billiges Furnier.
    Ein Krachen, ein leiser Aufschrei. All das ging im Rhythmus des ewig andauernden Liedes unter.
    Ein prachtvoller Raum. Auf samtbezogenen Sofas waren malerisch Kleidungsstücke drapiert. Beflissen warfen hohe Spiegel eine unendliche Reihe von Lampen zurück. Zwei Frauen hielten sich hier auf, die eine kniete in einer Ecke und bedeckte das Gesicht mit den Händen, die andere war hinter der Lehne eines Drehstuhls erstarrt, einen Schminktopf in der Hand. Ihre Augen …
    Klawdi prallte zurück. Zwei unglaublich lange, spitze Klingen schienen sich ihm gleichzeitig unterhalb der Ohren in den Hals zu bohren. Die vor ihm stehende Hexe war unsagbar stark. Monströs stark.
    »Zurück, Inquisitor.«
    Noch einmal ein leiser Schrei, ausgestoßen von der Frau, die in der Ecke kniete.
    »Zurück. Oder auf den Tribünen werden sich die Toten stapeln.«
    Klawdi hüllte sich in Schweigen. Das war nicht der Moment, seine Kraft an ein Gespräch zu vergeuden.
    »Hast du

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